Landsberg am Lech – Das Programm der einzelnen Matineen beim Landsberger Orgelsommer ist heterogen. Kommt ein Musiker aus Polen, bringt er gerne Orgelliteratur seiner Heimat mit. Stammt er aus Dänemark, wie jüngst Jakob Lorentzen aus Kopenhagen, darf's schon mal rein dänische Orgelmusik sein. Ist er aus Italien, ja dann her mit Marco Enrico Bossi. Klar, dass französische Interpreten gerne auf die berühmten mächtigen sinfonischen Orgelkonzerte von César Franck, Louis Vierne, Charles Marie Widor und Louis Lefébure-Wély zurückgreifen. Die 37. Auflage dieser beim Publikum hochbelliebten Konzertreihe wird damit ihrem Hauptcharaktersitikum "international" immer gerecht und gibt einen wunderbaren Einblick in fremde Orgeltraditionen.
Jedoch ist dieses Jahr ein Trend zu Transkriptionen zu bemerken. Mal werden die "Fanfaren" aus Wagners "Karfreitagszauber" aus der Oper "Parsifal" oder das Vorspiel aus seinem "Tristan und Isolde", oder Einleitung und Fuge aus der Kantate "Ich hatte viel Bekümmernis" oder eine Ciaconna von Johann Sebastian Bach oder eine Sinfonie von Verdi gespielt. Das ist nicht immer schlecht. Aber auch nicht immer gut. Schlecht, weil man doch lieber Wagners Vorspiel oder Verdi gerne in der ursprünglichen Instrumentierung hören möchte. Meistens reicht die Orgel eben nicht an diese Orchesterfassungen heran. Ein Beispiel wie gut Arrangements für die Königin der Instrumente klingen können, zeigte der in Zürich lebende und arbeitende Martin Kovarik bei der heutigen Matinee. Auf dem Programmzettel standen Georg Friedrich Händels (1685 - 1759) "Hornpipe" aus der "Wassermusik" in der Transkription von Jean Guillou und Ludwig van Beethovens (1770 - 1827) Ouvertüre zur Oper "Egmont", transkribiert von Kovarik selbst. Beide Stücke klangen aufregend gut. Dagegen die Bearbeitung von César Francks (1822 - 1890) sinfonischer Dichtung "Le Chasseur maudite – Der verfluchte Jäger" war ein Klanggemälde, das in der Übersetzung für Orgel viel von seinem ursprünglichen Charakter vermissen ließ.
Trotzdem gab der gebürtige Tscheche Kovarik ein schönes Konzert, zu dem die rund 150 Zuhörer begeistert applaudierten. Wie wär's aber, wenn die Organisatoren mal wieder mehr auf die eigentliche Orgelliteratur bei ihrer Auswahl der Programmpunkte machen würden, ohne jedoch die Künstler an den Manualen zu sehr zu bevormunden? Wie wär's mal wieder mit Buxtehude, oder noch mehr Bach? Der Orgelsommer neigt sich dem Ende zu und die Planung für den nächsten schreitet sicher schon voran.
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