Schondorf – Dr. Peter Cornelius Mayer-Tasch ist seit 1971 Professor für Politikwissenschaft und Rechtstheorie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er gründete 1984 die Forschungsstelle für Politische Ökologie und war deren Mit-Leiter. Zusammen mit Ulrich Weiss leitete er von 1996 bis 2012 den Lehrbereich Politische Theorie der Hochschule für Politik. 1993–2020 war Mayer-Tasch Vorsitzender der Diplomprüfungsausschusses der Hochschule für Politik; 1993–2014 war er auch Mitglied des Senats der Hochschule für Politik. 1998–2002 hatte er das Amt des Prorektors inne, 2002–2010 war er deren Rektor. Vor einem Jahr hat Mayer-Tasch eine Philosophische Praxis an seinem Wohnsitz in Schondorf, wo er seit über fünf Jahrzehnten lebt, eröffnet.
Das Buch, das ich gerade lese.
Fritz Mühlenweg, Fremde auf dem Pfad der Nachdenklichkeit (1952/96 ff). Ein wundervoll beruhigendes und auf sublime Weise humorvolles Buch, das den Weg einer kleinen Karawane begleitet.
Zugleich lese ich Anatole France, "Die Schuld des Prof. Bonnard". Welch' scharfe Beobachtungsgabe, welch' verhaltene Menschlichkeit. Auch dies ein wundervolles Buch für philosophisch und anachronistisch Angehauchte, die es schätzen, nach innen zu schmunzeln!
Das Buch, das mein Leben verändert hat.
Ich glaube nicht, dass es ein einzelnes Buch war, das den Gang und die Wendungen meines Lebens verändert hat. Zumeist waren dies konkrete Erfahrungen mit mir selbst und mit anderen Menschen, die dann freilich oft von Büchern „begleitet" wurden. Wenn ich aber doch einzelne Autoren oder Bücher nennen sollte, die mich zutiefst beeindruckt haben, so waren dies die Vorsokratiker Anaximander und Xenophanes, der „Sokratiker" Platon und der Frühaufklärer Thomas Hobbes („Leviathan" von 1651), dem ich zwei eigene Bücher gewidmet habe.
Das Buch, das ich gerne geschrieben hätte.
Fast alle Bücher, die ich schreiben wollte, habe ich auch geschrieben (inzwischen sind es zirka 75). Darüber, ob ich das Buch eines anderen Autors gerne geschrieben hätte, habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Für die Bücher anderer Autoren, die ich gut fand, war ich stets dankbar, sie lesen zu können beziehungsweise gelesen zu haben. Aber jeder Autor kann beziehungsweise sollte nur die Bücher schreiben, die „ihm angehören" (Manfred Hansmann: „Was Dir nicht angehört").
Das Buch, das meine Art zu schreiben beeinflusst hat.
Auch diese Frage kann ich nicht beantworten. Sehr wahrscheinlich habe ich aus vielen Quellen getrunken; eine spezifische Nachfolge oder auch nur Beeinflussung ist mir jedenfalls nicht bewusst.
Das am meisten unterschätzte Buch.
Da mir die – vielfach überhaupt nicht öffentlich bekundeten – literarischen Ein- und Wertschätzungen meiner Zeitgenossen allenfalls bruchstückhaft bekannt sein können, ist diese Frage für mich und (wie ich meine auch den Rest der Menschheit) nicht seriös beantwortbar.
Das Buch, das mein Denken verändert hat.
Die Abhandlung des Mystikers Meister Eckhart (1260-1329) mit dem Titel „Ich und der Vater sind eins" (leicht zugänglich in der Reclam Auswahl von F.A. Schmid Noerr „Meister Eckhart, Vom Wunder der Seele"). In diesem Traktat spricht Meister Eckhart von der „Gottesgeburt im Menschen" und bietet damit eine Deutungsalternative zum christlichen Narrativ der Gottesgeburt in Bethlehem, das dann auf dem Konzil von Nicäa (325 n. Chr.) dank anfänglicher kaiserlicher Nachhilfe auf eine nicht von allen Verehrern des Weisheitslehrers, Geistheilers und Propheten Jesus v. Nazareth ohne Weiteres nachvollziehbare polit-theologische Hochebene gehoben wurde.
Das Buch, bei dem ich zuletzt weinen musste.
Es gab sicher die eine oder andere Passage in dem einen oder anderen Buch, die mich zu Tränen rührte – an ein ganzes Buch aber, bei dem dies der Fall war, kann ich mich nicht erinnern.
Das letzte Buch, das mich zum Lachen gebracht hat.
Stets und immer wieder die ebenso brillanten wie komischen Theaterstücke des unvergesslichen Curt Goetz (z.B. Das Haus in Montevideo). Zuletzt einige der Alltagsgeschichten von Alberto Moravia in „Die Lichter von Rom".
Das Buch, das ich nicht zu Ende lesen konnte.
Nicht zu Ende gelesen habe ich so manches Buch – sei es, weil es mir für meine jeweilige Befindlichkeit nicht bedeutsam oder passend erschien, es mich langweilte oder gar aus diesem oder jenem Grunde abstieß. Dies allerdings hatte nur bedingt etwas mit der Qualität oder Bedeutsamkeit des Buches selbst zu tun, das mir immerhin interessant genug erschien, mit der Lektüre zu beginnen.
Das Buch, bei dem ich mich schäme, es nicht gelesen zu haben.
Ich glaube nicht, dass es ein Buch gibt, welches nicht gelesen zu haben, ich mich schämen würde. Nach lebenslangem ständigem Wechsel von Lesen und Schreiben habe ich vermutlich all' die Bücher gelesen, derer ich bedurfte, um meinen (genetisch, astrologisch, karmisch oder durch Sozialisation vorgezeichneten) Weg zu gehen. Büchern, deren ich nicht bedurfte, um diesen Weg zu gehen, bin ich vermutlich nicht begegnet oder es hat mich nicht gereizt, sie zu lesen. Ich könnte mich also auch nicht schämen, sie nicht gelesen zu haben. So einfach stellt sich mir die Antwort auf diese Frage dar.
Das Buch, das ich gerne verschenke.
Die Bücher, die ich am liebsten verschenke: Hinter Mauern ein Paradies (1998 ff), Die Himmelsleiter (2015 ff) und Die Buchstaben der Philosophie (2017) – alle in der „Insel-Bücherei" erschienen.
Das Buch, an das ich mich am liebsten erinnere
Stets und immer wieder das I Ging bzw. Yijing, das älteste Weisheitsbuch der Welt in der konfuzianischen Übertragung von Wilhelm (1918/20) und in der taoistischen von Frank Fiedeler (1996). Es ist mir zum fast unentbehrlichen Begleiter und Ratgeber geworden – an Scheidewegen zur „Stimme Gottes aus dem brennenden Dornbusch".
Mein erstes Leseerlebnis.
Als Kind: Franz Otto (Hrsg.): Ältere Deutsche Geschichte (von Hermann dem Befreier bis zum Ende des Mittelalters) aus der Reihe „Das Illustrierte Goldene Kinderbuch", Leipzig 1890. In ihm habe ich quasi „zu lesen gelernt". Der Geschichte gilt seither meine nie erlöschende Leidenschaft.
Als Heranwachsender: Ernest Hemingway, „Über den Fluss und in die Wälder".
Als Erwachsener: Rilkes „Stundenbuch", Thomas Manns „Josef und seine Brüder" und Heinrich Manns „Henri Quatre" (2 Bände).
When you subscribe to the blog, we will send you an e-mail when there are new updates on the site so you wouldn't miss them.
By accepting you will be accessing a service provided by a third-party external to https://aloys.news/
Kommentare