Mit Laptop und Lederhose. Dießener Trachtenverein hält alle Veranstaltungen digital ab. Von Peter Stöbich

Dießen – Auch ein hundert Jahre alter Traditionsverein muss mit der Zeit gehen und neue Wege beschreiten so wie die „Ammertaler Dießen/St. Georgen". Wegen der Corona-Pandemie mussten sich die Mitglieder des Trachtenvereins umstellen und halten jetzt ihre Stammtische und Sitzungen als Video-Konferenz ab.

Das Motto "Mit Laptop und Lederhose" sei noch gewöhnungsbedürftig, sagt Vorsitzender Andreas Huber. "Dass seit fast einem Jahr die persönliche Begegnung fehlt, ist schon sehr schade!" Verwaist ist die sogenannte Trommlerhütte am Vogelherd am südlichen Ortsrand von Dießen, die seit 1973 als Stütz- und Treffpunkt für alle Trachtler und ihre Musikgruppen dient, die Instrumente bleiben eingepackt.

Die Alphornbläser wollten 2020 ihr 45-jähriges, der Spielmannszug sein 50-jähriges Bestehen feiern; samt 100 Jahre Trachtenverein sollte dieses Dreifach-Jubiläum das größte Trachten-Event werden, das je in der Ammersee-Region stattgefunden hat. "Aber wegen Corona waren unsere monatelangen Vorbereitungen auf Festzug, Tanzwettbewerb und Jubiläumsabend für die Katz`", bedauert Huber.

Jetzt hofft er, dass wenigstens im Sommer 2022 nachgefeiert werden kann. Nach der ersten Enttäuschung reagierten die Trachtler rasch und stellten ihre Aktivitäten aufs digitale Zeitalter um. Per Mail und Whatsapp verabreden sich die Mitglieder regelmäßig zum Stammtisch am Bildschirm, wo es laut Huber wesentlich disziplinierter als im Wirthaus zugeht, "weil nicht alle durcheinanderreden können".

Sitzungen der Vorstandschaft finden ebenfalls per Video-Konferenz statt und Tanzmeister Magnus Kaindl hat den Bavarian Line Dance erfunden, damit man im Polka- oder Plattlerschritt zu bairischer Musi tanzen kann - kontaktlos unter freiem Himmel mit Hygiene- und Sicherheitsabstand. Damit schlägt er einen Bogen vom Ammersee zum amerikanischen Partnerverein "Edelweiß" in Denver, wo sowohl der Tanz auf einer Linie als auch das Schuhplatteln gepflegt werden.

Denver und Dießen gehören beide zum Dachverband "Huosigau" und bemühen sich, Brauchtum zu erhalten, pflegen und auszubauen. "Normalerweise musizieren, platteln und singen unsere 250 Mitglieder das ganze Jahr über miteinander", sagt Huber, "das fehlt uns jetzt natürlich sehr!"

Zu den traditionellen Bräuchen im Jahreskreislauf gehört auch das Maibaum-Aufstellen in Dießen, das sich die Ammertaler trotz Corona nicht nehmen lassen wollen. "Wenn bis dahin nicht wieder neue Beschränkungen kommen, möchten wir heuer schon gern einen neuen Baum aufstellen", so der Vorsitzende, "zur Not machen wir das halt ganz ohne Zuschauer."