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Im Westen viel Neues! "Gardasee. Natur- und kulturhistorische Ausflüge" Von Lothar Mayer. Jetzt im Buchhandel.

Blick vom Monte Baldo auf den Gardasee. Foto: Lothar Mayer

Gardasee – Naturkundlich interessierten Freunden der oberitalienischen Seen gilt der Gardasee und der Monte Baldo aus gutem Grund als Sehnsuchtsziel. Dort findet man nicht nur ein besonderes Lebensgefühl, sondern auch Pflanzenschätze, die nördlich der Alpen höchstens in botanischen Gärten zu bewundern sind: Die sehr seltene Paradieslilie, Kerners Schmuckblume, die Zistrose, den Weißen Affodill, die Dichter-Narzisse und nahezu alle kalkliebenden Alpenpflanzen. Und selbst die uns durchaus bekannte Bauern-Pfingstrose, die in besseren Bauerngärten nicht fehlen darf, macht einen ganz anderen Eindruck, wenn man sie in großer Zahl auf der Corna Piana entdeckt.

Und das Besondere: Die meisten Standorte sind relativ leicht zu erreichen: entweder mit der Seilbahn, die von Malcesine aus den nördlichen Teil der Gipfelregion erschließt oder von Osten her über die liebevoll hergerichtete und leicht befahrbare alte Militärstraße „Strada Generale Graziani", die von San Giacomo kommend, an der Ostflanke des Massivs nach Süden in Richtung Spiazzi führt. Unterwegs gibt es immer wieder Möglichkeiten, das Fahrzeug abzustellen und in die Gipfelregion vorzudringen.

In vielen Publikationen über den Monte Baldo finden sich Hinweise darauf, dass er der „Garten Italiens", der „Hortus Italiae" sei; und wenn das sogar die Italiener selber sagen und schreiben, dann muss schließlich etwas dran sein.

Der Monte Baldo riegelt den Gardasee gegen das Etschtal und der See den Monte Baldo gegen die westlichen ab und es ist verständlich, dass es Pflanzen gibt, die den Sprung von der einen Seite des Sees zur anderen noch nicht geschafft haben.

Der Monte Baldo gilt zudem vielen Hobby-Botanikern als Eldorado endemischer Pflanzen.

Endemisch ist eine Pflanze dann, wenn sie ausschließlich an einem bestimmten Ort vorkommt und sonst nirgends. Dabei ist der Monte Baldo in dieser Beziehung keineswegs hervorzuheben. Lediglich ein eher unscheinbares Kraut, das Warzige Gipskraut (Gypsophila papillosa Porta) darf im engeren Sinne als Monte Baldo-Endemit gelten. Die Pflanze kommt nur in der Nähe von Garda vor und blüht von Juli bis September. Sie besiedelt Trockenrasen, steinige Böden und zuweilen kann man sie auch an Wegrändern entdecken.

Die andere, etwas spektakulärere Art, die dem Monte Baldo als Endemit „gutgeschrieben" wird, ist Kerners Schmuckblume (Callianthemum kernerianum). Sie hat am Monte Baldo ein sicheres Vorkommen, kann aber im engeren Sinn nicht als Endemit bezeichnet werden, weil sie auch schon am Monte Pizzocolo und auch am Monte Tremalzo gefunden wurde.

Und wer hat schon dem Hinweis aus der „Bilder-Flora der Südalpen" von Pitschmann, Reisigl und Schiechtl aus den Jahr 1959 so richtig glauben können, dass es nicht der Monte Baldo ist, der mit den größten botanischen Kostbarkeiten aufwarten kann, sondern der Westen des Sees?

Aber für den botanisch interessierte Gardaseefreund bietet der Westen des Sees eine völlig neue und weitere, zwar bekannte, aber am Monte Baldo äußert seltene, oder gar fehlende Pflanzenarten.


Die Pizzocolo-Hauswurz (Sempervivum soculense)

Das online-Magazin Acta Succulenta 1(2) 2013 machte uns neugierig.

Davide Donati und Gérard Dumont beschrieben dort eine neue Hauswurzart vom Monte Pizzocolo. „Sempervivum soculense sp. nov. a long time unknown houseleek from the south-western Garda Prealps" überschrieben sie ihre Arbeit.

Man liest den Text und staunt. Sollte es tatsächlich möglich sein, dass es noch im 21. Jahrhundert in einem der botanisch am allerbesten erforschten Gebiete der Welt neue Arten zu entdecken gibt? In dem erst 2017 aufgelegten Werk „Endemische Alpenpflanzen von Herbert Sauerbier & Wolfgang Langer" findet man jedenfalls keinen Hinweis auf Sempervivum soculense.

Aber die Beweisführung in der Publikation ist zwingend und am besten, man schaut sich das aus der Nähe, also an Ort und Stelle einmal genauer an. Und so nutzten wir die nächste sich bietende Reisegelegenheit, um den Monte Pizzocolo (1581m) zu besteigen.

Der Berg ist gewissermaßen der Star unter den Gipfeln auf der Westseite des Sees. Kein anderer Berg hat diese Ausstrahlung. „Naso di Napoleone" wird er wegen seines markanten Profils genannt. Vor allem vom Ostufer aus oder während der Überfahrt mit der Fähre von Torri del Benaco nach Toscolano-Maderno erlebt und erliegt man seiner „magnetischen" Wirkung.

Es gibt viele Zugänge zum Gipfel. Wir entschieden uns für den Aufstieg aus dem Val di Sul.

Der Weg ist zunächst etwas beschwerlich, aber ist erst einmal der Passo Spino (1160m) erreicht, liegt der steilste Streckenabschnitt hinter uns und das Ziel schon bald vor unseren Augen. Allerdings: wenn man aus dem Halbdunkel des Waldes herausgetreten ist, wird es sich das Auge des Pflanzenfreundes nicht mehr so oft erlauben, über den See oder zum Gipfel zu blicken, denn in angespannter Erwartung muss schließlich jeder Quadratmeter genauestens untersucht werden.

Wir wandern auf leicht begehbaren geschotterten Wegen. Das Material für den Wegebau wurde direkt aus dem Berg herausgebrochen und ist in der Zeit des Unteren Jura abgelagert worden. Kurz: der Monte Pizzocolo besteht aus Kalkgestein mit eingelagerten Dolomitlinsen.

Ähnlich wie der Monte Baldo dürfte auch der um knapp 500m niedrigere Monte Pizzocolo während der Eiszeit eisfrei geblieben sein.

Und dann stehen wir endlich vor ihr...! Nein, wir jubeln nicht, sondern sind zunächst etwas unsicher. Drei Rosetten, die sich aus einer Kalksteinspalte drängen, gleichen auf den ersten Blick den vom Westufer des Sees hinlänglich gut bekannten Sempervivum tectorum. Nichts Auffälliges, vielleicht etwas pfeilförmiger zulaufende Blätter, deren Farbe als ein einfarbiges stumpfes Grün mit einem leicht ins Graue spielenden Flaum bezeichnet werden könnte, wäre bestenfalls als Unterscheidung zu der, vor allem am Monte Baldo häufigen, Tectorum-Population hervorzuheben.

Aber die Veröffentlichung der beiden Autoren Davide Donati und Gérard Dumont bringt Klarheit. Es gibt am Monte Pizzocolo ausschließlich die diploide Sempervivum soculense mit einer Chromosomenzahl von 2n=38. Die Zellen eines Organismus', der sich sexuell fortpflanzt, besitzen zwei Chromosomensätze und werden damit als diploid (2n) bezeichnet. Eine Zelle enthält je einen Chromosomensatz mit den mütterlichen und einen mit den väterlichen Erbanlagen.

Sempervivum tectorum mit einer Chromosomenzahl von 2n=72 ist dagegen tetraploid (auch polyploid!). Diese Unterscheidung kann natürlich nicht in der Natur, sondern nur im Labor belegt werden.

Vermischungen sind ohnehin eher unwahrscheinlich, denn der Westen des Sees ist sehr arm an Semperviven. Die dem Monte Pizzocolo am nächsten gelegene Population, wächst am Monte Maddalena in der Nähe von Brescia, also etwa 16 km weit entfernt.

Allerdings konnten wir eine Beobachtung der beiden Autoren nicht bestätigen.

Sie beschreiben die Art als sehr blühfreudig. Nun sind Semperviven-Arten monocarp, d.h. eine blühende Rosette stirbt nach der Blüte ab. Wir haben aber eine ganze Reihe sehr großer, alter Rosetten gefunden, die offenbar schon viele Jahre eben nicht geblüht haben und auch eine zweite Suche im September nach Fruchtständen blieb erfolglos.

Dennoch, bei der Suche nach der neuen Art Sempervivum soculense begleitete uns ein guter unbekannter Geist – der Pioniergeist, der in unseren Zeiten, in unserer Region und in diesem Metier nur noch selten über uns schwebt und webt.


Silene elisabethae

„Endemisch in den Südalpen zwischen Comersee und Gardasee." So schreibt Reisigl 1978 eher lakonisch in dem Werk „Blumenwelt der Alpen". Im Jahre 1959 „firmiert" die Art in seiner „Bilderflora der Südalpen" noch unter Melandrium Elisabethae, die man in Felsspalten und im Kalkgeröll des M. Tombea und M. Tremalzo finden kann.

D. Aichele/H. -W. Schwegler spendieren der Art weder eine Beschreibung noch eine Abbildung in dem 5-bändigen Werk „Die Blütenpflanzen Mitteleuropas". Wir wollten die seltene Lichtnelke in der Natur erleben und starteten unseren Suchlauf in Magasa. Der Cima Tombea war unser Ziel. Die Elisabeth-Lichtnelke reizt vor allem wegen des ungewöhnlichen Erscheinungsbildes. Eine gewisse Unausgewogenheit zwischen der Blütengröße (etwa 4 cm im Durchmesser) bei einer Gesamthöhe der Pflanze von etwa 7 cm macht die Lichtnelke irgendwie ungewöhnlich. Wobei es uns merkwürdigerweise nie auffällt, wenn große Pflanzen nur kleine Blüten zeigen. Überrascht sind wir nur, wenn eine kleine Pflanze mit einer großen Blüte aufwartet. Natürlich übt auch die Seltenheit auf den Alpenpflanzenfreund einen zusätzlichen Reiz aus. Und dazu noch der Farbkontrast der Blüte auf den fahlen, skelettreichen, oft sehr vegetationsarmen Böden oder in engen Kalk- oder Dolomitfelsspalten hebt die Art aus der Menge der Blütenpflanzen doch irgendwie empor.

Die große Blüte der Elisabeth-Lichtnelke mit einer leicht exotischen Blütenfarbe. Mehrere Versuche, die Art auch im eigenen Alpinum zu kultivieren waren erfolglos geblieben. Nach zwei, drei Blühperioden war die Pflanze immer wieder verschwunden.

Obwohl es sich in jedem Fall um Pflanzen handelte, die in Deutschland aus Samen gezogen worden waren. Möglicherweise hat Erich Wocke, Gründer und Leiter des Staatlichen Alpengartens in Danzig -Oliva ähnliche Erfahrungen, bis er – aus Schaden klug geworden – die Pflanze in nach Osten zeigende Felsspalten pflanzte und den Wurzelhals mit Steinchen umgab, damit er schneller abtrocknen kann. Nach einem schweißtreibenden, längeren Anmarschweg fanden wir sie – endlich. Allerdings waren es im Gipfelbereich des Monte Tombea höchstens 15 Pflanzen, die wir bewundern konnten.

Die Elisabeth-Lichtnelke ist nicht nur endemisch, sondern auch schön und sehr selten.


Der Sparrige Steinbrech (Saxifraga squarrosa)

Saxifraga squarrosa ist zwar auch am Monate Baldo zu Hause, kann aber nur bei genauerer Betrachtung - am besten mit einer Lupe - von der sehr ähnlichen Saxifraga caesia unterschieden werden. In diese Arbeit ist sie auch nur geraten, weil das Standardwerk SAXIFRAGES OF EUROPE von D.A. Webb und R.J. Gornall (1989) für Saxifraga squarrosa ein Verbreitungsgebiet angibt, das weit östlich vom Monte Baldo beginnt und bis in die Karawanken, die Julischen und die Steiner Alpen reicht.

Ist es denkbar, dass die Art in den letzten 30 Jahren um 50 km nach Westen gewandert ist, oder ist die Angabe von D.A. Webb und R.J. Gornall fehlerhaft?

Möglich wäre es aber auch, dass im Falle dieser Art sich etwas Ähnliches zugetragen hat, wie bei Sempervivum soculense. Man hat die Unterschiede nicht gesucht und damit auch nicht gefunden und Saxifraga squarrosa – den Sparrige Steinbrech – als Saxifraga caesia verkannt.

Dabei ist die Unterscheidung recht einfach. Die Blattunterseiten von Saxigfraga caesia zeigen sieben, die von Saxifraga squarrosa nur fünf (3?) Kalkgrübchen. Zur schnelleren Bestimmung eignen sich die Grundblätter, die an den Spitzen leicht nach oben gebogen sind.

Die Blütezeit ist wie bei Saxifraga caesia der Hochsommer (Juli bis August) und zu finden ist die Art auf Felsen und steinigen Rasen in 1200-2500 m Höhe.


Der Tombea-Steinbrech (Saxifraga tombeanensis)

Trägt eine Pflanze den Fundort schon im Namen, hat es der Pflanzenfreund scheinbar leicht, sie in der Natur zu finden. Nur – hin und wieder trügt der Schein.

Unsere Suche am Cima Tombea blieb erfolglos und auch am benachbarten Cima Caplone konnten wir die Pflanze nicht entdecken.

Aber die „Taufe" einer Pflanze liegt oft viele Jahrzehnte zurück und in dieser Zeit hat sich nicht nur klimatisch viel verändert.

Die Suche nach Saxifraga tombeanensis Boiss. Ex Engl. (syn. Sax. diapensoides Neilr.; bitte nicht verwechseln mit Sax. diapensoides Bell.) lohnt auf jeden Fall, denn es ist eine ganz bezaubernde Bewohnerin steiler Kalkfelsspartien und ist vor allem westlich des Gardasees zu finden. Man zählt drei bis fünf kalkausscheidenden Grübchen auf der Blattunterseite. Die Grundblätter sind verkehrt eiförmig, mit aufgesetzten, gekrümmten Stachelspitzen. Sie sind ganzrandig, auf der Fläche ohne Kalkkruste und werden von einem schmalem Knorpelrand begrenzt. Aber es wird nicht notwendig sein, diese nur mit der Lupe zu identifizierenden Merkmale zur Abgrenzung gegen Saxifraga caesia und Saxifraga squarrosa heranzuziehen; denn die überraschend harten, lebhaft-grünen Polster – mit einer Ausdehnung bis zu einigen Dezimetern – die in der Regel wie angeklebt an senkrecht abfallenden Felspartien hängen, wird man leicht erkennen.

Und man fragt sich, woher nehmen die Pflanzen die Nährstoffe, denn außer Fels und Pflanzen ist kaum etwas zu erkennen. Die Polster überwachsen die Felsspalten in denen sich das Wurzelwerk mit Wasser und Mineralien versorgen kann

D. Aichele/H. -W. Schwegler spendieren der Art weder eine erhellende Beschreibung, noch eine Abbildung in dem 5-bändigen Werk „Die Blütenpflanzen Mitteleuropas" im Band 2.

Sie nennen aber als Verbreitungsgebiet die Judikarischen Alpen und setzen hinzu „sehr selten".

Diese Angabe ist zu präzisieren: Die Verbreitung der Art reicht vom Idrosee über die Judikarischen Alpen bis in die Brenta hinein. Laut Schmeil-Fitschen 2016 kommt die Art aber auch in der Provinz Bozen am Mendel und am Fennerjoch vor. Die meisten Vorkommen liegen zwischen 1200m und 2000m.

In exponierteren Positionen „ducken" sich die Pflanzen, die Blütenstengel bleiben kürzer

Nordöstlich von Riva kann man die Pflanzen an steilen, aber nicht immer schattigen Kalksteinflanken finden und sogar am Monte Baldo gibt es noch zwei Inselvorkommen. Am Monte Altissimo di Nago besiedelt die Art seeseitige senkrechte Felswände.

Auch die „Flora illustrate del Monte Baldo" nennt das Vorkommen am Monte Altissimo di Nago, kennt sogar noch einen weiteren Standort in der Nähe der Cima di Valdritta.

Besonders am Monte Capione (1977 m) südöstlich von Storo ist die Art sicher auffindbar.

Will man die Pflanze in Blüte erleben, lohnt eine Exkursion im Mai und Juni.

Oft ist sie vergesellschaftet mit den beiden Primelarten Primula spectabilis und Primula auricula. Die Alpenaurikel ist als kalkstete Art in den Kalkalpen überall vertreten.

Die Prächtige Primel ist im gesamten Gebiet – in den Bergamasker-, den Judikarischen Alpen, in der Brenta und auch am Monte Baldo nicht selten und schmückt mit ihrer rosarot bis violettroten Krone mit weißem Schlund so manche Felspartie aufs aparteste.

Meine Suche nach alten Beschreibungen der Art blieb sehr lange erfolglos. Erst der Kontakt zu Bernhard Röllich, der noch mit Karl Förster in der weltberühmten Staudengärtnerei in Potsdam-Bornim zusammengearbeitet hat und sich im Jahre 1993 als Herausgeber einer neugestalteten und reich bebilderten Auflage des Standardwerks aller Steingartenfreunde „Der Steingarten der sieben Jahreszeiten" verdient gemacht hat, trug schließlich zur Klärung der Lage bei.

Die Erstbeschreibung von Boissier ex Engler, d.h. das Herbarblatt ist im 2. Weltkrieg durch anglo-amerikanischen Bombenabwurf in Berlin-Dahlem verbrannt" teilte er mir in einem Brief im Februar 2020 mit.


Der Spinnweb-Steinbrech (Saxifraga arachnoidea)

Es könnte schon passieren, dass sie nach einer Bergwanderung, noch immer leicht berauscht von ihrem Finderglück, den Fundort des Spinnweb-Steinbrechs (Saxifraga arachnoidea) haargenau in ihrem Wandertagebuch festgehalten haben, aber im nächsten Jahr an der besagten Stelle stehen und an allem, auch und vor allem an ihrem eigenen Verstand zu zweifeln beginnen. Das gibt es doch nicht! Wo ist der Spinnweb-Steinbrech geblieben? Das Rätsel löst sich, wenn man weiß, dass die Pflanze zweijährig ist. Das Pflänzchen kann nach einer Vegetationsperiode einfach verschwinden und erst dann wieder keimen, wenn die Luft, -Licht und hydrologischen Bedingen passen. Dieser Umstand wird aber in den mir vorliegenden Pflanzenführern und Bestimmungsbüchern nicht erwähnt. Lediglich Fritz Köhlein benennt die Zusammenhänge in seinem Werk „Saxifragen", das bereits 1995 bei Ulmer erschienen ist.

Ausschließlich im Westen des Gardasees findet man den zarten, oft schwer zu entdeckenden Steinbrech. Saxifraga arachnoidea gilt als Reliktendemit. Unter überhängenden Felsen mit speziellem Kleinklima, in denen die Pflanze vor direkter Sonneneinstrahlung und Regen geschützt ist, wird man sie bei einigem Glück entdecken können. Der Durchmesser der Blüte liegt bei etwa 7mm. Allerdings, und auch das ist überraschend, kann es zu ausgesprochenen Massenansammlungen kommen, die dann im nächsten Jahr möglicherweise schon nicht mehr existieren.

Nun sieht der Spinnweb-Steinbrech so gar nicht danach aus, als könnte er Steine brechen. Die Herkunft dieses, im deutschen Sprachgebrauch üblichen, Begriffs ist ein anderer. Früher glaubte man, Abgüsse von Steinbrechpflanzen könnten zur Linderung von Gallen- oder Blasensteinen genutzt werden. In Blüte erlebt man die zerbrechliche Pflanze in den Monaten Mai bis August. Sie wächst in Höhen zwischen 600-1800 m. Keiner der heute bekannten Standorte ist weiter als 18 km von Storo, einer kleinen Stadt etwa 5 km nordöstlich des Lago d'Idro, entfernt.

Buchempfehlung zum Weiterlesen:

Wer sich in die Pflanzen- und Insektenwelt des Gardasees einlesen will, dem sei das Werk „Gardasee – Natur- und kulturhistorische Ausflüge" vom Autor dieses Beitrags empfohlen.

Ein großformatiges und schwergewichtiges Werk, mit 352 reich bebilderten Seiten. Aber es handelt sich nicht um ein Bilderbuch, denn der „Nährwert" steckt auch und vor allem in den Texten.

www.lothar-mayer.info

Web-Site:

Detaillierte Hinweise zu den oben behandelten Arten finden Sie auch - in vorbildlicher Weise aufbereitet - auf der Homepage von Manfred Rothmeier: www.sempervivum-saxifragen.de.

...

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Der Gardasee gehört seit Goethes Zeiten zu unseren beliebtesten Urlaubszielen. Umso verwunderlicher ist es, dass keiner der derzeit verfügbaren Reiseführer eine Zusammenschau natur- und kulturhistorischer Exkursionen am See bietet.

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