Dießen/Hagen – Interview-Konferenzschaltung mit Sänger Kai „Havaii" Schlasse und Gitarrist Stefan „Kleinkrieg" Klein. Die beiden Urgesteine der Hagener NDW-Kultband Extrabreit („Polizisten", „Hurra! Hurra! Die Schule brennt!") haben mit AUF EX! seit 2007 ihr erstes Werk vorgelegt. Es klingt, als wäre die Zeit stehen geblieben: Punk trifft Pop trifft flapsige deutsche Texte. Sehen auch Havaii (Jahrgang 1957) und Kleinkrieg (Jahrgang 1953) so.
Wann war klar, dass ihr nach 13 Jahren Abstinenz ein neues Studioalbum machen würdet?
HAVAII: Das hat mit unserem Freund, dem Virus zu tun. Eigentlich kamen wir Anfang des Jahres zusammen, um unsere Tournee für 2020 zu planen. Plötzlich schlug Corona zu. Fand unsere Planung nicht so toll. Damit uns nicht langweilig wird, haben wir Fünf eben neue Stücke komponiert. Irgendwas muss der rastlose Künstler ja tun.
Wie viel Nostalgie und Melancholie steckt in den neuen Liedern?
KLEINKRIEG: Wir jammern nicht rum, dass früher alles besser war. Aber wir sind uns bewusst, dass wir definitiv mehr Lebenszeit hinter uns als vor uns haben.
HAVAII: Wir waren seit jeher Melancholiker. Unsere nicht wenigen Niederlagen haben wir seit jeher heftig betrauert. Aber die Siege wurden euphorisch gefeiert. Wenngleich nicht immer mit legalen Pushern…
Man hat euch in den Medien all die Jahrzehnte über als Dauer-Pubertierende bezeichnet. Wie geht ihr damit um?
KLEINKRIEG: Wenn Kai und ich gemeinsam im Auto sitzen, um irgendwohin zu fahren, etwa zu Proben - spätestens fünf Kilometer hinter unserer Heimatstadt Hagen werden wir plötzlich wieder zu Teenagern. Erwachsenwerden liegt uns nicht. Wobei das Ganze ein Trugschluss ist. Dazu müssen wir nur jeden Tag in den Spiegel schauen. Die Realität kann grausam sein.
Extrabreit - Pop oder Punk?
HAVAII: Darüber haben wir seit jeher diskutiert. Und je nach Tagesform sind wir das eine oder das andere.
KLEINKRIEG: Ich würde sagen, wir sind „Extrabreit".
Wie sehr wird die subversive Anarcho-Vergangenheit heutzutage verklärt?
KLEINKRIEG: Bei der Gründung in den späten 70ern waren wir musikalisch blutige Anfänger. Mehr als drei Riffs hatten wir nicht drauf. Punk und später die NDW kamen uns sehr entgegen, um dieses Manko zu vertuschen. Dann noch ein paar provokative Sprüche raus hauen, schon wurde man damals ein Star.
HAVAII: Wir haben uns von Beginn an in der links-alternativen Szene von Hagen bewegt. Die war in ihrer Radikalität unser Zuhause. Allerdings war bei uns stets ein Augenzwinkern dabei, wir wollten keinen Umsturz ohne ein Lächeln.
Ihr wart die ganzen Extrabreit-Jahre nicht immer die dicksten Kumpels, gingt auch mal getrennte Wege. Wie ist das heute mit der Freundschaft?
HAVAII: Wir sind ein altes Ehepaar. Das sich wie alle alten Ehepaare sehr gerne streitet. Um sich irgendwann zu versöhnen.
KLEINKRIEG: Wir sind seit über 40 Jahren zusammen. Jetzt stehen wir den Rest der Zeit auch - gemeinsam - durch und erleben unser Ende.
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