Dießen – Seit Jahren gelangen an die Öffentlichkeit Meldungen von Telefonbetrug. Eigentlich wäre es besser von Telefonverbrechen zu sprechen. Denn gewitzte Betrüger bringen vor allem ältere Menschen um Summen, die vom vierstelligen Bereich bis in Millionenhöhe reichen. Manchmal geraten diese Personen sogar in den Ruin. Das Vorgehen ist immer das gleiche. Mit einem Telefonanruf setzen die Kriminellen ihre Opfer unter starken psychischen Druck. Die Anrufer geben sich als Amtspersonen, wie zum Beispiel Polizisten, aus. Mal ist einem Enkel etwas bei einem Verkehrsunfall passiert und er brauche schnell Bargeld, mal ist ein naher Familienangehöriger im Ausland in Not geraten und er benötige sofort finanzielle Hilfe, heißt es. Die Geschichten werden plausibel erzählt und Druck aufgebaut. Immer wieder wird nachgefasst, den Opfern keine Ruhe gelassen. Wer die Nachrichten über diese Betrügereien liest, kann oft nicht glauben, wie leichtfertig die Menschen waren, die in diese Falle geraten sind. Sie geben am Telefon Bankdaten und Passwörter preis. Das sollte man niemals machen, warnt die Polizei. In vielen Fällen gelingen diese Straftaten, aber nicht immer. Häufig erfahren wir gar nichts davon, denn sie bleiben unentdeckt. Aber es gibt auch andere Fälle, wie den der aufmerksamen Bankangestellten Tamara Vief von der Sparkasse Landsberg-Dießen. Die junge Dame ist in der Geschäftsstelle Dießen als Service-Mitarbeiterin tätig. Sie hat also dort ständig persönlichen Kontakt zu Kunden. Ich treffe die Dießenerin in der Sparkasse an der Mühlstraße. Vor zwei Wochen konnte sie einen Telefonbetrug erfolgreich verhindern. Potentielles Opfer war ein 65-jähriger Mann aus der Marktgemeinde. 

aloys.news: Wir bekommen fast jede Woche Polizeimeldungen über Telefonbetrug auf den Schreibtisch. Ein solcher Vorfall ereignete sich jüngst in Dießen. Er kam vor etwa zwei Wochen von der Polizei als E-Mail zu aloys.news. Sie haben einen solchen Betrug verhindert, wie war das?

Tamara Vief: Einer unserer Kunden kam an meinen Schalter und wollte einen Betrag von 2.300 Euro anweisen. Er wirkte aufgeregt. Er sagte, er habe einen Anruf bekommen und müssen die Summe jetzt sofort überweisen. Ich kenne den Herrn schon seit einiger Zeit, ich unterhalte mich gerne ein bisschen mit ihm. Das schafft eine persönliche Atmosphäre und die Kunden schätzen das. Irgendwie kam mir der Fall komisch vor.


aloys.news: Es war merkwürdig?

Tamara Vief: Sehr. Ich fragte ihn, was los sei. Er meinte, wenn er nicht die geforderte Summe bezahle, dann müsse er vor Gericht. Ein Anwalt habe ihn kontaktiert und ihm mitgeteilt, dass da ein Gerichtsverfahren anhängig sei. Das Geld müsse mittels Echtzeit-Überweisung auf das Konto einer deutschen Bank eingezahlt werden. Es war eine Commerzbank irgendwo in Norddeutschland.


aloys.news: Wie muss ich mir das vorstellen? Ein Konto, das Betrügern gehört?

Tamara Vief: Meistens sind das Konten, von denen das eingezahlte Geld sofort abgeräumt wird und meistens ist das auch mit gefälschten Papieren eröffnet worden. Aber es ist natürlich ein echtes Konto.


aloys.news: Wie kam der angebliche Anwalt an die Telefonnummer?

Tamara Vief: Es stellte sich heraus, dass unser Kunde vor Jahren einen Anruf bekommen hat, in dem ihm gesagt wurde, dass er im Lotto gewonnen hätte. Seitdem werde er mit solchen Anrufen belästigt. Da lege er meistens auf. Damals hatte er seine Bankdaten dem Anrufer jedoch genannt.


aloys.news: Wie ging es weiter?

Tamara Vief: Der Überweisungsträger lag noch bei uns, der Vorgang war also nicht abgeschlossen. Mittlerweile telefonierte ich mit dem Kunden, er war ja wieder zu Hause. Da sprach er davon, dass ein Mitarbeiter unserer Sparkasse ihn gewarnt habe, sein Konto zu sperren, wenn er jetzt nicht 7.000 Euro bezahle.

aloys.news: Es wurde immer teurer?


Tamara Vief: Ja. Den Mitarbeiter gab es natürlich bei uns nicht. Aber unser Kunde war immer noch ganz aufgeregt.

aloys.news: Sie konnten ihren Kunden überzeugen, dass es sich hier um Telefonbetrug handele.


Tamara Vief: Er vertraute mir immer mehr und befolgte schließlich meinen Rat zur Dießener Polizeiinspektion zu gehen. Das Geld hat er nicht überwiesen. 

aloys.news: Frau Vief, ich bedanke mich für das Gespräch.