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Love, Peace or Zwiderness? Ein Zwischenruf von Edmund Epple

Edmund Epple Foto: Peter Wilson

Landsberg am Lech – Nun naht das Fest der Liebe und das führt bei vielen zu einer gewissen Nervosität. Manche können mit soviel Liebe nicht umgehen, andere fühlen sich schon wieder auf dem falschen Fuß erwischt. Immer kommt alles so plötzlich. Die Zeitungen und das Internet sind voll von Warnungen. Der Heiligabend, das soll ja ein emotionales Minenfeld sein. Manche grundgütige Menschen, die das ganze Jahr eigentlich gut drauf waren, sollen plötzlich richtig grantig werden können.

Neulich war auch zu lesen, dass im Ranking der grantigsten, also unfreundlichsten Städte der Welt Wien nicht mehr auf Platz 1 rangiert, sondern abgerutscht ist auf Rang drei. Ganz oben steht jetzt Berlin, gefolgt von München. Um zu solchen Ergebnissen zu kommen, befragt man ja selten die Einheimischen, sondern sogenannte Expats. Zuagroaste wie man in Bayern sagt. Aber da wirds schon schwierig. Ab wann ist man ein Zugezogener? Und ab wann gilt man als Einheimischer? In Landsberg reichen da z.B. drei Generationen nicht. Wie es sich mit Schwaben (Berlin), Jugos (Wien) oder Fischköppen (München) verhält weiß ich nicht. Auch weiß ich nicht, wie die Eingeborenen einen Zuagroasten immer genau erkennen wollen. Denn handelt es sich nur um einen Besucher der Stadt, ist die Stimmung bestimmt etwas fröhlicher. Denn dann weiß der Eingeborene, der geht eh wieder. Aber was ist, wenn er doch bleibt und das nächste Grätzl gentrifiziert? Schalten da viele dann einfach vorsorglich schon mal in den Zwidermodus?

Um auch Landsberg mal in einem solchen Ranking vorkommen zu lassen, planten mein geschätzter Freund und Weinhändler Bernie Ostenrieder und ich vor Jahren schon ein revolutionäres Geschäftsmodell. Wir wollten einen Laden mit dem Namen "Zwider" eröffnen. Hier hätte die Kundschaft neben dem Kauf von Wein und Vinyl gegen Aufpreis auch wohlfeile Beleidigungen seitens des Personals in Anspruch nehmen können. In Bayern, wo die Grundgrantigkeit ja eigentlich zum guten Ton gehört, dachten wir, hätten wir gute Chancen. Leider entwickelten sich die Zeitläufte ungünstig. Das persönliche Einkaufen mit Gelegenheiten zu echten zwideren Begegnungen kam aus der Mode. Für fernmündliche Beleidigungen hätten wir noch Konzepte gehabt. Aber online waren wir einfach zu spät dran. Demütigungen in den Warteschleifen von Behörden und Konzernen gehören heute sowieso zum kleinen Bussines-Einmaleins. Die fiese Nichterrreichbarkeit des richtigen Ansprechpartners bei Energieversorger oder Onlineshop und das fein ausgeklügelte Hinhalten bis einem der Kragen platzt. Dieses Handwerk beherrschen heute fast alle. Durchdigitalisierte Geschäftsmodelle sowieso. Was hätten wir noch ausrichten können, wenn es heutzutage vom Netzbetreiber Zementwatschen gibt wie solche: "Sollte das Internet bei Ihnen gestört sein, kontaktieren Sie uns bitte über das Kontaktformular unserer Website. Wir kümmern uns so schnell wie möglich um Ihr Anliegen". Dafür zahlt man nicht selten auch noch Servicepauschalen und dergleichen. Ich bin beeindruckt wie gut das alles klappt und muss einsehen, dass unser Zwider-Geschäftsmodell zwar in die richtige Richtung gedacht war, aber leider nicht ausgefeilt genug - und zudem unterfinanziert.

Denn mit einer gewissen Finanzspritze wäre vielleicht noch nicht alles verloren. Vielleicht könnte man den Abstand einholen. Wer also noch Geld übrig hat, kann es gern in unsere Zwider Company einzahlen. Wir gründen dann ein Start-up und versprechen auch allen Investoren mit grundsolidem Hohn und aufrechter Verachtung zu begegnen. Im Erfolgsfall exportieren wir dann dieses Modell auch auf andere Planeten im Sonnensystem. Die soziale Komponente ist dabei übrigens auch nicht ganz unerheblich. Denn nur wer echte Unfreundlichkeit erlebt, weiß das Gegenteil zu schätzen.

Als Discy Präsident wünsche ich nun allen, unabhängig davon, ob man sich vorher noch sieht, möglichst unzwidere Feiertage und zum neuen Jahr viel Dings. Man weiß nie, was es so bringen wird und ich rufe daher allen ein fest entschlossenes "Schau mer mal" entgegen. Und ich sage danke an alle, die auch in diesem Jahr wieder dazu beigetragen haben, dass das Discy Schiff trotz rauher See nicht untergegangen ist!  

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