Ammersee – So, liebe Leserinnen und Leser dieser Kolumne muss es bei den guten Winzern klingen, wenn sie einen kleinen Inspektionsgang in ihren Reben unternommen haben und wissen, was an Qualität und Trinkfreude die vergangenen Jahre diese Reben ihnen und uns geliefert haben!! Genau von diesen Weinmachern möchte ich Ihnen für die Festtage einige Weine vorstellen, die begeistern und aufmuntern!

In Zeiten wie diesen passen Weihnachten, Silvester und Lockdown nicht wirklich zusammen, genauso wie ein Virus namens „Corona" nicht in zur Menschheit passt, es sei denn, es handelt sich um das mexikanische Bier gleichen Namens.

Aber was soll's: lasst uns das Beste aus den Gegebenheiten auch unter den erschwerten Bedingungen machen. Nehmen wir uns – jeder für sich – zurück und freuen uns auf die stade Zeit. Nutzen wir die Tage zur Besinnung, Beruhigung, zum Runterfahren, zum Kraft sammeln und Optimismus frei lassen für die Zukunft! Genau da möchte ich als Maître Georges mit ein paar guten Tipps „aus dem Keller" zur Seite stehen!

Wein in seinen Varianten ist ein Seelenschmeichler, ein Hilfsmittel Humor zu bewahren und die inneren Weihnachtskerzen anzuzünden und damit eine perfekte Basis für Sinnlichkeit und inspirierenden Gesprächen. Wein wirkt in nahezu allen Lebenslagen „gestalterisch", ob als fulminanter Essensbegleiter, lockernd bei Diskussionen, untermalend bei einer „sündigen" Zigarre, als Bindeglied beim „Entre Nous"

Dieses Jahr bricht mit Tradiertem, schafft kreative, neue Formen. Also anpassen und anders feiern! Auch die reduzierten Treffen erlauben Besinnung und zünden nach dem Motto: „Überall ein Wenig, macht auch Viel" auf andere Art neue Lebensfreude. Doch egal, was Sie tun: seien Sie sich in diesen Tagen selbst von höchstem Wert.

Meine persönliche Vorfreude und Erwartung ist in den letzten Wochen gewachsen, aber mit größerer Auffächerung: die einen feiern mit Fondue oder Raclette begleitet von diversen Saucen und Beilagen als Hauptgericht, die andere Fraktion steht auf Gans oder Truthahn und wieder andere tischen nach individuellen Präferenzen Anwesender auf! Meine Frau und ich bleiben unseren klassisch, festlichen Genussmomenten verhaftet – nur personell reduziert!

Welch Aufgabe für mich als familiärer Wein-Guru, den unterschiedlich strukturierten Familien-Genussfraktionen ihren Abend önologisch abzurunden! Als Aperitif nehme ich gerne was Perlendes, Prickelndes, Erleichterndes! Das Jahresende naht, der Weihnachtsstress soll abfallen und die Seele blubbern! Wer kann das besser als ein gutgemachter Sekt, ein Crémant oder gar ein Champagner.


Crémant ist die kleine Schwester des Champagners, ähnlich hergestellt, aber mit anderen Traubensorten, was somit ganz andere Geschmacksschattierungen ermöglicht. Ich liebe hier den Crémant de Limoux aus dem Languedoc, speziell den

Crémant de Limoux Grande Cuvée de Aimery 1531 ROSÉ

Ein Charmeur, er betört mit feiner Perlage, seinen Akzent an Himbeeren und Erdbeeren, das Gefühl von Cassis. Das Prickeln auf der Zunge erzeugt Freude, Erleichterung, löst Verspannungen! Das FEST kann beginnen! UND: der Preis/0,75l Flasche um die 10 Euro. Nikolaus, wo hast Du den hergezaubert! Bring mehr davon! Da bleibt sogar noch Geld übrig für Jörg Geigers

"Cuvée Nr.23" – alkoholfrei (Rhabarber / Apfel) www.shop.manufaktur-joerg-geiger.de

Bei dem Kinder u. „koa Alkhol-Trinker" farblich und prickelnd mithalten können!


Beim Sekt gibt es Sekt und es gibt Sekt – tun Sie für sich was Gutes! Vermeiden Sie die Plastikkorken-Regale und investieren Sie in einen aufmunternden Tropfen größerer Qualität! Kategorie ab 13 Euro aufwärts. Versprochen, der Spaß beim Genuss, leuchtende Augen der Mitnipper, gelöste Stimmung – das Fest startet perfekt! Schön gekühlt, in etwas offenere Gläser – nicht in Sektflöten – eingeschenkt, lässt die Fruchtnuancen des Spätburgunders meines Lieblings-Sekts explodieren:

2016 Pinot Rosé Sekt - Methode Traditionell (http://www.gaul-weine.de)

Gaul-typisch die sorgfältige Herstellung mit selektiver Lese der Spätburgundertrauben, schonend leichte Ganztraubenpressung, erste Gärung im Edelstahltank (Oktober und November) gefolgt von der zweiten Gärung in der Flasche (méthode champenoise oder methode traditionelle). Der Pfiff ist, der Wein bleibt 32 Monate in der Flasche auf seiner Hefe, er wird dadurch komplexer, entwickelt die feine Perlage, wird von Hand gerüttelt bis er „degorgiert" (= Hefe abgezapft) wird! Ergebnis – nur 11% vol. Alkoholgehalt im Glas aufsteigendes Perlenspiel in blendendem ROSÉ, der Gaumen verwöhnt mit einem feinen Moussieren, zarte Fruchtnoten mit einem Touch Kirsche. Bei jedem Schluck spürt man „Die Leichtigkeit des Seins" und der Übergang zu „Kling Glöckchen Klingelingeling" garantiert einen stimmungsvollen Abends! Wenn Ihnen eher nach weißem Pinot Brut ist – nicht zögern, Matthias Gaul und seine Crew sind auch hier unschlagbar!

Tja – da wartet in meinem Keller „mein" Champagner von Pierre Moncuit. Schon beim Anfassen der Flasche springt die Herzfrequenz nach oben und meine innere Stimme jodelt! Pierre Moncouit ein Kleinod unter den Champagner-Machern! Die einschlägige Presse jubiliert mit Aussagen wie „zählt es zu den besten Gütern der Champagne"! Und „Am eindrucksvollsten in der ganzen Champagne erscheint uns das Preis-Leistungs-Verhältnis bei Pierre Moncuit"!

Es sind die Damen des Hauses, die den Champagner komponieren! Unter den zirka zehn Sorten hier die zwei, die ich für ein tolles Preis-Leistungsverhältnis Ihnen empfehle. Beide in ihrer Qualität, Finesse und Rasse ein wirkliches Schnäppchen:

Pierre Moncuit, Cuvée Pierre Moncuit-Delos Grand Cru Blanc de Blancs

Rebsorte Chardonnay aus den Grand-Cru Lagen von Mesnil-sur-Oger. Dem Terroire für diese Traube in der Champagne. Wunderbares feines Perlenspiel, anhaltende Frische, schüttelt die letzte Müdigkeit aus den Knochen, Noten der Zitrusfrüchte ein Wachmacher! Man spürt bei jedem Schluck das Prickeln dieser feinen Perlenschnur. „Hoppla-Di-Hoppla Da" („Obladi Oblada") war ein berühmter Song der Beatles – man könnte meinen – vermutlich nach dem Genuss dieses Champagners komponiert! Sie können nach ein bis zwei Gläsern Delos Grand Cru leicht mitsingen!

Pierre Moncuit, Champagne Rosé Grand Cru

Die Alternative in Rosé dazu: Rebsorten Chardonnay und Pinot Noir! Eleganz! Frische! Früchte! Mineralität! Ein Rosé als Grand Cru in Höchstform!! Das Mund Gefühl bei jedem Schluck von neuem unter Strom! Erdbeeren-, Himbeeren, dann wieder herb durch die Mineralität! Das „Ding" ist Extraklasse ein Verführer par excellence! Die 0,75 l Flasche dieser Champagner liegt im Internet bei 35 bis 39 Euro (z.B. bei Pinard de Picard).

Solchermaßen angetörnt, geht der Magen auf Empfang! An den Tisch! Weißwein folgt! Natürlich muss der das vorgelegte Niveau halten! Die Vielfalt der Weißweine ist gigantisch, erlaubt aber auch mit einem maßgeschneiderten Weißen das Essen zu adeln. Die große Linie bei der Wahl ist klar, wenn ich an Weiß- oder Grauburgunder denke, oder an Chardonnay, Riesling, Grüne Veltliner, Sauvignon Blancs, Gutedel, Silvaner. Nur – nicht der Stoff macht den Anzug maßgeschneidert, sondern das Auge des Schneiders, sein Maßband, seine Notizen, das optische Austarieren seines Kunden. So auch beim Wein: Jeder Klasse Winzer ist ein Maßschneider: auf Basis seiner Kenntnis der Bodenstruktur, der klimatischen Verhältnisse, und weiterer Faktoren arbeitet er die kleinsten Facetten seines Weins heraus.

Für mich ist der Markgräfler Hanspeter Ziereisen ein Parade-Beispiel! Seine Weine sind geprägt von seinem Gespür Boden und Reben im Gleichgewicht zu halten, genauso wichtig die richtige Auswahl des Lesezeitpunkts, die Art der Vergärung – meist spontan – mit eventueller Mazeration und der Zeitkorridor beim Reifen! Teilweise mit bis zu 24 Monaten auf Hefe und, wenn nötig, bekommen seine Weine noch Zeit sich in der Flasche weiter zu harmonisieren! Nicht von ungefähr gehört er zu den 20 deutschen Winzern mit Prädikat Weltklasse! Probieren Sie mal seinen:

2017 „Musbrugger" Grauburgunder (Pinot Gris) www.ziereisen.de

Trauben sind handgelesen, danach Spontanvergärung, Maischestandzeit 18 bis 22 Monate, ohne Filtration, Lagerung in gebrauchten Holzfässern. Alterungspotenzial mind zehn Jahre! Obwohl mit drei Jahren noch sehr jung, hat der 2017er eine cremige Struktur, der Gaumen notiert Birne, Melone, reife Säure und spielt die erdige Würze mit hinein! Im Glas schlägt der Blütenduft entgegen. Deshalb nach oben öffnende Gläser verwenden. Ein Grauburgunder, der vieles vom Weißburgunder mit einspielt!

Passt vorzüglich zu Geflügelleber im Ganzen gebraten aber auch zur Leberpastete und unterschiedlichen Terrinen! Er begeistert sowohl als „Alleinunterhalter", lässt sich auch durch eine Zigarre nicht eintrüben und löst in allen Situationen Glückshormone aus! Bei einem Wein dieser Klasse sind die rund 19 Euro/0,75l fast geschenkt! Am besten damit gleich mit größerer Flaschenzahl unter den Weihnachtsbaum! Bei mindestens zehn Jahren Alterungspotenzial können Sie nichts falsch machen!!


Mit Julian Huber vom Weingut Bernhard Huber ist ein Jung-Winzer gefordert, die Sterne dieses vom Vater zu einem Star-Weingut gemachten Weinguts am Leuchten zu halten. Seine Roten sind gigantisch – vorneweg die Lage Wildenstein!

Mich begeistert genauso sein Weißer

2016 „Malterdinger" Cuvée (Weißburgunder / Chardonnay) www.weingut-huber.com

Eine Assemblage zwischen den besten und ältesten Weißburgunderanlagen aus dem Bienenberg mit feinsten eigenen Selektionen jüngerer Chardonnay-Weinberge. Spontanvergärung im kleinen Eichenfaß, 16 Monate Reifung auf Vollhefe, dann Abfüllen ohne Filtration. Der Wein entwickelt sich in der Flasche weiter – und wie! Genossen zu Ochsenfetzen kurz gebraten, Fleur de Sel, Feldsalat,… giga! Herz was willst Du mehr! An Weihnachten kommt der bei unserer Raclette-Gruppe auf den Tisch. Weißburgunder wird die Milchsäure kontern und den Käse stärken, Chardonnay seinen Pfeffer dazu geben! Zwei Gläser die Zunge betören und die Stimmbänder zu diversen Weihnachtsliedern animieren! Auch hier gilt: ein Wein dieser Machart und dieser Geschmacksfülle für um die 20 Euro passt in diese Zeit!

Last but not least möchte ich der Fleischlobby gedenken. Zu Wild (Reh, Hirsch) mag ich eher schwarzkirsche-, brombeer-tönige Rote. Neben den Spitzen-Roten der Weingüter Ziereisen und Huber als Möglichkeit, habe ich mich dieses Jahr für den

20006 „Cairanne les Bruneau" Cotes du Rhone Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

entschieden! Er ist eine Komposition aus 55% Grenache, 25 -30% Syrah, 10% Mouvedre und 5% Carignan. Sehr ausbalanciert, vielfruchtig in der Mundfülle, langanhaltend und spielt bei jedem Bissen mit den Nuancen der Gewürze vom Fleisch, der Beilage und in der Soße! Man ist gefangen von diesem Wein! Wer diesen Wein noch nicht kennt: kaufen, lagern, trinken! Sie bringen im Leben selten so ein uneingeschränktes Gefühl von Himmel-Hoch-Jauchzend zusammen! Diese Assemblage verschiedener Trauben löst genau das aus!

Dieses Juwel finden Sie im Internet bei ab 15 Euro/0,75l Fl. Allerdings Junge ab Jahrgang 2015

Zu Geflügel, wie Gans, Ente, Truthahn liegt man immer mit einem Gigondas aus der Ecke südlich Côtes du Rhône richtig. Unsere Gans-Fraktion hat sich bei der Vorverkostung meiner Alternative, nämlich dem

2015 Tempranillo aus der Pfalz (http://www.gaul-weine.de)

vom Weingut Mathias Gaul angeschlossen. Er ist nun mal ein Weinmacher, der seine Lagen von den Böden, dem Ortsklima her kennt und danach seine Berebung ausrichtet. In 2004 mit 1000 Rebstöcken Tempranillo auf einem Flurstück mit Lehm-Lösanteil, Unterboden Kalk, Auflage leicht steinig, Höhe rd. 220m, getestet, seit 2009 Vollernte mit Abfüllung. Die 14,5% vol. Alk. gehen „Samtpfoten weich" durch. Das Gänsefett wird schnurrend abgebaut. Es bleibt der würzige Geschmack der Gans und die Beilagen bekommen ihre Bühne im Mund. Fruchtaromen und Würze verbinden sich ideal und betören den Gaumen. Das „Ole, Ole, Ole Ole" geht bereits nach den ersten Schlucken locker von der Zunge!

Ich hoffe, Sie hatten Lesespaß und konnten was mitnehmen. Ihnen auch in dieser Zeit „Kopf hoch", es wird werden! Ihr Maître Georges