Jeden Tag lesen Sie auf aloys.news eine Folge aus dem Buch des Dießener Journalisten Michael Fuchs-Gamböck. Es trägt den Titel "Er hatte sie alle. 50 Geschichten aus 25 Jahren Rock 'n' Roll-, Rock- & Pop-Abenteuer" und ist vor drei Jahren erschienen.

Folge 138: Besuch bei Janes Jackson der jüngsten Schwester von Michael Jacksons 

Mein Gegenüber strahlte mich selig an, als wären wir gute alte Freunde. Pete hatte sich inzwischen drei, vier Meter hinter uns auf eine Liege gelümmelt. Janet goss mir Wasser aus einer großen Karaffe ein, lächelte einnehmend, während ich mir interessiert eine frisch aussehende Tätowierung auf ihrem linken Unterarm betrachtete. Sie musste meinen Blick bemerkt haben, denn ohne sie gefragt zu haben, flötete sie mit ihrem hellen Timbre: „Das Ding ist ziemlich neu und stellt ein indianisches Symbol für Stärke dar. Ich hab übrigens noch zwei andere, eine auf dem Rücken, die bis hinunter zum Hintern führt, ebenfalls ein Symbol. Und dann hab ich noch eine Tätowierung, die ich dir aber leider nicht zeigen und über die ich dir auch nichts erzählen kann."

Warum nicht? Ich war ein wenig konsterniert, vielleicht lag das auch an der weiterhin viel zu heißen Sonne, die bereits jetzt meinen Schädel gnadenlos briet. „Sie ist an einer Stelle meines Körpers, den ich nur ganz wenigen Menschen zeige", kicherte Janet wie ein kleines Mädchen. „Und diese Menschen sollen bei der Entdeckung eine kleine Überraschung erleben ..." 

Wie sie darauf kam, sich tätowieren zu lassen, wollte ich erfahren? „Das war für mich ein sehr ritueller Akt, ein Befreiungsschlag, mit dem ich mich von all dem Schmerz, der sich bei mir in den letzten Jahren angesammelt hatte, erlöste", antwortete sie, mit einem Mal sehr ernst. „Ich ließ mich stechen – mir also äußeren Schmerz zufügen –, um den inneren Schmerz zu überwinden. Da Tattoos bekanntermaßen für die Ewigkeit sind, werde ich ein Leben lang daran erinnert werden, dass ich Schmerz empfand. Und dass ich ihn überwunden habe. Ein sehr erhebendes Gefühl!"
Schmerz, ein spannendes Thema. Ich hatte nie geglaubt, dass ich gefühlte fünf Minuten, nachdem ich diesen Megastar kennengelernt hatte, bereits dermaßen intime Details aus ihrem Leben erfahren würde. „Ich möchte jetzt nicht ins Detail gehen, aber in den 31 Jahren meiner Existenz hat sich eine Menge Dreck in meiner Seele angesammelt", analysierte Janet weiter: „Die verkorkste Beziehung zu meinem despotischen Vater, die Hochzeit mit einem Drogenabhängigen, das Bild, das Leute in der Öffentlichkeit von mir haben.

Viele Menschen glauben, dass wir Jacksons eine total durchgeknallte Familie sind, asozial und weltfremd. Ich meine: Natürlich war es hart, in dieser ..." – jetzt lachte sie beinahe fröhlich – „... Dynastie groß zu werden. Der frühe Ruhm, das ständige In-der-Öffentlichkeit-Stehen, die Rivalität untereinander – so was belastet die jugendliche Seele. Und dass unser Vater so ehrgeizig war, hat die Sache nicht eben erleichtert.

Doch letztendlich haben wir Geschwister allesamt Erfolg, wir verdienen gutes Geld, sind sehr solidarisch zueinander und finanziell unabhängig, was das Leben wiederum sehr erträglich macht. Logisch, für dieses Privileg musst du einen Preis bezahlen. Aber dieser Preis ist nicht zu hoch. Ich glaube, ich kann mit den negativen Seiten des Erfolgs sehr gut umgehen.

Doch zurück zu unserer Familie: Ich denke nicht, dass wir verrückter sind als die meisten anderen Familien. Wir haben Macken, na klar, aber so ist das Leben nun mal eingerichtet. Und es ist doch ganz spannend, dass jeder Mensch eine andere Macke hat, oder nicht? Nur weil wir Musik machen, im öffentlichen Leben stehen und viele Platten verkaufen, darf man uns nicht verteufeln. Wir sind völlig anders, als die Medien uns die ganze Zeit über darstellen. Und bestimmt nicht so einseitig und simpel konstruiert."

Wird morgen fortgesetzt