Schriftgröße: +
4 Minuten Lesezeit (845 Worte)

Bäume fallen zur Sicherheit von Menschen. Von Theresia von Waldburg

Eschen wurden an der Straße nach Reichling aus Sicherheitsgründen gefällt. Foto: Theresia von Waldburg

Epfach – Zu den Lebewesen auf unserem Planeten, die uns Menschen weit in die Zukunft überleben können, gehören die Bäume. Zunehmend jedoch sind sie bedroht von Krankheiten, eingeschleppten Frassinsekten und vor allem vom menschenverursachten Wandel des Klimas auf der Erde. Deshalb ist die Pflege dieser Geschöpfe in den letzten Jahren so eminent wichtig geworden, um ihr Weiterleben und uns den gefahrlosen Aufenthalt im Schatten ihrer Kronen zu ermöglichen.

Hin und wieder wird es leider notwendig, dass Bäume gefällt werden müssen. In Epfach an der Sankt Lorenzstraße mussten vorerst zehn Eschen aus Sicherheitsgründen entfernt werden. Am Mittwoch voriger Woche rückte Max Lang aus Hofstetten mit seinem Kollegen Benjamin Conrad aus München an, unterstützt durch einen riesigen Autokran von Magnus Albrecht aus Etting, um diese Arbeit professionell und umsichtig auszuführen. Beide Männer sind ausgewiesene Baumpflegeexperten und erklärten die unvermeidliche Maßnahme mit dem rasch voranschreitenden Triebsterben der fast hundert Jahre alten Pflanzen. Ihre unmittelbare Nähe zu der vielbefahrenen Verbindungsstraße nach Reichling machen die abgestorbenen Äste in den Baumkronen zu einem Risiko für die Verkehrsteilnehmer. Das sich immer rascher ausbreitende Eschentriebsterben verursacht ein kleiner, unscheinbarer Pilz namens Chalara Fraxinea, zu Deutsch das „falsche weiße Stengelbecherchen". Laut Bayerischer Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft hat Chalara Fraxinea vor hundertfünfzig Jahren, durch die Einfuhr der in Japan beheimateten Mandschurischen Esche nach Estland, seinen erfolgreichen Eroberungszug durch Europa angetreten.

„Es ist immer sehr bewegend, wenn man ein so altes Leben innerhalb von zwanzig Minuten beendet", bedauert Benjamin Conrad gegenüber aloys news. Es sei auffallend, daß Bäume, auch die bisher als klimastabil bekannten Buchen, zunehmend aus ihrem Umfeld herausgenommen werden müssten. Die Folgen des Klimawandels lassen sich einfach nicht mehr schönreden, denn auch der Befall mit Parasiten und Insekten ist letztendlich darauf zurückzuführen.

Im Vorfeld wurden die Bäume in enger Zusammenarbeit mit der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Landsberg auf ihre Anzahl an Bruthöhlen für Vögel und Fledermäuse untersucht. Anschließend verschlossen Max Lang und sein Kollege die unbesiedelten Hohlräume, damit zu Beginn der Nistzeit keine Tiere einziehen können. Wenn ein Baum einmal besiedelt ist, darf er erst im darauffolgenden Winter gefällt werden. Wie die verantwortliche Behördenmitarbeiterin Monika Sedlmaier ausführte, wurde die Übernahme von Bruthöhlen aus den Bäumen geprüft. Die alten Bruthöhlen sind für Fledermäuse wesentlich attraktiver als neue extra geschreinerte Häuschen. Aus den gefällten Bäumen schneidet man den entsprechenden Abschnitt mit einer solchen Höhlung aus und montiert ihn an einen anderen Baum. Dies wäre die schönste Art der Umsiedelung, meinte sie, aber bedauerlicherweise eignete sich keine der gefundenen Höhlungen, um auf diese Weise versetzt zu werden.

Max Lang und Benjamin Conrad können eine umfassende Ausbildung vorweisen, die nicht nur forstwirtschaftliches Wissen beinhaltet, sondern auch so exotische Disziplinen wie das Seilklettern. Moderne Baumpflege ist ohne diese Fähigkeiten nicht zu bewerkstelligen. Morsche Äste in Baumkronen entfernt man nicht vom Boden aus, hier heißt es angeseilt hinaufklettern. Wer als Kind schon einmal in Bäume geklettert ist, weiß um die Faszination dieser einzigartigen Biotope und konnte andererseits seine Geschicklichkeit, die man fürs Klettern braucht so ganz nebenbei trainieren. Heutzutage geht man in den Seilgarten oder die Kletterhalle.

Am langen Seil des voll ausgefahrenen Teleskoparms des Autokrans lässt sich Max Lang buchstäblich am Haken hängend hinauf über die Baumwipfel ziehen. So sieht er, welcher Baum als nächstes aus dem Verbund herausgenommen werden soll und bringt das dafür notwendige Seil an. Anders als im Wald fällt der Baum nicht einfach auf die Straße, zu viele Äste der Nachbarbäume und die Straße selbst kämen zu Schaden. Jeden abgesägten Baum hebt der Kran einzeln über die anderen heraus und legt ihn sanft auf die Straße. Geradezu liebevoll ehrfürchtig mutet dieses Vorgehen an. Die Männer verstehen ihr Handwerk. In solchen Fällen arbeiten sie häufig eng zusammen. Beide haben ihre eigenen Firmen sind aber eher Einzelkämpfer.

Sie erzählen, daß es vor allem in den Städten zunehmend schwierig wird, Bäume notwendigerweise zu fällen. Mancherorts müssen sie sogar mit Polizeischutz arbeiten, wenn wohlmeinende Baumschützer versuchen die Arbeiten zu verhindern. Dabei ist es ihr größtes Anliegen die Bäume durch gezielte Eingriffe zu retten, nicht zu zerstören. Sie stehen beratend zur Seite, wenn in Gartenanlagen Bäume krank werden oder herausgenommen werden müssen. Leider erleben sie immer wieder, daß unkundige Laien kurzerhand selbst die Motorsäge anwerfen und dabei den Schaden unter Umständen vergrößern. Da wird nicht nur am falschen Ende gespart, sondern auch einem Lebewesen unnötiges Leid zugefügt.

Geht man heute die Stankt Lorenzstraße in Richtung Lechbrücke, wundert man sich, daß sich die abgeholzte Fläche kaum verändert hat. Sicher die Stümpfe der einzelnen entfernten Bäume sind zu sehen, aber momentan fehlen nur die ältesten Bäume. Der Schein trügt, auch wenn der Frühling die Flora wieder aus dem Boden zaubert und das junge Grün das Ganze erneut zu einem natürlich stimmigen Verbund schließt, werden weitere Bäume im Winter gefällt. Auch die restlich verbliebenen jungen Eschen sind vom Triebsterben betroffen und werden zur Gefahr. 

Am langen Seil des voll ausgefahrenen Teleskoparms des Autokrans lässt sich Max Lang buchstäblich am Haken hängend hinauf über die Baumwipfel ziehen. So sieht er, welcher Baum als nächstes aus dem Verbund herausgenommen werden soll. Foto: Theresia von Waldburg

Ort (Karte)

0
×
Stay Informed

When you subscribe to the blog, we will send you an e-mail when there are new updates on the site so you wouldn't miss them.

"Kein Stamm ist ihm zu stark..." Ein whatsapp-Kuns...
Dorfmarkt Schondorf findet am Gründonnerstag statt...

Ähnliche Beiträge

 

Kommentare

Derzeit gibt es keine Kommentare. Schreibe den ersten Kommentar!
Bereits registriert? Hier einloggen
Samstag, 20. April 2024

By accepting you will be accessing a service provided by a third-party external to https://aloys.news/

Anzeige
Anzeigen
Gärtnerei Niedermeier
Werben bei aloys.news

Beliebteste Artikel

21. September 2023
Aktuelles
Ammersee West – Heute ist der letzte Tag des kalendarischen Sommers. Die Seen sind noch warm. Daher informieren wir Sie weiterhin täglich auf aloys.news wie warm oder auch wie kalt aktuell die Seen si...
30681 Aufrufe
23. Juni 2021
Aktuelles
Starnberg/Herrsching – Folgende Pressemitteilung bekam aloys.news gestern von der Gemeinde Herrsching: Liebe Bürger*innen, derzeit häufen sich wieder die Hinweise auf Zerkarienbefall bei Badenden. Vor...
13944 Aufrufe
15. August 2021
Meinung
In eigener Sache – Es wird keinen Lockdown mehr geben, versprechen uns die Politiker. Statt dessen kommt 3G. Gekauft, gekühlt, getrunken? Schön wär's. Geimpft, genesen, getestet. Ich als Eure Gastgebe...
11300 Aufrufe
09. April 2021
Aktuelles
Landkreis Landsberg am Lech – Antigen-Schnelltests haben ihren Namen daher, weil das Ergebnis schnell vorliegt. Sie können nur durch geschultes Personal durchgeführt werden – dafür wird ähnlich w...
10632 Aufrufe
01. Juli 2020
Aktuelles
aloys.news ist die regionale, kostenfreie Online-Zeitung für aktuelle Nachrichten, Meldungen und Beiträge aus den Landkreisen Landsberg am Lech, Starnberg, Fürstenfeldbruck und Weilheim...
9000 Aufrufe