Vor 50 Jahren erhielt Bundeskanzler Willy Brandt den Friedensnobelpreis zuerkannt. Sein politischer Grundsatz, den er bei der Preisverleihung am 10. Dezember 1971 in der Universität von Oslo formulierte: "Der Krieg darf kein Mittel der Politik sein.", ist heute wie damals gültig!
Das Ziel als Kanzler der sozialliberalen Regierung Ende der 1960er-Jahre war es, ein Europa des Friedens zu organisieren und den Weltfrieden zu erhalten. Als ehemals Regierender Bürgermeister von Berlin waren ihm die Probleme der Konfrontation der Supermächte während des Kalten Krieges und die Teilung Deutschlands sehr wohl bewusst.
Unter dem Motto „Wandel durch Annäherung" leitete Brandt als Bundeskanzler mit seiner neuen Ostpolitik eine neue Phase der deutschen Außenpolitik ein, die von der Überzeugung geprägt war, dass man von den gegebenen Tatsachen ausgehen müsse, wenn man politische Verhältnisse verändern wolle - veränderte Realitäten nicht anzuerkennen, könne sich über den Tag hinaus nur leisten, wer von diesen nicht betroffen sei - das galt in seinen Augen vor allem auch für die Deutschlandpolitik.
In seiner Rede anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises am 10. Dezember 1971 in Oslo nannte Brandt die Bausteine seiner außenpolitischen Arbeit noch einmal: "Abbau der Spannungen, Zusammenarbeit der Völker, Reduzierung der Truppen und Kontrolle der Rüstungen, Partnerschaft mit den bisher Benachteiligten, gemeinsamer Schutz gegen die gemeinsame Gefahr des Untergangs - das muss möglich sein, daran müssen wir arbeiten."
Bereits in seiner Regierungserklärung vom 28. Oktober 1969 hatte er deshalb gefordert, man müsse: "(...) ein weiteres Auseinanderleben der deutschen Nation verhindern, also versuchen, über ein geregeltes Nebeneinander zu einem Miteinander zu kommen. Dies ist nicht nur im deutschen Interesse; denn es hat seine Bedeutung auch für den Frieden in Europa und für das Ost-West-Verhältnis."
Brandts „Neue Ostpolitik" war eine Politik der kleinen Schritte, die sich in vielen Etappen um Vertrauensbildung bei den osteuropäischen Staaten bemühen musste, um schließlich das Verhältnis zwischen den beiden deutschen Staaten aus seiner Erstarrung zu lösen.
Denn wenn sich die beiden deutschen Staaten auf eine unwiderrufliche Anerkennung der Grenzen in Europa festlegen wollten, dann tangierte das die Rechte der Sowjetunion, die sich aus dem Potsdamer Abkommen ergaben. Deshalb war die Sowjetunion der erste Gesprächspartner der Regierung Brandt.
Am 12. August 1970 unterzeichnete Willy Brandt in Moskau den Moskauer Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion, in der beide Seiten die Unverletzlichkeit der deutschen Nachkriegsgrenzen anerkannten, als erstes bedeutendes Dokument der Entspannungspolitik.
Ebenso wichtig war die Unterzeichnung des Warschauer Vertrags zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik Polen am 7. Dezember 1970, mit dem die Oder-Neiße-Grenze als Grenze zwischen beiden Ländern offiziell anerkannt wurde. Brandts symbolkräftiger Kniefall von Warschau am Mahnmal des Ghetto-Aufstandes von 1943 fand weltweit große Beachtung.
Im Rahmen der „Neuen Ostpolitik" gelang es Brandt, die Mauer und die Grenze zur DDR durchlässiger zu machen. Trotz gewisser anfänglicher Skepsis ausländischer Politiker wie Nixon, Kissinger und Pompidou unterstützten die Westmächte diese Politik.
Am 17. Dezember 1971 unterzeichneten die Staatssekretäre Bahr und Kohl das Transitabkommen, das die Nutzung der Zugangswege von und nach West-Berlin regelte; das Abkommen trat am 3. Juni 1972 in Kraft. Weitergeführt wurde es durch Verhandlungen über einen Grundlagenvertrag mit der DDR, der das Verhältnis beider deutscher Staaten erstmals auf eine Vertragsgrundlage stellte und am 21. Dezember 1972 unterzeichnet wurde. Über diesen Vertrag wurde mit der Opposition erbittert gerungen. Hauptstreitpunkt war, inwieweit der Forderung der DDR nach völkerrechtlicher Anerkennung entsprochen werden konnte. Es folgte ein Abkommen mit der Tschechoslowakei.
Die konservative Opposition kritisierte, der Bundeskanzler betreibe "Beschwichtigungspolitik" und bagatellisiere den diktatorischen Charakter des anderen deutschen Staates. Viel Gegenwind blies der Ostpolitik Brandts in Deutschland selbst entgegen.
Dass die Anerkennung seines Engagements im Ausland ungleich größer war, machte auch die Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis deutlich. Und deshalb zeigte sich Brandt in Oslo sehr zufrieden darüber, "(...) dass es mir vergönnt war, nach dem unauslöschlichen Schrecken der Vergangenheit den Namen meines Landes und den Willen zum Frieden in Übereinstimmung gebracht zu sehen (…)".
Der Verlauf der deutsch-deutschen Geschichte bis zum Fall der Mauer am 9. November 1989 und die europäische Geschichte zeigen, wie wichtig und richtig die Politik Brandts und die Verleihung des Friedensnobelpreises an ihn waren.
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