Landkreis Landsberg am Lech – Wie das Landratsamt des Landkreises Landsberg am Lech soeben meldet, ist Altlandrat Walter Eichner heute am frühen Morgen, im Alter von 70 Jahren, im Klinikum Landsberg am Lech verstorben. Walter Eichner war vom 1. Mai 2002 bis 30. April 2014 Landrat des Landkreises Landsberg am Lech.
Als ich im Jahr 2015 mit Walter Eichner im Auftrag einer lokalen Zeitung ein Gespräch über den Landkreis geführt habe, verriet er mir auch einige biographische Details aus seinem Leben.
Der vierte Landrat des Landkreises Landsberg am Lech kam in der „Kimikammer", der Kaminkammer des großelterlichen Bauernhofes mütterlicherseits in Entraching zur Welt. Kaum zwei Monate alt, zogen die Eltern mit ihrem Sohn in die damals noch kreisfreie Stadt Landsberg. Das Landratsamt für den Landkreis befand sich am Hauptplatz in den Räumen der heutigen Volksbank, erzählte Walter Eichner. Es waren raue Zeiten für ihn. Sein Vater arbeitete als Hausmeister an der Lechturnhalle. Eichner hat einen Halbbruder. Dessen Vater blieb im Krieg. Die Mutter heiratete ein zweites Mal. „Unser Spielplatz war der ehemalige Exerzierplatz, dem heutigen Basketballplatz, Fernsehen gab's nicht, wir hörten Radio und ich war der Held meiner Freunde, weil ich Zugang zu den Requisiten des Ruethenfests hatte. Die lagerten im Speicher der Turnhalle. Wir hatten damit unglaublich viel Sachen zum Spielen und Verkleiden". Im Sommer war das alte Inselbad das Reich von Walter Eichner und seinen Freunden. Zweidrittel mit Lechwasser gefüllt, ein Paradies für den jungen Walter Eichner. „Tauchen im trüben Wasser", lacht er. Der Ernst beginnt für ihn 1961. Der Vater stirbt. „Ab dem 12. Lebensjahr musste ich für meine eigene Kleidung arbeiten. Pullover und Socken hätten wir uns sonst nicht leisten können. Meine Mutter bekam 300 Deutsche Mark (etwa 150 Euro) Witwenrente. Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel, meint Eichner. „Aber meine Kindheit war ärmlich und doch schön". Nach der Knabenschule am Spitalplatz wechselt er zur Mittelschule nach Schongau. Warum Schongau?, wollte ich wissen. „Die hatte damals schon die 5-Tage-Woche", antwortet er. „Meine Noten hätten für's Gymnasium getaugt, aber da mein Bruder auch auf der Mittelschule war, sollte diese Ausbildung für mich reichen".
Die Zeit der Politisierung beginnt. Walter Eichner ist eher konservativ, manche seiner Freunde neigen zum linken politischen Spektrum. Seine Karriere fängt 1966 bei der Stadtverwaltung Landsberg an, 1968 ist er bereits Stadtinspektoranwärter im gehobenen Dienst. Der damalige Oberbürgermeister Hanns Hamberger erkennt den Fleiß und die Durchsetzungskraft des jungen Beamten. Er fördert ihn. Eichner bekommt die Ressorts Schule, Jugend, Sozialwesen, Volkshochschule, Bücherei, Fremdenverkehr, Musikschule, Sport und die Verwaltung des Hl.-Geist-Spitals. Bei der Gebietsreform im Jahr 1972 ist er ganz vorn dabei. Die Stadt führt Verhandlungen mit dem Landkreis. „Die Reform war notwendig", sagt Eichner, "Es gab damals 300-Seelen-Gemeinden mit einem eigenen Bürgermeisteramt und Verwaltung. Das musste sich ändern. Bei uns gab es alle Ämter doppelt: Zum Beispiel hatten der Landkreis Landsberg und die Stadt Landsberg jeweils eine eigene Zulassungsstelle. Damals kamen auch das Ignaz-Köhler-Gymnasium sowie die Berufsschule in die Trägerschaft des Landkreises".
Eichners Verdienste um die Stadt bringen ihn zum Posten des Verwaltungschefs des Landsberger Krankenhauses, das er damals mit 34 Jahren als jüngster in ganz Bayern bekleidete. Eichner sanierte das hochverschuldete Krankenhaus. Bis zum 31.12.1988 bleibt er in dieser Funktion und hat die Klinik zu einem profitablen Betrieb umgestaltet. Anschließend übernimmt er für fünf Jahre den Posten des Personalchefs im Landratsamt unter dem neugewählten Landrat Erwin Filser. Ab 1.1.1994 wird er wieder Krankenhaus-Chef und hält diese Position bis 2002 inne. In diesem Jahr wird er zum Landrat gewählt.
Der Landkreis Landsberg am Lech hat ihn im Jahr 2014 mit dem Ehrenring in Gold, der höchsten Ehrung, die der Landkreis vergeben kann, ausgezeichnet. Zudem wurde Walter Eichner im gleichen Jahr der Ehrentitel Altlandrat verliehen.
Zum letzten Mal sah ich Altlandrat Eichner beim traditionellen Handwerkerempfang im Sitzungssaal des Landratsamtes Landsberg am Lech am 2. Februar diesen Jahres. Eichner war wie immer gut gelaunt trotz seines Sauerstoffkoffers und der Sonde in der Nase.
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