Lange Zeit waren Deutschland und Frankreich verfeindet. 1871 wurde nach dem Deutsch-Französischen Krieg zum Beispiel das deutsche Kaiserreich in einem für Frankreich demütigenden Akt im Schloss Versailles proklamiert. Nach dem Ersten Weltkrieg hat Deutschland dort den Versailler Friedensvertrag, einen Diktatfrieden, unterzeichnet, der 1923 wegen der sehr hohen Reparationen u.a. die Besetzung des Ruhrgebietes durch französische Truppen zur Folge hatte. Im Zweiten Weltkrieg wurden dann große Teile Frankreichs durch deutsche Truppen besetzt und wieder mussten beide Völker Millionen von Toten beklagen.
Die Aussöhnung zwischen beiden Ländern konnte nur dank außergewöhnlicher Persönlichkeiten auf beiden Seiten gelingen, die diesen Weg konsequent vorantrieben: auf der deutschen Seite Bundeskanzler Konrad Adenauer, ein erklärter Gegner des Nationalsozialismus, und auf der französischen Seite Präsident Charles de Gaulle, der an der Befreiung Frankreichs von den Nationalsozialisten entscheidend beteiligt gewesen war. Der Élysée-Vertrag entsprang dem gemeinsamen Willen dieser beiden Staatsmänner zur deutsch-französischen Aussöhnung und Freundschaft.
Im Zuge der Integration der Bundesrepublik in ein vereintes Europa gingen dem Elysée-Vertrag wichtige Schritte der Annäherung zwischen beiden Nachbarländern voraus, wie der Schuman-Plan des französischen Außenministers von 1950, der in die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl im Jahr 1951 mündete, oder der Saarvertrag (Vertrag von Luxemburg), der 1956 zu einer einvernehmlichen Lösung über den Verbleib des Saarlandes in der Bundesrepublik führte.
Die wesentlichen Bestimmungen des Elysée-Vertrages legen den Grundstein für die Freundschaft zwischen den beiden Völkern und damit für den dauerhaften Frieden in Europa:
Vereinbart wurde, dass die Staats- und Regierungschefs sich mindestens zweimal jährlich treffen, die Außenminister mindestens alle drei Monate, Direktoren anderer Ministerien monatlich.
Außerdem verpflichtet der Vertrag die Regierungen beider Länder dazu, sich in allen wichtigen Fragen der Außen-, Europa- und Verteidigungspolitik abzusprechen und wenn möglich zu einer gemeinsamen Haltung zu gelangen.
Des Weiteren wurde das Deutsch-Französischen Jugendwerk gegründet, das seit seiner Gründung rund acht Millionen jungen Deutschen und Franzosen die Teilnahme an etwa 300.000 Austauschprogrammen ermöglicht hat.
Emmanuel Macron und Angela Merkel haben den deutsch-französischen Vertrag am 22. Januar 2019 erneuert. Der Vertrag von Aachen knüpft an den Élysée-Vertrag von 1963 an. Der neue Vertrag ist ein Bekenntnis zu einem starken, zukunftsfähigen und souveränen Europa.
Beide Staaten wollen ihre Zusammenarbeit in der Europapolitik vertiefen. Sie setzen sich für eine wirksame und starke gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik ein; sie stärken und vertiefen die Wirtschafts- und Währungsunion. Ein Deutsch-Französisches Zukunftswerk soll als Dialogforum und Schnittstelle zwischen Politik, Wirtschaft, Forschung und Zivilgesellschaft für neue Herausforderungen oder Regelungsbedarfe gemeinsame Antworten entwickeln.
Auch die Bundesregierung unter Kanzler Olaf Scholz legt einen starken Schwerpunkt auf die deutsch-französischen Beziehungen. Hier ist die Rede von einer neuen Dynamik in den deutsch-französischen Beziehungen und von einer gemeinsamen Weiterentwicklung der EU, auch wenn es zu einzelnen Fragen wie etwa zur Nutzung der Kernenergie unterschiedliche Ansichten gibt. Vor allem aber geht es darum, Europa außen- und weltpolitisch in der Zusammenarbeit mit den USA und in der Haltung zu Russland und China zu stärken.
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