Dießen – Ganz den Corona-Zeiten entsprechend ist heute das Wetter, deprimierend. Der Ammersee verschwindet im Dunst. Der Himmel ist herbstlich neblig statt strahlend blau. Wie das so häufig am 1. Mai der Fall ist, wenn der Frühling langsam ins Land gezogen war und die Bäume und Sträucher zu blühen beginnen. Schönes Wetter wäre so eine gute Kulisse für das traditionelle Aufstellen des Dießener Maibaums gewesen. Nahezu der ganze Ort hatte dem Spektakel regelmäßig die vergangenen Jahre beigewohnt, wenn die Mannen mit langen Stangen und reiner Muskelkraft den Stamm in die Höhe hoben. Sepp Steinle hatte den riesigen Baum mit seinen prächtig geschmückten Kaltblütlern ins Zentrum der Marktgemeinde gezogen. Es war immer ein Großereignis für die Marktgemeinde. Aber dieses Jahr ist alles anders, es hat nicht sollen sein. Das Landratsamt hat kein direktes Verbot für die Aktion ausgesprochen aber auf die Corona-Regelungen hingewiesen. Die Abstandsregelungen seien beim Aufstellen von Hand nicht einzuhalten. Da mussten die Organisatoren passen. Dennoch gab es einen kleinen Hinweis auf der Eisenhalterung an der Stelle, an der normalerweise der rund 30 Meter hohe, blau-weiß lackierte Baum die Passanten mit seinen Zunftzeichen begrüßt. Handzettel fanden sich in einem Plexiglaskästchen an der Gabelung von Mühlstraße und Fischerei, darauf stand zu lesen: "Dießen trauert um seinen Maibaum 2021. Was für ein beschissenes Jahr. – Gerne hätten wir dich geklaut. leider wurde uns die Chance verwehrt. Manchmal braucht das Herz mehr Zeit, um etwas zu akzeptieren, das der Kopf schon längst weiß". Trauerflor weht jetzt um die Metallhalterung. Hier haben die Maibaumfreunde ihr Leid kundgetan: "Du fehlst Dießen so sehr. Entsetzlich – unersetzlich. In tiefer Trauer."
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