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„Das Labyrinth – 100 Jahre Hitlers Festungshaft" Open-Air-Ausstellung in Landsberg

„Das Labyrinth – 100 Jahre Hitlers Festungshaft" Open-Air-Ausstellung in Landsberg Bild: © dieKunstBauStelle

Landsberg am Lech – Zum 100. Jahrestag von Hitlers Entlassung aus der Festungshaft eröffnet die Ausstellung "Das Labyrinth" in Landsberg. Sie bietet ab Freitag, 6. September auf der Waitzinger Wiese auf 10.000 Quadratmetern eine begehbare Installation, die die Radikalisierung und die Fehler der damaligen Gesellschaft beleuchtet. Die Historikerin Dr. Edith Raim und der Künstler Wolfgang Hauck schaffen einen offenen Diskursraum, der die Geschichte des Nationalsozialismus neu interpretiert und zur Reflexion über heutige Radikalisierung anregen.

Die Installation thematisiert die Vorgeschichte des Hitlerputsches in München 1923, die Gerichtsverhandlung und die Haftzeit Hitlers sowie die folgende Reorganisation seiner politischen Bewegung von Bayern aus. Hitlers Haft ging der Putschversuch am 8. November 1923 im Münchner Bürgerbräu voraus. Nach dessen Niederschlagung wurde der spätere Diktator in Utting am Staffelsee verhaftet und in Landsberg in Untersuchungshaft gebracht. Das auffallend milde Urteil wegen Hochverrats im April 1924 zu fünf Jahren Festungshaft wurde ebenfalls in Landsberg vollstreckt.

Landsberg wurde durch Hitlers Anwesenheit zur dritten wichtigen Stadt für die NSDAP und ihre Anhänger neben München und Nürnberg. Nach der Machtergreifung 1933 wurde sie zum Wallfahrtsort der Hitlerjugend. Auch durch die Nähe zum KZ-Außenlager Kaufering ist Landsberg ein wichtiger Ort für die historische Ausstellung über die Vorgeschichte der NS-Herrschaft. "Das Labyrinth – 100 Jahre Hitlers Festungshaft" ist ein innovatives Angebot für alle, um die Geschichte des Nationalsozialismus und die Radikalisierung interaktiv zu erkunden. Wolfgang Hauck, Gestalter und Initiator der Ausstellung, betont: „Zeitgemäße Geschichtsvermittlung muss mehr bieten als museale Präsentationen, sachliche Quellenverwaltung und normierte Interpretationen. Sie braucht offene Diskursräume, die einen dynamischen und lebendigen Umgang mit Geschichte ermöglichen."

Die raumgreifende Installation, die Historikerin Edith Raim mit Wolfgang Hauck konzipiert hat, zeigt die Irrungen und Irrwege der damaligen Zeit. Die Ausstellung geht nicht nur auf die historischen Hintergründe ein, insbesondere auf die Frage, warum Bayern zu dieser Zeit prädestiniert war für die Radikalisierung, sondern zeigt auch, wo Gesellschaft, Justiz und Politik aus heutiger Sicht Fehler gemacht und bei der Verteidigung der jungen Demokratie versagt haben. Dazu erläutert Edith Raim: „Mich hat bei dem Projekt besonders interessiert, warum Hitler in den Jahren bis 1923 in Bayern so erfolgreich war. Hitlers Aufstieg bis 1923 wäre nirgendwo anders möglich gewesen als in München. Der Hitler-Ludendorff-Putsch ist untrennbar mit den bayerischen Machtverhältnissen verbunden. Bayern war durch das Generalstaatskommissariat von Gustav von Kahr de facto in eine Diktatur verwandelt, und nicht nur Hitler, sondern auch Kahr plante den Putsch gegen das Reich." Für die Vermittlung haben beide bewusst eine niederschwellige und immersive Form gewählt: „Ein Ausstellungsprojekt wie dieses gibt Raum für Zitate aus Tagebüchern oder Erinnerungen, für Dokumente, Karikaturen oder Fotografien. Dies ermöglicht ein tiefes Eintauchen in die dramatischen Ereignisse vor hundert Jahren."

Hauck fügt hinzu: "Diese Ausstellung ist auch eine Mahnung und zeigt, wie schnell das demokratische Verständnis unter den Bedingungen von Krieg und Krisen zerbricht. Somit ist die Frage der Radikalisierung in unserer Zeit nicht erledigt, sondern fordert besondere Wachsamkeit." Die Ausstellung bietet neue Blickwinkel, die die ikonisierte Überlieferung der Geschichte in schwarz-weiß-Bildern durchbrechen und erweitern wollen. Dazu dienen Stilvorlagen von Georg Grosz, Otto Dix, Käthe Kollwitz oder Paul Klee ebenso wie literarische Vorlagen von Stefan Zweig, Hans Fallada und Ödön von Horvath. Deren Wirken und Beobachtungen werden mithilfe von künstlicher Intelligenz neu entwickelt und ins Heute übertragen.

Das Vorhaben wird vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, dem Kulturfonds Bayern, Bezirk Oberbayern, der Sparkassenstiftung Landsberg am Lech, dem Verein dieKunstBauStelle e.V., dem Historischen Verein Landsberg am Lech, der Heinz-Heinrich-Martin-Stiftung und der Stadt Landsberg am Lech gefördert.

INFOS UND WEBSITE
www.dasLabyrinth.org

DATEN DER AUSSTELLUNG
Dauer: Die Ausstellung ist ab 6. September bis 13. Oktober 2024 zu sehen.
Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 19 Uhr
Eintritt: kostenfrei
Ort: Waitzinger Wiese, 86899 Landsberg am Lech

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