Dießen – Der erste Arbeitstag beim Augustinum hatte schon gut angefangen, meint Claus Ammer. Der 52-jährige ist Nachfolger von Beatrice Wilgo-Schima in der Dießener Seniorenresidenz. Sein Antritt für die neue Stelle begann mit dem Corona-Lockdown im März dieses Jahres zunächst in der Münchner Zentrale. „Alle sagten zu mir: ,Sie haben sich ja einen tollen Tag ausgesucht'". Corona hat den Manager seither nicht mehr verlassen. „Aber das hat mich nicht so erschrocken und in die Angst getrieben. Allerdings bin ich auch dankbar für jede Stunde, in der wir keinen „Einschlag" haben. Bevor es für ihn an den Ammersee ging, musste er einige Wochen in der Zentrale und in anderen Häusern der bundesweiten Einrichtung verbringen. Das ist Teil der „Einarbeitung" für die neuen Direktoren. Man soll seine eigenen Eindrücke und Erfahrungen an anderen Stellen gewinnen.
Ein wohlbestelltes Haus hat der gebürtige Münchner von seiner Vorgängerin übernommen. Mit ihr ist er auch immer noch im telefonischen Kontakt, wenn er mal etwas nicht weiß. „Dann greife ich schon zum Hörer und ruf Frau Wilgo-Schima an. Das haben wir ja auch so vereinbart. Ich bin dankbar, wenn ich auf ihr langjähriges Knowhow zurückgreifen kann. Ich bin mir auch nicht zu schade nachzufragen. Ich glaube auch, dass ich im Gegensatz zu meiner Vorgängerin ein bisschen zugänglicher bin". Claus Ammer trägt Sorge für die rund 400 Bewohner und die etwa 135 Mitarbeiter am Augustinerberg in der Marktgemeinde. Das Augustinum gehört damit zu den größten Arbeitgebern in der Region. Kein leichter Job, denn wer hierher kommt, so der ehemalige Mitarbeiter vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK) in Starnberg, weiß dass er wahrscheinlich nicht mehr umziehen wird. Aber so ist das Leben und mit der Endlichkeit hat der Rettungssanitäter Erfahrung. Über 17 Jahre war er dort erst ehrenamtlich und anschließen hauptamtlich tätig.
Das Augustinum bietet seinen Bewohnern die größtmögliche Freiheit. „Jedoch sind wir da, wenn wir gebraucht werden". Was er dabei immer erfrischend feststellt im Umgang mit Senioren: „Der Kopf wird nicht alt". Jetzt zu Zeiten des zweiten Lockdowns sieht alles noch mal im Augustinum anders aus. Positiv getestete Bewohner bekommen das Essen vor die Tür gestellt. Wer eher immobil ist, dem werden die Speisen auf's Appartement gebracht, aber mit voller Schutzkleidung. Mitarbeiter die Kontaktpersonen sind, mussten in Quarantäne. Besucher werden gebeten sich anzumelden und sollten ein Testergebnis vorweisen, das nicht älter als 48 Stunden ist. „Alles gar nicht einfach zu handhaben. Denn wer corona-infiziert ist, hat die ersten zwei Tage gar keine Symptome und ist trotzdem infektiös. Das ist das Problem". Zweimal in der Woche lässt Claus Ammer sich selbst und sein Personal auf Corona testen. Ammer und sein Team weisen die Bewohner und die Mitarbeiter immer wieder auf die Risiken einer Infektion hin. Vielen der Augustinumsbewohner nehmen seinen Ratschlag an, sehr wenige wiederum wollen davon nichts hören.
„Nicht einfach. Manche können es gar nicht, weil sie bereits dement sind", erklärt Ammer. Aber Krisenmanagement ist schon fast Alltag für den rührigen Manager. Dann erinnert er sich an seine erste Zeit als Geschäftsführer im Golfclub Pähl. Das war Februar 2002. Es kam eine Hagelkatastrophe, ein Einbruch und vieles mehr. Der Chef der Greenkeeper sagte zu Ammer: „Was Du in einem Jahr erlebt hast, habe ich in 20 Jahren nicht mitbekommen". Damals hat er für sich gelernt, dass solche Katastrophen ein Team unglaublich zusammenschweißen. Besonders schlimm findet Ammer, dass das kulturelle Leben im Augustinum fast zum Erliegen gekommen ist. „Das war immer das Herz aller unserer Häuser". Kein Kino, kein Konzert, keine Lesung, keine Theatervorstellung. Alle Veranstaltungen komplett heruntergefahren. „Dafür sind unsere Häuser bekannt!" Ich habe das seit ich hier bin leider so gut wie nie erleben dürfen. Einmal kurz Kino, da ging noch was, danach war's vorbei".
Aber nicht nur die Kultur fehlt. „Wir haben dieses Jahr auch bewusst und schmerzlich verzichtet auf die traditionellen Ehrungen für Mitarbeiter, die zwanzig, dreißig oder gar vierzig Jahre bei uns tätig sind. Die holen wir dann im nächsten Jahr nach, draußen, wenn es das Wetter zulässt". Die klassische Weihnachtsfeier für die Bewohner und die Angehörigen im Haus-Restaurant ist ausgefallen. Dafür hatte der Direktor an Heiligabend selbst ein bisschen den Weihnachtsmann gespielt und Geschenke den Bewohnern aufs Appartement gebracht. Das macht der Direktor eines Augustinums. Das gehört sich so „Das erhöht die Bindung der Leitung an die Bewohner". Die Weihnachtsfeiertage gingen für Claus Ammer ohne Zwischenfälle vorüber und nach diesem turbulenten Jahr hat er für das nächste Jahr nur einen Wunsch: „Dass wieder Normalität in das Haus einkehrt".
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