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Die Konzertsaison für Frühjahr und Sommer beginnt demnächst im Landsberger Stadttheater. Edmund Epple ist dafür verantwortlich. Ein Interview mit dem Kulturmanager

Edmund Epple. Foto: Peter Wilson
Landsberg – Seit ziemlich genau zwei Jahren ist das Konzertleben in Deutschland fast komplett zum Erliegen gekommen. Auch die Musiksparte des Landsberger Stadttheaters lag brach. Jetzt kommt Aufwind. Das musikalische Programm hat Edmund Epple seit mehr als einem Jahrzehnt zu verantworten. Er ist das was man einen Kulturmanager nennt. Der Begriff behagt ihm aber nach eigenem Bekunden nicht sehr. "Kultur ist nur sehr bedingt managebar!", sagt mit einem Augenzwinkern. Er führt auch den weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannten "Discy" – Plattenladen und Buchhandlung – in der Herzog-Ernst-Str. in Landsberg. Dort habe ich mich mit ihm jüngst getroffen um über die kommende Saison zu sprechen. Wir sitzen zwischen Bergen von Büchern, CDs und Schallplatten.


aloys.news: Jetzt beginnt die Konzertsaison? Wie fühlen Sie sich?
Edmund Epple: Den Umständen entsprechend sehr gut! Wir greifen nun teilweise auf die Planung zurück, die wir im Jahr 2020 bereits hatten. Aber es ist natürlich unmöglich die Planung eins zu eins wieder aufzunehmen, weil die Künstler oft in internationale Tournee-Termine eingebunden werden müssen. Zum Beispiel waren Hazmat Modine 2020 weit vor dem Konzerttermin ausverkauft, die gesamte Europatournee wurde anschließend zweimal wieder abgesagt. Das betrifft aber auch deutsche Künstler: Mulo Francel und Chris Gall zum Beispiel. Die Europa-Tour von Delvon Lamarr aus Seattle wurde auch mehrfach verschoben. Es ist ein Glücksfall, dass wir hier wieder einsteigen konnten. Jimi Tenor und die Bigband Dachau haben ihren Live-Auftritt im Stadttheater 2019 mittlerweile auf CD und Schallplatte veröffentlicht. Wir wollten dieses bemerkenswerte Ereignis gebührend feiern. Auch das wurde immer wieder verschoben. Jetzt sieht es so aus, dass wir im Mai das nachholen dürfen


aloys.news: Was kommt jetzt eigentlich Neues dazu?
Edmund Epple: Das Münchner Jazz-Label Enja begeht dieses Jahr sein 50. Bestehen. In Kooperation mit Enja bekommen wir echte Highlights. Einer davon ist Marc Ribot. Er ist eine Riesenhausnummer unter Musikliebhabern. Er ist der Haus- und Hofgitarrist von Tom Waits. Man hört ihn auf unzähligen Platten, zb auch von Elvis Costello oder den Lounge Lizards aus New York. Zuletzt auf der neuen Platte von Robert Plant und Allison Krauss. Der andere ist Abdullah Ibrahim, auch bekannt als Dollar Brand. Man soll immer vorsichtig sein mit dem Begriff „Ikone", aber das ist er wirklich. Er stammt aus ärmlichen Verhältnissen in Südafrika und spielte bei der Amtseinführung von Nelson Mandela. Es ist eine Sensation, dass wir diesen Musiker bekommen. Das fühlt sich für mich ungefähr so an, als hätten wir Miles Davis oder Keith Jarrett eingeladen. Abdullah Ibrahim kommt zu einem Solo-Klavierabend. Und das verdanken wir dem Jubiläum von Enja.

aloys.news: Mit Enja kooperieren Sie doch schon seit vielen Jahren?
Edmund Epple: Ja, wir hatten bereits in den vergangenen Jahren viele Enja-Künstler in Landsberg. Zuletzt Johannes Enders, Monika Roscher, LBT (das Leo Betzl Trio) und Walter Lang, der leider vor Kurzem verstorben ist

aloys.news: Auf was freuen Sie sich besonders?
Edmund Epple: Auf alles gleichermaßen. Vor allem auf die Begegnungen von Publikum und Live-Musikern, dass das wieder möglich ist. Dass die Energie wieder fließen kann, so merkwürdig sich das vielleicht anhört.

aloys.news: Was ärgert Sie besonders?
Edmund Epple: Das Thema Corona ist noch nicht durch. Der Umgang der Politik mit freischaffenden Künstlern liegt mir echt im Magen. Auf der einen Seite gibt man sich als Kulturnation. Ein selbstständiger Künstler musste in den vergangenen zwei Jahren aber schauen, wie er seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Die ganzen Solo-Selbstständigen wurden bei der Förderung erst gar nicht berücksichtigt. Dann wurde zwar nachgebessert, trotzdem hat man hier ein unnötiges Chaos angerichtet. Das muss man jetzt wieder aufräumen.

aloys.news: Wie erging es Ihnen denn in dieser Zeit? Sie sind ja auch in gewisser Weise freischaffend?
Edmund Epple: In der Tat! Mir ist von einem Tag auf den anderen auch die Geschäftsgrundlage weggebrochen. Allerdings hatte ich ja noch den Laden. Und obwohl wir in den Lockdown mußten, haben die Kunden uns weiterhin die Treue gehalten. Wir haben sogar neue Kunden hinzugewonnen. Manchen ist wohl erst in der Pandemie bewußt geworden, das es tatsächlich passieren könnte, das am Ende nur noch grosse Onlineriesen übrigbleiben. Wir sind, als wir nicht öffnen konnten, komplett auf den Versandweg umgestiegen. Aber was macht ein Cellist, der für den Auftritt bezahlt wird, keinen Unterricht mehr geben kann? Der ist existentiell betroffen. Warum setzt man da nicht bei den Menschen an? Wieso hat man sich um diese Personengruppen erst überhaupt nicht gekümmert, sie auf Grundsicherung verwiesen, mit Bürokratie in die Verzweiflung getrieben? Ich kann nachvollziehen, das für manche das eine viel existentiellere Bedrohung war als die Seuche selbst. Eine ganze Branche war und ist immer noch vorbildlich solidarisch und wird dafür ignoriert und sogar abgewatscht. Sicher, mit der neuen Bundesregierung und nach viel Druck wurde die Lage etwas besser. Aber zu vieles ging zu Bruch und die Kulturbranche ist noch lange nicht über den Berg. Die Stadt Landsberg hat allerdings nie einen Zweifel daran gelassen, dass die Konzerte weiterlaufen werden. Allerdings mußte auch ich kämpfen. Ich will nicht zu sehr ins Detail gehen. Aber hätte ich den Laden nicht gehabt und ein paar Rücklagen, wäre ich vermutlich zwischenzeitlich auch unter die Räder geraten.

aloys.news: Gibt es weitere Programmpunkte?
Edmund Epple: Wir planen bereits für den Herbst. Da freue ich mich zum Beispiel auf den festen Programmpunkt Stoppok und Artgenossen und das Konzert von Dans Dans, welches im November hätte stattfinden sollen und nun im September 2022 nachgeholt werden soll. Es gibt noch viele Pläne. Aber mehr will und kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht verraten

aloys. news: New York, Kapstadt, Seattle, München, Helsinki, Landsberg. Das ist schon eine verrückte Reihe?
Edmund Epple: Na, verrückt finde ich das nicht. Musiker von Weltrang gehen dorthin, wo sie gut und professionell aufgenommen werden. Das Landsberger Stadttheater hat eine gute Infrastruktur, ein hochmotiviertes Team, das spricht sich herum. Und nicht zuletzt auch ein offenes, interessiertes und sachkundiges Publikum. Da fühlen sich die Künstler wohl.

aloys.news: Aber das liegt auch an der Person Edmund Epple?
Edmund Epple: Wenn Sie das sagen. Landsberg hat einfach Chancen, die gilt es zu erkennen und zu nutzen. Das beginnt bei einer guten verkehrstechnischen Lage, einer wunderbaren Altstadt, individuellen Geschäften. Hier fährt man gerne her. Das Theater hat mit Florian Werner einen Leiter, der mich inhaltlich machen lässt. Seine Expertise beim Sprechtheater, Kurt Tykwers Filmforum, das Programm der Kleinstkunstbühne s'Maximilianeum. Das Landsberger Stadttheater ist einfach keine x-beliebige Spielstätte. Das Angebot trägt klare Handschriften und ist somit wie aus einem Guss. Das scheint mir das Geheimnis des Erfolges.

Alle Musiktermine von Edmund Epple im Frühjahr auf einen Blick

30.03. Chris Gall & Mulo Francel

02.04. Bananafishbones

29.04. Delvon Lamarr Organ Trio

04.05. Marc Ribot's Ceramic Dog

06.05. Jimi Tenor & Die Bigband Dachau

15.05. Abdullah Ibrahim

20.05. Fazer

28.05. Café Unterzucker

02.06. Simon Lovermann

03.07. Hazmat Modine

Mehr Infos, Tickets und Reservierungen über www.stadttheater-landsberg.de 


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