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Schrötter: Alles neu im neuen Jahr. Von THOMAS ERNSTBERGER

Rand drei in Spielberg in Österreich gelang dem Pflugdorfer Marcel Schrötter. Foto: Thomas Ernstberger
Pflugdorf – Gut 30 Corona-Tests im letzten halben Jahr hat er hinter sich. Und 14 Rennen seit dem WM-Re-Start nach 132 Tagen Pause am 19. Juli in Jerez (Spanien). Jetzt ist Marcel Schrötter wieder daheim in Pflugdorf. Da wird der Moto2-Pilot auch Weihnachten feiern. „Mit Fondue und Raclette im ganz kleinen Kreis", erzählt der Motorrad-Profi im Gespräch mit "aloys.news". Und er verrät: Zum ersten Mal ist Freundin Michelle dabei. Er hat sie – dank der Corona-Pause - im Frühjahr näher kennengelernt und ist mit ihr seit Anfang September zusammen.

Grund genug, an Weihnachten anzustoßen: Jetzt, in der Winterpause, gönnt er sich zum Essen auch mal ein Glas Wein. „Ich mag am liebsten einen süßen Roten", verrät er. Und fügt hinzu: „Ich bin ja eigentlich auch ein Süßer." Schrötter braucht Marmelade zum Frühstück. Und Schokolade kann er nicht wiederstehen. Allerdings, ohne gleich vom Heißhunger überwältigt zu werden: „Eine kleine Ecke und dann ist's auch gut. Eine Tafel hält bei mir ein bis zwei Wochen." Dank Michelle gibt's jetzt sogar gemeinsam gebackene Plätzchen: „Vanillekipferl, Kokos-Makronen und natürlich welche mit Schokolade", erzählt der Pflugdorfer.
Aus der Weihnachts-Backstube zurück auf die Rennpiste. Ein kurzer Rückblick auf eine Corona-bedingt ungewohnte Saison, die, vom Auftakt in Katar abgesehen, erst im Sommer begann - und in die er als WM-Gesamt-Siebter 2018 und -Achter 2019 mit großen Hoffnungen gestartet war. Jetzt sein bitteres Fazit: „Ein sehr enttäuschendes Jahr." Er gibt sogar zu: „Es gab sogar Momente, wo ich mich gefragt habe, ob es noch Sinn macht, in der Moto2 weiter zu fahren." Doch diese Gedanken hat er längst verworfen: „Ich bin jetzt drei Wochen daheim und vermisse das Rennfahren schon wieder. Ich denke nicht ans Aufhören."
Zumal es auch in diesem seltsamen Jahr schöne Momente gab: Rang vier im vorletzten Rennen in Valencia, zum Beispiel. „Da kam ich aus einem Loch, das Selbstvertrauen war weg und ich bin fast noch aufs Podium gefahren. Darauf kann ich stolz sein." Dazu die beste Platzierung in 2020: Rang drei im August in Spielberg (Österreich), Marcels einziger Podiums-Platz. Dann gleich wieder eine dieser unerklärlichen Enttäuschungen: „Eine Woche später schaffe ich auf der gleichen Strecke gerade mal Platz elf. Eines der vielen Riesen-Fragzeichen in dieser Saison, für die bis jetzt keiner eine Erklärung hat. Vielleicht hab' ich ja einfach komische Reifen erwischt."
Noch schlimmer – und so richtig schmerzhaft: Die vier Stürze in Le Mans, der übelste beim Warm Up zwei Stunden vor dem Rennen. „Wenn du das Gefühl hast, egal was du machst, du fliegst auf die Schnauze und dann auch noch mit 220 km/h auf den Kopf fällst, stärkt das nicht gerade das Selbstvertrauen." Trotzdem heißt's in solchen Situationen: Augen zu und durch. Der 27-Jährige: „Wir sind alle Rennfahrer und haben alle Stürze hinter uns. Man hockt sich halt wieder auf die Maschine und hofft, dass man einigermaßen durchkommt." Klappte in Frankreich im Rennen dann mit Platz zehn überraschend gut.
Nach 15 Rennen landete Schrötter in der WM-Gesamtwertung auf dem neunten Rang. „Nicht super und keine Steigerung, aber nach so einer schlechten Saison kann sich ein einstelliger Platz noch sehen lassen. Ich könnte allerdings heulen, wenn ich sehe, was in dieser Saison möglich gewesen wäre."
Alles neu heißt's jetzt für 2021 (20 Rennen sind geplant, Start Ende März in Katar). Mit dem italienischen Moto3-Vize-Weltmeister Tony Arbolino (20) bekommt die Nummer 23 einen neuen Team-Kollegen. Zudem eine neue Crew um Chief Michael Thier aus Marktoberdorf, die beim Memminger Liqui Moly Intact GP-Team zuletzt Tom Lüthi (fährt künftig für das spanische SAG-Team) betreute. Schrötter: „Wir müssen neue Wege finden, brauchen neue Ideen, neue Gedanken, neue Arbeitsweisen. Daher der Tausch". Sein Ex-Team um den Südtiroler Patrick Mellauner kümmert sich jetzt um „Rookie" Arbolino.
Neu auch die Zielsetzung für 2021. Druck rausnehmen, gelassener werden und „Konstanz auf höherem Niveau reinbringen", heißt die Devise: „Ich will konstant in die Top-Ten fahren und muss in der schwierigsten Klasse der Welt auch mal mit Platz sieben zufrieden sein. Es muss ja nicht immer das Podium sein. Einfach Spaß haben und schnell fahren – ohne große Erwartungen."
Und was hat der Renn-Profi noch für Zukunftswünsche? Da ist zum einen der Traum vom Aufstieg in die MotoGP: „Den werde ich nie aufgeben, das bleibt nach wie vor mein großes Ziel, für das ich alles tun werde. Das Thema stelle ich aber erst mal hinten an. Mit 27 bin ich ja noch lange nicht am Ende." Und dann will er in der Heimat sesshaft werden und seine Zweitwohnung in Spanien aufgeben. „Ich würde gerne im Gemeindegebiet bauen und suche ein Grundstück. Ist aber sehr schwierig", sagt Schrötter, der seit vielen Jahren Ehrenbürger von Pflugdorf ist. Wäre doch schade, wenn er den Namen des Vilgertshofener Ortsteils nicht weiter in die Welt hinaustragen könnte...

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Kommentare 1

Leopold Ploner am Samstag, 26. Dezember 2020 21:54

Im Ergebnis leider eine verkorkste Saison, aber man hat ja immer wieder gesehen, wie nah Marcel an der Spitze dran ist. Nächstes Jahr wird es besser, und 2022 dann MotoGP!

Im Ergebnis leider eine verkorkste Saison, aber man hat ja immer wieder gesehen, wie nah Marcel an der Spitze dran ist. Nächstes Jahr wird es besser, und 2022 dann MotoGP!
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