Dießen/München – Noch bis Ende April zeigt der Dießener Maler Martin Gensbaur einen Rückblick auf vier Jahrzehnte Malerei im Gartensaal der Abtei Venio in München Nymphenburg. Anlass zur Ausstellung ist der Abschied des Künstlers und Lehrers aus seinem aktiven Schuldienst. Die Auswahl der Bilder wird begleitet von mehreren Tafeln und einem Faltblatt mit Fotografien der verschiedenen Stationen, wie z.B. Oberstdorf, Hammelburg, Neubeuern am Inn, Landsberg und München. Der Künstler schreibt dazu:
„Ein guter Lehrer ist ein Künstler, weil Lehren eine Kunst ist. Es ist die Kunst, jungen Menschen eine Tür zur öffnen..." Die Malerei ist eine Kunst. Doch nicht jeder gute Maler ist im Umkehrschluss zu Heribert Prantls Zitat aus der Süddeutschen Zeitung ein Lehrer. Seit der Geburt der Kunsterziehung um 1900 gibt es die immer wiederkehrende Forderung, dass Künstler unbedingt deswegen in die Schulen gehören, weil sie mit Kindern mehr Gemeinsamkeiten haben als die Philologen. Das mag stimmen. Doch für mich als Maler war der Schritt nach dem Studium in die Schule erst einmal ein Opfer. Er bedeutete den Verlust von Freiheit und als Künstler schadet man sich, wenn man den Schuldienst in seiner Biografie erwähnt. Im September 1982 begann ein Doppelleben. Ich wurde Lehrer und bin Maler geblieben. Ich fing an zu unterrichten und habe dabei nicht aufgehört zu malen, wann und wo auch immer ich konnte. Man müsste meine Schülerinnen und Schüler fragen, welche Türen sich geöffnet haben. Die Fotos zeigen sie in Oberstdorf beim „mimetischen" Malen einer Berglandschaft oder bei der „Barockisierung" einer Decke in der Chemiesammlung des Gymnasiums. Andere arbeiten an einer Illusionsmalerei auf frischem Kalkputz in der Landsberger Altstadt. Lehrer werden selten bei der Arbeit fotografiert und wenn, dann heimlich. Es gibt ein paar Blitzlichter von meinem Leben als Lehrer, aus dem Landsberger Zeichensaal, von einem Workshop mit Kindern und Aufnahmen von Wandmalaktionen und Museumsbesuchen mit Kursen des Luitpold- und Erasmus-Grasser-Gymnasiums. Der Fachverband Kunstpädagogik verteilte in den 90er-Jahren Schirmmützen mit dem Aufdruck: „Schule ist langweilig ohne Kunst". Der Satz lässt sich auch umdrehen.
„Doppelleben" kann ab 10. Februar bis 28. April 2024 nach telefonischer Anmeldung besucht werden. Am 12. April lädt Martin Gensbaur um 19.30 Uhr in die Ausstellung zu einem öffentlichen Künstlergespräch. Abtei Venio OSB, Döllingerstraße 32, 80639 München Nymphenburg, Anmeldung: 089-1795986, Informationen unter venio-osb.org/gensbaur.de
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