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Ein eigenwilliger Jahresrückblick vom Discy: 2020 begann recht harmlos.

Edmund Epple aka Discy hat wie immer was Interessantes zu sagen. Foto: Peter Wilson

Landsberg – Da ist sie nun also. Meine letzte reguläre Elektropost im Jahr 2020. Eigentlich wollte ich ein paar Dinge auflisten, die bei uns noch so in den Regalen stehen und gerne einen Weihnachtsbaum suchen, unter dem sie nächste Woche liegen könnten. Aber irgendwie scheint mir das im Moment gar nicht so wichtig, und für den Moment auch nicht besonders originell.

In Wirklichkeit sitze ich hier und überlege mir noch während ich schon schreibe, was denn angemessen wäre, um dieses Jahr in Worten abzuschließen.

2020 begann recht harmlos. Dann folgten schnell ein paar Haken rechts und links und Schläge in die Magengrube. Und auch im Lauf des Jahres musste man so einiges einstecken. Aber: schlussendlich kann man sagen, das wir wirtschaftlich mit einem verkraftbaren blauen Auge davongekommen sind. Das große Problem war anfangs (und ist es immer noch) das Wegbrechen sämtlicher Konzertverkäufe. Neben unserer üblichen Arbeit vor Ort und im Laden sind wir ja normalerweise auch gern mal mit verschiedenen Partnern unterwegs und verkaufen für die Künstler vor Ort CDs und Vinyl. Und ich meine damit nicht in erster Linie das Stadttheater in Landsberg. Uns sind große Tourbestückungen geplatzt. Peter Maffay Tour abgebrochen, Johannes Oerding Tour abgebrochen. Vieles andere von vornherein abgesagt. Wir waren insgesamt vielleicht zwei oder drei mal in der Unterfahrt. Nie im Ampere oder Muffathalle. Nie im Prinzregententheater, nie im Herkulessaal. Der Augsburger Jazzsommer fiel flach für uns, genauso wie die Ingolstädter Jazztage. Oder viele andere kleinere und größere Konzerte landauf, landab. Aus der großen LaBrassBanda Tour wurde wenigstens eine Biergartentournee. Aber das war's dann auch. Und wenn uns das hart trifft, dann muss man sich erst mal klarmachen, was das für die Künstler heisst, wenn sie nicht auftreten können. Für die Veranstalter und alle an der Produktion Beteiligten, den Technikern bis hin zu Caterern, Busfahrern, etc pp. Die Konzertbranche erlebte sowas ähnliches wie den Supergau und wir sind nur ein kleiner Teil davon.

Und wir haben ja noch den Laden. Und hier beginnt die schöne Seite der Geschichte. So viele Menschen haben uns in diesem Jahr nicht nur wirtschaftlich über die Runden geholfen, sondern auch und in erster Linie mental und emotional. Sie haben uns Energie gegeben. Ja, und damit sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch Sie gemeint, liebe Leserin, lieber Leser! Ich bedanke mich bei allen, die unsere Interessen teilen und uns spüren haben lassen, das wir ein wichtiger Teil in ihrem Leben sind. Ich hoffe das klingt nicht zu pathetisch, aber so fühlt es sich an. Und es ist ein schönes Gefühl!

Ich persönlich bedanke mich in erster Linie bei Kathrin und Angelika, die es geschafft haben, den grumpy old man in mir jeden Tag durch ziemlich unerschütterliche gute Laune und messerscharfem Witz im Zaum zu halten. Ok, meistens! Mir wäre schlicht sowas von fad ohne Euch, ich will mir das nicht vorstellen müssen! Aber so freue ich mich auf jeden Tag im Laden! Und weil es mir nach wie vor großen Spaß macht, habe ich auch kein Problem damit nachts um 11 noch Mails zu beantworten oder Bestellungen zu machen. Ich bin froh, dass ich es kann. So wie wir alle kein Problem damit haben, besonders viel gearbeitet zu haben. Wir sind froh, dass wir es können und ich bin besonders dankbar für das Umfeld in dem das stattfinden kann. Ich bedanke mich auch bei Günther, unserem "Senior Chef", der mit seiner charmanten Gelassenheit sowieso nie einen Zweifel aufkommen lässt, das irgendetwas schiefgehen könnte.

Ich weiß aber nun nach mehreren Absätzen immer noch nicht, wie ich meine Gefühlslage und meine Dankbarkeit wirklich am besten ausdrücken könnte. Heutzutage muss man ja sehr aufpassen. Ein falsch gesetztes Komma löst möglicherweise schon einen Shitstorm aus. Die Nerven liegen blank und manche wissen sich nicht anders zu helfen als ihre Verzweiflung in Wut und Hass zu giessen. Manche sind von Haus aus aggressiv und warten nur auf die richtige Gelegenheit. So bedanke ich mich ausdrücklich auch beim Verfasser/der Verfasserin der Hassbotschaft, die mich vor wenigen Wochen erreicht hat. Ich bedanke mich vor allem im Namen der Deutschen Post, dass der Brief ausreichend frankiert war. Ich hätte gern zurückgeschrieben und der Post weitere Einnahmen verschafft. Leider hat die Absenderadresse gefehlt. Was den oder die Absender(in) so über alle Maßen erzürnt hat, erschließt sich mir bis heute nicht. Ich vermute mal es hat was mit Corona zu tun und den Guten und den Bösen. Ist mir aber letztlich auch ziemlich Wurst! Aber ich hätte vielleicht zurückgeschrieben, dass ich keine Angst vor Ruin und Obdachlosigkeit habe und den sonstigen Dingen, die mir der/die Verfasser(in) erklärtermaßen ans Bein wünscht. Nicht, solange ich Jahre wie diese erlebe, in dem mir tagtäglich viele freundliche und wohlgesonnene Menschen begegnen oder schreiben. Menschen, die mir was geben und denen ich auch etwas geben möchte. Menschen, die nicht perfekt sind, die Fehler machen, sich auch mal irren. Liebenswerte Menschen, mit denen man nicht immer einer Meinung sein muss, sich vielleicht sogar ab und zu streitet. Menschen, die in der Lage sind, dazuzulernen und anderen zu vergeben. Und mit denen man eines Tages auch mal wieder richtig wird feiern können. Ein wahres Fest der Menschlichkeit wird das werden. Ich habe es schon ganz klar vor Augen, und ich rieche es quasi schon...

Das Jahr war auch geprägt von einem medialen Dauerorkan, dem man sich schwer entziehen konnte und zudem ich in gewisser Weise ja auch einen kleinen Beitrag geleistet habe. Es ist nicht immer leicht zwischen aufgeregter hysterisierter Öffentlichkeit und der eigenen Wahrnehmung zu trennen. Aber so wichtig es ist, sich stets über das Geschehen auf dem Planeten zu informieren, so bedeutsam ist doch auch die eigene Wahrnehmung, das selbst Erlebte, das Persönliche...

Interessanterweise habe ich dieses Jahr soviel Bruce Springsteen gehört wie seit wahrscheinlich 35 oder 40 Jahren nicht mehr. Der "Boss" sagte einen Satz, der das, was ich hier wohl gerne gesagt hätte, am besten auf den Punkt bringen kann. Was er in allererster Linie suchen und finden möchte, das sei die Schönheit im Alltäglichen. Das, meine Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde, soll auch mein Schlusswort für 2020 sein und gleichzeitig auch der ultimative Vorsatz für das nächste Jahr.

Wir sind jedenfalls noch bis 23.12. per Mail und telefonisch erreichbar und es kann weiter bestellt werden. Aber bitte fragt uns nicht nach Garantien, ob dies oder jenes noch ganz sicher bis 24.12. kommen wird. In den meisten Fällen weiß das nicht mal das Christkind!

Bitte bedenkt, dass außer den Dingen, die wie von Zauberhand unter eurem Baum liegen, die Dinge, die ihr bestellt, von Menschen zu Euch gebracht werden. Nach allem was wir als Feedback bekommen, klappt das bisher super, aber diese Menschen haben im Moment wirklich alle Hände voll zu tun. Also auch hier bitte ein bisschen Ruhe und Gelassenheit. Und ab heute geht die Wahrscheinlichkeit bis Weihnachten beliefert zu werden sehr schnell gegen null...

Ab Heilig Abend soll bei uns erst mal Ruhe einkehren. Wir nutzen den Lockdown und ziehen uns zwischen Weihnachten und Neujahr voll und ganz aus dem Verkehr. Es stapeln sich Bücher, die gelesen werden wollen. Musik (nicht nur von Bruce Springsteen), die gehört werden will. Filme, die geschaut werden wollen. Und ab und zu muss man einfach auch nur in den Himmel starren, lange Spaziergänge machen oder Vögel beobachten oder schlicht mal ganz ordentlich nüscht machen. Dafür ist nun hoffentlich bald Zeit. Ihr könnt uns jederzeit Mails schicken. Wir werden dann ab dem 04.01. anfangen diese abzuarbeiten und ab 07.01. auch wieder mit dem Versenden beginnen. Ob am 10.01. der Lockdown dann tatsächlich endet? Wir werden es sehen. Aber egal wie lange das jetzt hier dauert, wir versuchen einfach das Beste aus jedem Tag zu machen. So wie wir das immer schon gemacht haben.

Wir wünschen von ganzem Herzen Froheste Weihnachten, ein besinnliches böllerfreies Silvester (das wird eine interessante Erfahrung, auch für die Haustiere) und Alles Gute zum Neuen tatsächlich guten Jahr!! Ganz besonders allen, die viel Leid ertragen mussten in 2020, weil das Schicksal es nicht sehr gut gemeint hat mit ihnen! Passt auf Euch auf und auf die anderen auch!

Aber vielleicht spricht und mailt man sich ja noch persönlich in den nächsten Tagen! The lines are still open.....

So long!

Edmund Epple (Präsident) 

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