Daher ein sehr persönlicher Nachruf auf einen langjährigen Freund.
Es war am Mittwoch vergangener Woche, 21.53 Uhr: Wie so oft in den letzten Jahren hatte Renz mal wieder „aus Versehen" angerufen und dann gleich wieder aufgelegt. Beim Rückruf war mir klar: Das war ganz anders als sonst, es war wohl ein Abschied. Ein Abschied für immer. Die sonst so kräftige Stimme war ungewohnt schwach, jeglicher Optimismus verschwunden. „Es geht mir ganz schlecht", sagte er. „Und was könnte Dir helfen?", fragte ich. „Nur noch sterben", waren seine letzten Worte. Da ahnte ich schon, dass ich den Helden so vieler Radrennen, den ehemaligen Top-Sportler mit den riesigen Händen, der nach der beruflichen Zusammenarbeit zum langjährigen Freund geworden war, nie wieder sehen wurde. Als exakt drei Tage später seine Nummer auf meinem Handy-Display aufleuchtete und mich seine Frau begrüßte, wusste ich sofort, dass unser gemeinsamer Weg zu Ende war.
Dabei hatten wir uns erst vier Monate zuvor noch einmal in Zwiesel getroffen. Renz, 1960 bis 1976 Profi, sah blendend aus, war an diesen 2. Oktober 2024 wie immer perfekt gekleidet und ein wunderbarer Gesprächspartner. Er wusste um seine schwere Erkrankung, ließ sich aber nichts anmerken, fühlte sich medizinisch in besten Händen. Wir ließen die alten Zeiten in der Münchner Olympiahalle Revue passieren, hatten jede Menge Spaß dabei. Der Altmeister schwärmte von den Schweizer Radsport-Stars Bruno Risi, Kurt Betschart und Urs Freuler. Wir sprachen über die Tour de France (da startete er 1961), geplatzten Olympia-Träumen („weil wir von der DDR beschissen wurden") und die früheren „echten" Sechstagrennen („der Start war am Abend um sieben Uhr, das Ende morgens um Fünf"), seine einstigen Rivalen und späteren Freunde wie die Rad-Weltstars Eddy Merckx, Rudi Altig und Patrick Sercu. Und wir wollten uns in diesem Jahr beim „Singenden Musikantenwirt" in Regen, einem der Lieblings-Lokale von Renz, wiedersehen. Doch dann war der Krebs schneller als der zweifache Europa- und mehrfache Deutsche Rad-Meister auf der Straße und auf der Bahn, der in 158 Sechstagerennen 23 Siege feiern konnte. Auch beim ersten im Olympia-Jahr 1972 in der Münchner Olympiahalle an der Seite von Wolfgang Schulze.
„Mit Sigi ist wieder ein lieber und so angenehmer, jahrzehntelanger Weggefährte heimgegangen", so Wilfrid Spronk, der ehemalige Chef der Münchner Olympiapark GmbH. Trauer auch bei Bruno Risi, dem siebenfachen Weltmeister und Seriensieger der Münchner Sixdays, die unter Renz zu den „inoffiziellen Sechstage-Weltmeisterschaften" wurden. „Ach nein! Sigi war der tollste und menschlichste Leiter der Szene", so der Olympia-Silbermedaillen-Gewinner von Atlanta 2004.
„Ich bin ein Natur- und Waldmensch", sagte mir „Sixdays-König" Renz einmal. Deshalb wird es auch kein großes Begräbnis geben. Eine Waldbestattung im ganz kleinen Kreis, das war sein Wunsch. Letzte Ruhe im geliebten Bayerwald…
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