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Zehn Jahre und kein bisschen leise. Stefan Jörg, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Landsberg-Ammersee eG feiert 10-jähriges Betriebsjubiläum

Seit 2011 ist Stefan Jörg bei der VR-Bank Landsberg-Ammersee. Foto: VR-Bank Landsberg-Ammersee

Landsberg am Lech – Als Stefan Jörg am 1. März 2011 zum Vorstand der VR-Bank Landsberg-Ammersee eG berufen wurde, war er für viele der Kolleginnen und Kollegen kein Unbekannter: Schon einmal hatte es Jörg in den Landkreis Landsberg – genauer gesagt an den Ammersee – gezogen. Von 1998 bis 2001 war er als Bereichsleiter Kredit maßgeblich an der Aufarbeitung der sogenannten Schieflage der ehemaligen Ammersee Bank eG beteiligt. Ganz nebenbei gestaltete er zu dieser Zeit schon einen Teil der Strukturen mit, die in der heutigen VR-Bank Landsberg-Ammersee eG bestehen. Mit dieser Tätigkeit schaffte er auch für sich selbst die Voraussetzungen für seine dann folgende Vorstandsposition, die er in den folgenden Jahren bis zu seinem Wechsel zurück zwischen Lech und Ammersee bei der Raiffeisenbank Rothenburg o.d.T. innehatte.

Ob Jörg bei seinem Antritt im März 2011 wusste, wie viel er für die kommenden Jahre vorhatte und was er alles verändern würde, das weiß er heute nicht mehr. Aber dass „viel zu tun war", wie er lachend sagt, daran kann er sich schon noch erinnern. Es begann schon mit dem Banknamen: Die bis dahin als Landsberg-Ammersee Bank eG bekannte Genossenschaftsbank benannte er um in den noch heute gültigen Namen VR-Bank Landsberg-Ammersee eG. „Wir wollten damit die Zugehörigkeit zur starken Marke „VR-Banken" verdeutlichen", so Jörg. Noch heute freut er sich, dass sein Kollege Klaus Schmalholz, mit dem zusammen er die Bank bis 2014 leitete, bei all diesen Veränderungen bedingungslos „mitzog". Mit der Umfirmierung war plötzlich vieles anders: Erst jetzt wurde nicht zuletzt manchem Kunden bewusst, dass er sein Konto bei einer Volks- und Raiffeisenbank führte, die Produkte und Begriffe trugen ab sofort das „VR" als Präfix. Es war, als würde ein Ruck durch die gesamte Bank und die Belegschaft gehen, erinnert sich Stefan Jörg gerne daran; „Wir machen unsere Kunden zu Fans", wurde schnell zum Motto aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wer heute den Begriff „Fanmacher" googelt, kommt schnell zur VR-Bank Landsberg-Ammersee eG.

Natürlich sind begeisterte Mitarbeiter eine der wichtigsten Komponenten eines Unternehmens, aber das allein genügt nicht, um eine Bank erfolgreich zu machen. Schon vor seinem Antritt war für Stefan Jörg das Thema Nachhaltigkeit ganz oben angesiedelt. Bereits zuvor hatte der überzeugte „Regionalist" zwei Energiegenossenschaften gegründet. Da bekanntlich aller guten Dinge 3 sind, folgte schon 2011 mit der VR-BürgerEnergie Landsberg eG die dritte von ihm initiierte Genossenschaft zur dezentralen Energieversorgung. Inzwischen versorgt die Landsberger BürgerEnergie umgerechnet rund 9.000 4-Personen-Haushalte mit Energie. Leider haben sich im Laufe der letzten Jahre die politischen Voraussetzungen für die dezentrale Energieversorgung und damit auch für von Bürgern getragene Energiegenossenschaften massiv verschlechtert, so dass derzeit eine Expansion nicht möglich ist. „Sollte sich hier wieder etwas zum Positiven verändern, sind wir sofort startklar", so Jörg, dessen Herz nach wie vor an der Energieversorgung vor Ort hängt.

Aber auch andere Themen beschäftigten ihn. In der Zeit seines Antritts als Vorstand hatten die Genossenschaftsbanken wie auch die Sparkassen mit den Direktbanken zu kämpfen. Viele Kunden schätzten zwar die Nähe und den Service den die Banken vor Ort boten, legten aber dennoch immer mehr Gelder bei Direktbanken an, die Dank geringer Kosten durch fehlende Filialen und Bauten auf der „grünen Wiese" hier andere Zinssätze verwirklichen konnten. Auch wenn die Finanzkrise bei den Direktbanken hier deutliche Spuren hinterlassen hatte, war doch der Bedarf für solcherlei Angebote bei vielen auch jetzt noch vorhanden. „Warum machen wir das nicht selbst?", war dann auch die simple Frage, die Stefan Jörg sich selbst und seinen Führungskräften stellte. Das war die Geburtsstunde der heute immer noch existierenden - lange Zeit einzigen - regionalen Direktbank, der VR-Direkt.net. Zu keinem Zeitpunkt trat der sogenannte „Kannibalisierungseffekt" – also das Umschichten von Einlagen aus der VR-Bank in die VR-Direkt.net – ein. „Viele Vorstandkollegen anderer Banken haben mich vor diesem Schritt gewarnt, aber wir haben es trotzdem gemacht", grinst Jörg. Und der Erfolg gab ihm recht. Innerhalb weniger Monate waren die Einlagen der neuen „Direktbank" auf mehr als 60 Millionen Euro angewachsen; nahezu 100 Prozent als Zuwachs zu den bestehenden Einlagen der VR-Bank Landsberg-Ammersee eG.

So ganz nebenbei plante Stefan Jörg, der anfangs für die Hintergrundbereiche der VR-Bank verantwortlich war, zusammen mit seinem Kollegen Schmalholz das – so nannte es die Presse – „Meisterstück" der VR-Bank Landsberg-Ammersee eG: Den Umbau eines denkmalgeschützten Gebäudeensembles im Herzen der Landsberger Altstadt. Heute ist das VR-Bank Haus gegenüber dem Georg-Hellmair-Platz nicht mehr wegzudenken. „Wir wollten keine tote Bürofassade", so Jörg und erklärt damit das Konzept der Bank. Zusammen mit dem Altstadtsaal und dem Restaurant, das heute „Das Nudelwerk" beherbergt, ist so ein Kommunikationszentrum in Landsberg entstanden. Während im Altstadtsaal regionale Künstler ohne Kosten oder Provisionen ausstellen können, ist das Restaurant für alle Besucher zugänglich – egal ob Bankkunde oder nicht. Auch die Passage zur Lech Garage ist beim Umbau in seiner ursprünglichen Funktion erhalten geblieben. War es früher ein schmaler dunkler und häufig unwirtlicher Gang, so ist es heute ein Durchgang durch den hell erleuchteten SB-Bereich der VR-Bank.

Erhalten wurden auch viele für Landsberg historisch bedeutsame Denkmäler: Sei es die kunstvoll bemalte Decke aus dem 16. Jahrhundert, das freigelegte Stück Mauer mit dem Kommunwandzeichen in der Passage oder die mehrere Hundert Jahre alte Treppe im ersten Obergeschoss. Das Schmuckstück ist jedoch das Gewölbe im Untergeschoss aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Mit viel Liebe zum Detail wurde dieses Gewölbe restauriert und mit passendem Mobiliar ausgestattet. Inzwischen ist dort das VR-GoldZentrum beheimatet, in dem Kunden der VR-Bank stilvoll über diese Geldanlage beraten werden. „Praktischerweise liegen direkt nebenan die Schließfächer", erläutert Jörg mit einer Armbewegung Richtung Tresorraum.

Die noch vielen weiteren „Schätze" im VR-Bank Haus erfahren ihre Abrundung durch die historische Uhr im SB-Bereich, die ca. um 1730 von einem Landesberger Großuhrmachermeister gefertigt wurde und heute zu jeder vollen Stunde schlägt.

Ein Überraschungscoup gelang ihm 2015: In nur wenigen Monaten wurde die Fusion mit der damaligen Raiffeisenbank Weil und Umgebung eG durchgeführt. Ein Projekt, das normalerweise 12 bis 15 Monate in Anspruch nimmt, konnte so in weniger als einem halben Jahr durchgeführt werden. „Möglich war das nur, weil auch hier wieder alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begeistert geholfen haben", erinnert sich Jörg mit einem nachdenklichen Gesicht. Dabei war das gar nicht so einfach. Es gab Fristen einzuhalten, der Genossenschaftsverband war zu informieren und als Prüfungsverband von den Plänen zu überzeugen, und die umfangreiche Checkliste für Fusionen mit mehr als 1.700 Einzelpunkten abzuarbeiten. Und vor allem galt es, die Mitglieder beider Banken von der Notwendigkeit und der Sinnhaftigkeit der Verschmelzung der beiden Banken zu überzeugen. „Am Ende hatten wir alles geschafft und 200 Prozent Zustimmung erhalten", spielt Jörg auf die Ergebnisse in den beiden Abstimmungsversammlungen der Banken an. „Zweimal 100 Prozent Zustimmung – darauf war ich schon ein bisschen stolz", sinniert Stefan Jörg. Schon 24 Stunden nach den Abstimmungen waren dann in Weil die Firmenschilder ausgetauscht und stand das Gerüst für den Maler; auch ein Beweis dafür wie detailliert und vollumfänglich Jörg in der Lage ist zu planen.

Aber damit nicht genug: Wenn man Kunden zu Fans machen möchte, muss man ihnen mehr als Bank bieten. Beispielsweise so etwas wie die Oide Wiesn, den VR-Bank Cup, die VR-ClassicCar Rallye und vieles mehr. Mit dem VR-Sozialpreis ist es der VR-Bank unter Stefan Jörg gelungen, den wohl bedeutendsten Preis für gemeinnützige Projekte in unserer Region und darüber hinaus zu etablieren. Nicht zuletzt diese Events und die damit verbundene Nähe zu den Menschen in der Region ist es, was die von Jörg geprägte VR-Bank Landsberg-Ammersee eG ausmacht. Mit all diesen Dingen ist es der VR-Bank in den letzten 10 Jahren gelungen, sowohl die Anzahl der Mitglieder als auch die Bilanzsumme nahezu zu verdoppeln! Mit mehr als einer Milliarde Euro Bilanzsumme und einem betreuten Kundenvolumen von über 1,82 Milliarden Euro gehört die VR-Bank heute zu den größeren Genossenschaftsbanken in Bayern; ohne jedoch dabei den Charakter einer Regionalbank nahe am Menschen verloren zu haben. Und damit das auch so bleibt, dafür möchte Stefan Jörg auch künftig sorgen. „Die Herausforderungen an Regionalbanken steigen ständig", betont er, „ und darauf müssen wir eingehen und uns dafür aufstellen". Dazu gehört das nicht nur coronabedingt veränderte Kundenverhalten. Während Serviceleistungen immer weniger nachgefragt werden, steigt der Bedarf an Beratungsterminen seit Jahren stetig. Die VR-Bank hat darauf mit einem Ausbau der Beratungszeiten aber auch des Online-Angebotes reagiert. „Für eine Kontostandsabfrage brauchen heute immer weniger Menschen einen Servicemitarbeiter" , erklärt Stefan Jörg. Aber die Planung der Altersvorsorge oder die Finanzierung des Eigenheims sind heute anspruchsvoller denn je. Und dazu brauche man die richtigen Ansprechpartner. Für diese Anforderungen hat Stefan Jörg zusammen mit seinen Führungskräften nun ein neues Filialkonzept erarbeitet. Seine oberste Prämisse dabei: Auch künftig werden keine Geschäftsstellen geschlossen werden, die Präsenz in der Fläche bleibt somit bestehen. Er hat noch viele Ideen und Gedanken für die Zukunft der VR-Bank. Sagen möchte er dazu allerdings noch nichts, so Jörg. Nur soviel: „Als nächstes kommt wohl das Meisterstück Teil 2" schmunzelt er.

Natürlich hat Stefan Jörg auch als Vorstandsvorsitzender einer „Milliardenbank" und der gleichzeitig größten Genossenschaftsbank im Landkreis Landsberg auch ein Privatleben. Verheiratet, „seit 30 Jahren mit der gleichen Frau", wie er immer lachend betont, hat er 2 Kinder und ist seit letztem Jahr stolzer Opa. Um zur Ruhe zu kommen schraubt er am liebsten an „alten" Autos herum. Dabei kennt er von jedem seiner „Schätze" nicht nur das Baujahr, sondern kann auch noch die letzte Schraube im Motorraum oder hinter der Türverkleidung beschreiben. „Nur zum Lackieren oder bei Problemen mit der Elektronik muss ich Teile weggeben" sagt er mit strahlendem Gesicht. Für Ihn sind seine Autos eine echte Obsession.

Auch wenn man im Gespräch schnell den Eindruck gewinnt, dass bei Stefan Jörg keine Langeweile aufkommt, findet er dann doch noch Zeit für „Nebentätigkeiten". So ist er Mitglied im Fachausschuss Energie des Genossenschaftsverbandes, Mitglied im Bezirkstag der Genossenschaften und Sprecher des Informationskreises der Wirtschaft in der Region Landsberg-Kaufering sowie im Beirat der AOK Landsberg. Dazu wurde er 2016 in den Regionalausschuss der IHK in Landsberg gewählt. In all diesen Gremien verfolgt Jörg – wie in der VR-Bank Landsberg-Ammersee eG – das genossenschaftliche Prinzip der Förderung der Menschen in der Region. Dass er sich als Träger der silbernen Ehrennadel des Genossenschaftsverbandes damit auskennt, hat er in seiner langjährigen Verbundenheit zur Genossenschaft oftmals bewiesen. Und damit wären wir gleich bei seinem nächsten Jubiläum: 2022 feiert Stefan Jörg seine 40-jährige Zugehörigkeit zum Genossenschaftswesen – den Werten Friedrich Wilhelm Raiffeisens und Herrmann Schulze-Delitzsch verbunden seit 1982. Herzlichen Glückwunsch Stefan Jörg! 

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