Folge 40: Rabauke im Ruhestand. Johnny Rotten ist die ewige Sex-Pistole .
1976 explodierte in London eine musikalische Bombe, deren Detonation in den darauffolgenden Monaten ganz Europa erschütterte. Punk war der Name dieser wütenden Bewegung gegen Spießbürger- lichkeit, soziale Probleme der Jugend und das herrschende System ganz allgemein. Den Punk-Stein ins Rollen brachte freilich eine einzige Gruppe, die bald darauf mit dem Phänomen Punk nichts mehr zu tun haben wollte. Ihr Name: Die Sex Pistols!
Die Pistols waren sicher die radikalste, provokanteste und weltver- achtendste Gruppe, die das Rock-'n'-Roll-Business je hervorgebracht hat. Sie waren es, die Rockmusik ab Gründung ihrer Band 1975 ieder gefährlich machten. Kein Wunder, dass dieses Quartett sich nach nur knapp drei Jahren zum ersten Mal auflöste: Auf Dauer ist es eben zu anstrengend, die Super-Nihilisten vom Dienst zu mimen.
Bereits 1978 trennte sich Sänger John Lydon a.k.a. Johnny Rotten am Ende einer USA-Tournee spontan nach gehörigen Reibereien mit den übrigen drei Mitstreitern sowie Manager Malcolm McLaren von dem Quartett. Das Aus für die Sex Pistols kam allerdings am 2. Februar 1979: An diesem Tag wurde Bassist Sid Vicious mit einer Überdosis Heroin im Körper tot aufgefunden. Eine Kultfigur war gestorben, ein Mythos geboren.
Seit Auflösung der Band war das Interesse an den Sex Pistols größer denn je. Was vor allem daran lag, dass keine andere Band die Lücke schloss, welche die Pistols nach ihrem Split hinterließen – die der zornigen, absolut kompromisslosen Rebellen, die sowohl dem Business wie dem Rest der Welt ohne Rücksicht auf Verluste den kalten Arsch zeigten.
Natürlich kam die Punkrevolution bei mir, einem Teenager, der seine drögen Tage Ende der 70er-Jahre in einem katholischen Internat in Bayern verbrachte und sich vergeblich bemühte, Julius Caesar und Ovid neues Leben einzuhauchen, reichlich spät an. Doch als es so weit war, im Sommer '79, war es dafür rettungslos um mich geschehen.
Ich weiß noch, dass Schulferien waren und ich mit meinen Kumpels Andi und Gregor zusammenhockte. Wir saßen in meinem Zimmer, ich war 14, wir rauchten Joints, meine Eltern waren nicht zu Hause, wir fühlten uns als die coolsten Kids der Welt, obwohl wir nichts weiter als harmlose Klosterschüler waren. Andi hatte wie immer eine Plastiktüte mit Schallplatten dabei, sein Vater war ein hohes Tier bei der MAN, er bekam mehr Taschengeld als wir anderen beiden, er konnte sich öfter einen Besuch bei GOVIs, dem damals angesagten Musikgeschäft, leisten.
Morgen geht's weiter mit Johnny Rotten von den Sex Pistols
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