Weilheim – Ungeachtet der Corona-Pandemie schreiten die Planungen zum Projekt Entlastungsstraße Weilheim weiter voran. Zuletzt wurde die sogenannte Umweltverträglichkeitsstudie fertig gestellt. Das Staatliche Bauamt Weilheim will bis zu den Sommerferien die Voruntersuchung soweit abschließen, dass im Herbst eine Bürgerbefragung stattfinden kann. Statt eines bisher untersuchten Tunnels durch das Zentrum der Stadt wird nun ein kompletter Tunnel im Osten als Variante in die Voruntersuchung aufgenommen.

Nachdem die grundsätzliche Notwendigkeit des Projektes in der Phase der Bedarfsplanung im Zuge des Bundesverkehrswegeplans 2030 bereits festgelegt wurde, wird aktuell die Vorplanungsphase mit Erstellung einer Voruntersuchung abgeschlossen. Die Vorplanung besteht aus den Schritten

a) Ermittlung denkbarer, geeigneter Varianten

b) Bewertung der Varianten unter Abwägung aller relevanten Belange

c) Auswahl einer Vorzugsvariante

zu a) Ermittlung denkbarer Varianten

Wichtigstes Kriterium bei der Ermittlung denkbarer Varianten sind die Ziele des Projektes. Diese sind in erster Linie eine Entlastung der Stadt Weilheim von Lärm, Abgasen und Schleichverkehr, sowie eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Bundesstraße 2 durch die Verringerung von Staus.

Als denkbare Varianten haben sich nach umfangreichem Planungsprozess die Varianten Westumgehung lang und kurz, Ostumgehung ortsnah und ortsfern und ein Tunnel durch die Stadt herausgestellt. Siehe Grafik, die Sie ganz unten bei "Weitere Informationen" finden.

Von Seiten der Bürgerschaft und Politik wurden in der Vergangenheit immer wieder Ideen unterschiedlicher Tunnel im Verlauf der bestehenden Bundesstraße B 2 eingebacht (Zentrumtunnel, Kurztunnel, ¾-Tunnel, …).

Diese zentralen Tunnelvarianten erweisen sich jedoch aus Sicht des Staatlichen Bauamtes Weilheim nicht als zielführend:

  • Da ein Zentrumstunnel in bergmännischer Bauweise aufgrund der hohen Kosten wie bereits kommuniziert ein Nutzen-Kostenverhältnis von unter 1 aufweist, muss er – auch nach Abstimmung mit dem Bundesverkehrsministerium – ausgeschlossen werden. Eine Berücksichtigung im weiteren Planungsprozess ist nicht möglich.
  • Bei jedem Tunnel, der in offener Bauweise (sog. „Deckelbauweise") zentral in der Stadt errichtet werden würde, würden sich aufgrund der baulichen Enge und der damit verbundenen extrem schwierigen technischen Umsetzbarkeit während der mehrjährigen Bauzeit enorme finanzielle, bautechnische, zeitliche und verkehrliche Risiken ergeben. Zudem hätte ein zentraler „Kurztunnel" oder ein „Dreivierteltunnel" erhebliche städtebauliche Nachteile: Immissionsbelastungen verbleiben in der Stadt, die südlichen Wohngebiete erfahren keine Entlastungswirkung. Außerdem wäre mit einer Kostenbeteiligung der Stadt Weilheim zu rechnen.

Die einzige Komplett-Tunnelvariante, die tatsächlich baulich machbar scheint und wirtschaftlich möglicherweise bauwürdig sein könnte (Nutzen-Kosten-Verhältnis über 1), ist ein Tunnel auf der Trasse der ortsnahen Ostumgehung. Diese Variante „Ost-Tunnel" soll nun in die Voruntersuchung aufgenommen und näher bewertet werden.

zu b) Bewertung der Varianten

Die bisher vorliegenden Varianten wurden u.a. auf die Belange raumstrukturelle Wirkungen, verkehrliche Beurteilung, entwurfs- und sicherheitstechnische Beurteilung, Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit untersucht.

Nach umfassenden Erhebungen und Untersuchungen konnte zuletzt auch die Umweltverträglichkeitsstudie durch das Büro Dr. Schober, Gesellschaft für Landschaftsplanung mbH abgeschlossen werden. Die Unterlagen werden auf der Homepage des Staatlichen Bauamtes Weilheim zur Einsichtnahme veröffentlicht: http://www.stbawm.bayern.de. Wichtigste Erkenntnis ist, dass alle untersuchten Varianten grundsätzlich umweltverträglich sind.

Noch nicht näher untersucht und damit noch nicht bewertet wurde der neue „Ost-Tunnel". Mit dieser Variante werden die Projektziele erreicht. Aus heutiger Sicht ist zudem zu erwarten, dass die Kriterien raumstrukturelle Wirkung, verkehrliche Beurteilung sowie entwurfs- und sicherheitstechnische Beurteilung erfüllt werden. Zu prüfen sind noch die Kriterien Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit. Ziel ist, diese Prüfung bis zur Sommerpause abzuschließen

Zu allen verbleibenden Varianten ist derzeit noch die Haltung der Stadt Weilheim offen. Die Stadt beabsichtigt, nach Vorliegen der Untersuchungsergebnisse auch für den Ost-Tunnel im Herbst eine Bürgerbefragung durchzuführen.

zu c) Auswahl einer Vorzugsvariante

Nach Prüfung der o.g. Kriterien durch das Staatliche Bauamt Weilheim und der anschließenden Einholung des Meinungsbildes der Stadt Weilheim kann die Voruntersuchungsphase abgeschlossen werden. Ziel ist die gemeinsame Festlegung einer Vorzugstrasse durch das Staatliche Bauamt und die Stadt.

Im Anschluss kann im Zuge der Vorentwurfsplanung die Vorzugstrasse detailliert beplant werden.