Landsberg am Lech – Der Landsberger Stadtrat hat in seiner gestrigen Sitzung schweren Herzens die Stadtweihnacht abgesagt. Angesichts der aktuellen Inzidenz und einer dynamischen Entwicklung der Pandemie vermag niemand zu vorherzusagen, wie es die kommenden Wochen weitergehen wird. „Die Pandemie hat uns leider wieder fest im Griff", sagte die Oberbürgermeisterin. Der Entscheidung des Stadtrates war ein Austausch an Argumenten pro und contra vorausgegangen. 

Es galt einerseits, die Risiken der sich immer dramatischer entwickelnden Situation auf den Intensivstationen unserer Krankenhäuser und der exponentiell steigenden Infektionszahlen abzuwägen. Andererseits hatte die Stadt im Vorfeld für den Fall eines Anstiegs der Inzidenzwerte ein eigenes Marktkonzept entwickelt, das den Besucherinnen und Besuchern wie den Fieranten ausreichend Platz und damit auch eine gewisse Sicherheit bietet. Mit den Weihnachtsbuden auf verschiedenen Plätzen in der Altstadt und mit einem großzügigen Platzangebot von 200 m2 je Bude sah das Konzept vor, so größere Menschenansammlungen zu entzerren und zu vermeiden. Das war auch das Argument dafür, dass bis gestern die Stadtweihnacht nicht abgesagt wurde. Um die Stadtweihnacht mit einem neuen Konzept durchführen zu können, waren intensive Vorarbeiten und Abstimmungen mit den Standbetreibern notwendig. Es wurden neue Standplätze erarbeitet (Rossmarkt, Infanterieplatz, Flößerplatz), um mehr Flächen zu gewinnen. Fragen zur Platzierung der einzelnen Buden, zu einem guten Mix aus Essens- und Verkaufsständen, zum Verhältnis von Gastro zu Verkauf und schließlich zu den Abständen zwischen den einzelnen Markthütten, waren aufwändig und wurden intensiv diskutiert. Vergangene Woche hat sich dann die Lage der Pandemie nochmals verschärft; strengere Regelungen für Veranstaltungen und die Gastronomie wurden erlassen. Der Vorschlag der Staatsregierung, Gastro-Inseln zu etablieren statt Glühwein- und Bratwurststände auf dem Gelände der Stadtweihnacht anzubieten, war letztlich für die Landsberger Stadtweihnacht nicht umsetzbar. Es ist unter diesen Rahmenbedingungen weder möglich noch verantwortbar, auf der Stadtweihnacht Essen und Trinken an Gastro-Inseln anzubieten. 

Schließlich sind doch genau diese Stände der Mittelpunkt eines Christkindlmarktes und machen dessen Charme und Charakter aus. „Bei allen pandemiebedingten Einschränkungen, an die wir uns halten wollen: Wir befinden uns nicht in einem Lock-Down. Die Geschäfte sind geöffnet genauso wie die Gastronomie mit einer 2G- oder einer 2G-plus-Regelung. Vor diesem Hintergrund haben wir dem Ältestenrat noch am Montag vorgeschlagen, ausschließlich Stände mit Warenverkauf zuzulassen. Besucherinnen und Besucher hätten dann die Möglichkeit, die vorweihnachtliche Stimmung im Freien zu genießen und im Vorbeigehen einen Einkauf zu tätigen. Abstände ließen sich hier gut einhalten, und auch eine Maskenpflicht wäre möglich. Gleiches hatten wir im Sommer auf unseren Wochenmärkten." Die Stadt war im steten Austausch mit den Fieranten Auch und gerade bei der Frage, ob sie unter diesen Voraussetzungen bereit wären zu kommen. Bis zur Absage des Christkindlmarktes in München war hier auch eine Bereitschaft zu erkennen, trotz fehlender begleitender Glühwein- und Würstlbuden, dieses Angebot aufrecht zu erhalten. 

„Zwischenzeitlich haben die Standbetreiber große Sorge – und diese Sorgen können wir Ihnen nicht nehmen – dass sie ihre Buden einräumen, Personal einstellen und dann aufgrund sich kurzfristig ändernder gesetzlicher Vorschriften der Markt nicht zulässig ist," sagte Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl: „Ich kann diese Sorgen verstehen, auch wenn ich es persönlich sehr bedauere. Das aktuelle Geschehen erfordert ständig flexible kurzfristige Anpassungen. Eine Garantie kann im Moment niemand geben. Wir haben seitens der Stadt alles möglich gemacht, was möglich zu machen ist. Und dafür bedanke ich mich ganz ausdrücklich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unserer Verwaltung. Corona zeigt uns immer wieder, dass wir vieles neu denken und uns neuen Konzepten gegenüber offenzeigen müssen. Es gilt Wege zu finden, mit der Pandemie zu leben. 

Was wir als Stadt dazu tun können, was wir als Verwaltung dazu tun können, machen wir im Sinne unserer Bürgerinnen und Bürger. Und wir machen es gerne und mit viel Engagement. Das hat die Organisation der Stadtweihnacht gezeigt." Die Buden sind aufgestellt und werden größtenteils auch im Moment noch stehen bleiben. Ob und inwieweit sie in der Vorweihnachtszeit noch genutzt werden können, wird sich in den kommenden Tagen entscheiden. „Ich bin sehr traurig, dass wir nach 2020 auch in diesem Jahr wieder keinen Christkindlmarkt haben werden. Ich wünsche mir an dieser Stelle, dass sich viele Menschen, die noch nicht geimpft sind und die Möglichkeit dazu haben, sich dazu entschließen, damit wir alle unser gewohntes öffentliches Leben wiederaufnehmen können." Der Stadtrat hat als Ausgleich für die Absage der Stadtweihnacht beschlossen, der Landsberger Gastronomie die Außenbewirtung bis Ende Dezember zu ermöglichen. Die Nutzung von Heizpilzen oder ähnlichen Heizgeräten wurden abgelehnt. Die Sondernutzungsgebühren dafür werden den Wirten auch für diesen Zeitraum weiterhin erlassen.