Dießen – Fortuna meinte es gut mit dem BUND Naturschutz. Auf einer Pflanzentauschbörse lernte der Vorstand der Ortsgruppe Dießen, Herr Dr. Eberhard Sening, den Eigentümer des „Paradieserl" kennen. Das Biotop liegt im Bereich Lachen-Gassenacker entlang des Alban-Grabens. Dem Wunsch Grundstücksinhabers, alles solle beim Alten bleiben in seinem kleinen Paradies, wird nur allzu gern entsprochen. Der Kauf kommt 2021 zustande.

Am heutigen Samstag, den 21.05.2022 unternehmen wir unter der Leitung von Dr. Sening eine Exkursion in das kleine Kerbtal „Paradieserl".

Wie ist dieser Graben eigentlich entstanden?

„Man kann nicht jeden Bach in Dießen kennen, es sind viel zu viele! Aber es handelt sich um die Reste der Gletscher. Alles, was heute durch den Markt fließt, floss ursprünglich hier durch. Das Ammersee-Westufer zeichnet sich unter anderem durch seinen vielen Gräben aus. Hier sind es der Burggraben, der Tiefenbach, der Türkengraben…ein Graben nach dem anderen. Das hat Eingang in den Regionalplan gefunden, am Ostufer gibt's es das nicht. Nachdem es sich um herausragende Landschaftselemente handelt, genießen die Gräben auch einen ausgesprochenen Schutz."

Am Eingang zum Paradieserl entdecken wir einen Laubbaum, der durch ungewöhnliche Blätter fasziniert: „Wir haben hier sehr viele Ulmen. Eine Besonderheit der Ulme sind ihre asymmetrischen Blätter. Das hat kein anderer Laubbaum. Leider gibt es durch den Ulmensplintkäfer ein starkes Ulmensterben. Das könnte auch hier zum Problem werden."

Weiter geht es auf einem verschlungenen Pfad zu einer improvisierten Brücke, die über ein kleines Gewässer führt. Im Wasser liegt jede Menge Tuffstein, entstanden aus dem Kalk des Wassers, genauer gesagt, durch die Ausfällung von Kalziumkarbonat aus dem stark kalkhaltigem Quellwasser. „Tuffstein wurde in früheren Zeiten häufig als Baumaterial benutzt, besonders bekannt ist der Pollinger Tuffstein, der beispielsweise am Portal des Klosters Polling verbaut wurde."

Auf unserem Weg durch das Biotop entdecken wir Einbeeren, Salomonsiegel und Aronstab, dessen flächendeckendes Vorkommen eine weitere Besonderheit des „Paradieserl" ist.

Gegen Ende des Weges steht ein alter Bergahorn, dessen Holz besonders beliebt für die Herstellung von Klanghölzern ist und der wie ein freundlicher Wächter des Waldes auf uns blickt. Aber auch eine Esche, die ganz offensichtlich unter dem stark grassierenden Eschentriebsterben leidet, erregt unsere Aufmerksamkeit.

Eine erfreuliche Entdeckung machen wir am Ende der Exkursion: mehrere circa 30 Jahre alte Walnussbäume gehören zum vom BUND Naturschutz erworbenen Grundstück. Die leckeren Nüsse können im Herbst gerne aufgesammelt werden. „Auch wenn im Paradieserl etwas zu tun ist, werden wir die Öffentlichkeit informieren" meint Dr. Sening mit einem Lächeln.

Selbst in der scheinbar heilen Welt des „Paradieserl" treten ökologische Probleme wie das Ulmen- oder das Eschentriebsterben auf. Erneut ist deutlich geworden, wie fragil und schützenswert unser Ökosystem ist.