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Die wilde Frau. Porträt der Künstlerin Lisa Manhuru. Von Peter Stöbich



Hofheim – "Ich brauche die Vielfalt und neue Herausforderungen", sagt Lisa Manhuru aus Hofheim. Entsprechend gestaltet sie ihr Leben als freie Künstlerin und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Eiben-Kunst, Malerei und Objektbau, Klangwelten und Tanz-Performance. Sie ist 1960 in Pfaffenhofen an der Ilm geboren und lebt mit ihren beiden Katzen seit acht Jahren in Hofheim bei Murnau.
Neben einer Werkstatt gibt es in ihrem Haus auch ein Zimmer für Didgeridoo-Klangmassagen, für ihre Objekte und Schmuckstücke hat sie einen eigenen Ausstellungsraum eingerichtet. Dort können die Besucher Eiben-Amulette und goldfarbene Runen bewundern, aber auch eindrucksvolle Leuchtsegel, die Bilder und Objekt zugleich sind.
"Damit angefangen habe ich vor vielen Jahren mit drei Ästen und einem bemalten Seidentuch dazwischen. 2000 entstand dann mein erstes Objekt, das zweidimensional war: Zwei geschliffene Äste, die ich auf einen Sockel befestigte und von hinten durch ein bemaltes Seidentuch beleuchtete."
Ähnliche Objekte entstanden mit handgeschöpftem Papier, "das ist vom Material her dem Holz viel näher und ich konnte es dreidimensional gestalten". Jede Arbeit ist ein Unikat und je nach Bewegung der Äste, Maserung und Farbigkeit des Holzes individuell gestaltet.
Für die gelernte Altenpflegerin war der Weg zu ihrer heutigen Arbeit nicht einfach, erzählt sie, "aber ich bin froh, dass ich trotz aller Unsicherheiten den Sprung in die Selbständigkeit gewagt habe". Ihre Werke verkauft sie nicht nur direkt in Hofheim, sondern auch auf Ausstellungen, Kunsthandwerkermärkten oder übers Internet. Manhuru ist auch bei der Ausstellung des Weilheimer Kunstforums vertreten, die noch bis 21. Mai im "ZwischenRaum" in der Pöltner Strasse 1 stattfindet.
Ihre Liebe zum Holz und der Drang zum kreativen Ausdruck in unterschiedlichen Bereichen machte sich schon im frühen Kindesalter bemerkbar. Vieles von dem, was sie antreibt und beschäftigt, ist schwer greifbar und verständlich für Menschen, die rein materiell orientiert sind. "Ich fühle mich als Vermittlerin zwischen den Welten und dabei sind Rabe, Wal und die Eibe meine stetigen Begleiter und Lehrende. Was sich im morphogenetischen Feld bewegt, was nicht sichtbar und doch vorhanden ist, webt sich auf geheimnisvolle Weise in meine Werke ein", sagt Manhuru und setzt sich gern mit archaischen Kulturen, Schamanismus und Spiritualität im weitesten Sinn auseinander.
Dass manche sie für "a bisserl g`spinnert" halten, kann ihr egal sein, denn sie geht ganz in ihrem künstlerischen Tun auf, das gleichermaßen Beruf(ung) und Leidenschaft ist. Sogar die Toilettenwände und der Spülkasten sind in kräftigen Grüntönen bemalt, so dass man sich mitten im Dschungel wähnt.
"Meine Malerei richtet sich nach verschiedenen Faktoren", sagt sie, "dazu gehören Beobachtungen aus der Natur sowie Strukturen und Lichtspiele, die ich auf Fotos festhalte." Etliche Bilder entstünden auch durch ihre Neugier auf die mystische Welt; so finden sich Geschichten aus alten Völkern und schamanischen Reisen wieder. Manchmal gehe es auch einfach nur ums Experimentieren mit Farben, Strukturen, unterschiedlichen Materialien und Techniken.
"Antriebsfeder hinter meiner Kunst sind existenzielle Fragen, wer wir als Menschen sind, was und bewegt und wohin wir gehen. So bin ich ständig gefordert und komme mir oft vor wie eine Jongleurin, die täglich mit der Vielfalt von Ausdrucksformen jongliert." Das kann eine schamanische Reise sein, bei der ihr als Krafttier der Rabe begegnete, ein magisches Ritual oder eine Klangmassage mit dem Didgeridoo, einem baumartigen Blasinstrument, das ursprünglich von den australischen Ureinwohnern gespielt wurde.
Auch Tanzen spielt eine wichtige Rolle in ihrem Leben, jedoch nicht der Standard-Paartanz, wie er Freitagabend im Fernsehen gezeigt wird. Statt "Let`s dance" heißt es bei Lisa Manhuru seit vielen Jahren Butoh, das ist die Bezeichnung für japanisches Tanztheater. "Dabei kommt die wilde Frau in mir zum Vorschein und ich lebe meine skurrile, schräge und provozierende Seite aus!"
Fotos zeigen die Künstlerin mit weiß geschminktem Gesicht bei einer Performance in der Kirche oder im Paterzeller Eibenwald, wo sie wie ein Wesen aus einer anderen Welt aus der Erde kriecht. "Es ist ein Tanz, der alle konventionellen Vorstellungen von Ästhetik radikal durchbricht", schildert sie, "Wertungen von schön und skurril, alt und jung, richtig und falsch verlieren sich im zeitlosen Gespinst bewegter Körper. Butoh gibt keine Altersbegrenzung vor, denn das Leben selbst in seinen vielfältigen Erscheinungsformen ist ein Tanz."

Lisa Manhuru taucht gern in mystische Welten ein. Foto: Stöbich
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