Folge 88

Bei einer dieser „Unterhaltungssendungen" (Knoff hoff Show hieß die) sollte ich als Zuschauer in der vordersten Reihe frenetisch applaudieren müssen, was ich aber unterließ, als das „selbstfahrende" Auto an einem für die Kamera unsichtbaren Schnürchen hereingezogen wurde. Über einen solch üblen Scherz blieb mir als KFZ- und ausgebildetem Maschinenbau-Ingenieur die Spucke weg. Für diesen Krampf hatte ich Idiot ein anderes, viel interessanteres Angebot ausgeschlagen, das ich in einer Rolle als Einkäufer einer fremdländischen Staatsbahn bei der SLM, der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik in Winterthur, schon in der Tasche hatte. Aber ich stehe in jeder Situation zu meinem Wort. Auch hier. „Knoff hoff" war leider schon vorher zugesagt. Der andere Dreh wäre reizvoller gewesen. Seit meiner frühen Kindheit bin ich leidenschaftlicher Hobby-Eisenbahner und auch heute ist die journalistische Aufarbeitung der Themen Bahnen und Nautik mein Steckenpferd. Trotzdem: die gemachte Zusage wog schwerer. Der „Knoff hoff" Regisseur Bublath hat es mir nicht gedankt, im Gegenteil, hätte er mich beinahe noch ohne Gage hochkant 'rausgeschmissen, weil ich nicht geklatscht hatte…! Die Fernsehzuschauer haben keine Ahnung, wie sie, vor allem bei solchen Sendungen, verhohnepiepelt werden…

Ein übler Bursche war Luis Trenker. Ich machte mir viele Jahre zur Gewohnheit, am Sterbetag meiner Mutter einen Strauß rosa Nelken, ihre Lieblingsblumen, vor die Tür ihres Sterbezimmers 316 im Krankenhaus „Barmherzige Brüder" in München zu stellen. Das machte ich immer so, um die jeweils momentanen Zimmerbewohner nicht mit Einzelheiten zu verschrecken. Während ich noch im Bücken begriffen war, wurde die Tür von innen aufgerissen und Herr Trenker stürmte heraus und rannte mich beinahe über den Haufen. Er riss mir die Blumen aus der Hand und sagte: „Sind die für mich?" und war in der nächsten Sekunde wieder hinter seiner Zimmertür verschwunden. Ich war paff. Er scheint sehr selbstverliebt gewesen zu sein.

An Christiane Hörbiger habe ich sehr angenehme Erinnerungen, die mir bis heute sehr wertvoll sind, obwohl sie durch ein nicht eingelöstes Versprechen etwas geschmälert werden. Christiane Hörbiger ist eine herzensliebe und sensible Frau, die sich auch in der Wirklichkeit so präsentiert wie im Film: herzenswarm. Man muss sie als Gegenspielerin einfach lieb haben. Ich hatte während des einzigen Drehs mit ihr („Die Diebinnen") einen unerklärlich tiefgründigen Kontakt zu ihr, den ich rational nicht erklären konnte. Zunächst hatten wir schon während des Drehs selber viel Spaß mit einander, weil die bestimmte Szene einfach nicht in den Kasten wollte und immer wieder wiederholt werden musste, was Peter Weck mit einer Engelsgeduld schließlich löste.

Laut dem Drehbuch gab Christiane Hörbiger (als zunächst unerkannte Chef-Diebin) in ihrer herrschaftlichen Villa einen prunkvollen abendlichen Empfang mit vielen Gästen. Sie kam majestätisch die Treppe herabgeschritten und begrüßte anschließend jeden einzelnen ihrer Gäste mit einer nur vor Ort verständlichen Höflichkeitsfloskel. Mit meiner mir zugeteilten Begleitung, einem sehr hübschen, aber etwas einfältigen jungen Mädchen – ich hätte ihr Opa sein können und auf ihrer Visitenkarte stand hoffnungsvoll „Schauspielerin" - stand ich mit ihr am Ende des linken Aufwärtsstriches eines „U", also als die letzten ihrer Gästeriege. Die Aufnahmen klappten nicht so, wie Peter Weck sich das vorgestellt hatte und mussten deshalb einige Male wiederholt werden. Auffällig lang verweilte Christiane Hörbiger jedes Mal bei mir, weil ich immer in unserem Small Talk irgendwelche unterschiedliche Kalauer einfließen ließ, die sie zum Lachen brachten und unsere Gespräche im Gegensatz zu den anderen Gästen anscheinend etwas auflockerten.