Ein X für ein U. Ein Kommentar zu den geplanten Gasbohrungen von Miriam Anton

Dießen/Ludenhausen – Auf den ersten Blick wirken die Genexco-Gasbohrungen wenig erstrebenswert für die Reichlinger: Sie tragen das Risiko von verseuchtem Trinkwasser, müssen Versiegelung, Schwertransporte, Lärm und Verkehr in Kauf nehmen. Und das Ganze fast ohne Geldfluss für die Gemeinde. Vom Klimakiller Gas und der Bremse für die Energiewende ganz zu schweigen.

Doch auf den zweiten Blick, da gibt es durchaus Vorteile, wie die Gäste auf der Informationsveranstaltung von Genexco am Montagabend in Ludenhausen erfahren durften. Bürgerinnen und Bürger müssen nur gewillt sein, rheinländisch positiv zu denken.

Das Gas-Unternehmen verspricht: Es könnten zwei bis drei neue Arbeitsplätze entstehen und mehr Übernachtungen. Ein Riesengewinn für die Reichlinger! Doch es gibt noch ein weiteres Schmankerl: Genexco bietet Führungen am Gasturm an. Ganz im Sinne der Transparenz.

Bei so vielen Vorteilen für die Gemeinde müsste, spätestens jetzt, der letzte Kritiker für das Projekt sein, oder? Vielleicht braucht es ja noch mehr Anreize?

Man könnte durch die Gasbohrung an einem der schönsten Plätze Deutschlands, zahlreiche Touristen aus Kanada, Mühlheim an der Ruhr oder von anderswo in den Landkreis locken.Nebendran am spannenden Bohr-Geschehen würde sich ein neues Hotel gut eignen.

Am besten gleich hoch hinaus bauen. Mit weitem Blick in Richtung Ammersee, wo vielleicht weiteres Gas schlummert und den Aktionären gute Gewinne bescheren könnte.

Ein zweiter Turm muss her! Ein windiger Tower, inklusive Penthouse mit rotem Teppich. Dort kann sich die Politprominenz zum Weißwurstfrühstück treffen. Und weitere Pläne schmieden. Ganz im Sinne von Genexco.

Aber Obacht! Wie das Erdgas, das in großer Tiefe meist unter hohem Druck steht und von selbst nach oben strömt, so entwickeln auch die Bürger*innen eine große Kraft. Und lassen sich weder von Genexco noch von den politisch Verantwortlichen ein X für ein U vormachen.