Dießen – Was als kleine Feier angekündigt wurde, war auch eine. Der Anlass jedoch ein bedeutender, wichtiger. Es ging um die Übergabe des Ehrenrings der Marktgemeinde Dießen an Professor Dr. Thomas Raff. Diese fand heute vormittag in begrenztem Umfang im Sitzungssaal des Rathauses von Dießen statt.  Neben Vertretern der Presse waren die Fraktionsvorsitzenden der im Marktgemeinderat vertretenen Parteien, Mitglieder des Kulturbeirats, einige Mitglieder der Verwaltung sowie der ehemalige Bürgermeister von Dießen, Herbert Kirsch, anwesend.

Mit dieser Auszeichnung ehrt die Marktgemeinde einen der profundesten Kenner der Geschichte und Kunstgeschichte des Ortes. "Wenn ich durch Diessen ging, sind mir immer wieder Rätsel gekommen, die ich gerne gelöst habe. Was mir wahrscheinlich auch an jedem anderen Ort passiert wäre", so der Geehrte über seine Arbeit: "Es war mir nie Last, sondern immer Spass" – und er wies darauf hin, dass es immer ein unbezahltes Vergnügen gewesen sei.  

In ihrer Laudatio wies Bürgermeisterin Sandra Perzul darauf hin, dass Professor Raff immer mit "Herzblut, Liebe und Engagement" für Dießen und über Dießen gearbeitet habe. "Wenn jemand was vom Ort wissen wollte, so hieß es früher immer: Ruf doch den Dr. Raff in München an, der weiss darüber Bescheid. So war das bisher", bemerkte Raff. Er äußerte auch den Wunsch, dass eine öffentlich zugängliche Anlaufstelle für die Ortsgeschichte eingerichtet werden sollte – in der auch seine Publikationen zu finden sind. "Wer forscht weiter?", fragte Thomas Raff und brachte eine digitale Bibliothek als Vorschlag. "Es geht einfach nicht, dass jemand, der etwas aus der Reihe ,Lech-Isar-Land' wissen will, zu mir nach München fahren muss. Dieser Misstand muss abgeschafft werden". 

Über ein nicht abgeschlossenes Studium der Rechte – "Ich habe alle Scheine gemacht" – kam der 1947 in München Geborene zur Kunstgeschichte. Er studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, erwarb das Doktorat, habilitierte sich in seinem Fach im Jahr 1981 und bekam eine Professur an der Universität Augsburg. Seit 40 Jahren war er im Heimatverein und hatte 30 Jahren lang dessen Vorsitz inne. Krankheitsbedingt legte der dieses Amt Ende vorigen Jahres in jüngere Hände. "Für den damaligen Bürgermeister Schad waren wir linke Spinner", erinnerte sich Raff an seine ersten Zeiten im Heimatverein, "Aber er ließ uns machen. Mit Bürgermeister Herbert Kirsch sind wir gemeinsam groß geworden". Zusammen mit Kirsch hatte er auch die Stelle einer Archivarin für die Marktgemeinde eingerichtet und mit Ahrens-Ratz die geeignete Person gefunden. 

Michael Lutzeier bemerkte für das Kulturreferat, zu dem er, Hansi Riess und Miriam Anton gehören, dass Raff dem Ort einfach Gutes getan habe, "was hoffentlich, Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte überdauern möge".