Mainz – Für Millionen Jugendliche war die "Bravo" eine feste Instanz in der Phase des Erwachsenwerdens. Die Jugendzeitschrift, die in diesem Sommer 65 Jahre alt wird, beeinflusste ganze Generationen. ZDFinfo beleuchtet am Freitag, 9. Juli 2021, 20.15 Uhr, in der Doku "Alles Bravo oder was? Die Jugendzeitschrift wird 65" die Geschichte der "Bravo". Der Film von Katarina Schickling steht ab Freitag, 2. Juli 2021, 5.00 Uhr, in der ZDFmediathek zur Verfügung. Im ZDF ist die Dokumentation am Mittwoch, 25. August 2021, 0.55 Uhr, zu sehen.

Als die "„Bravo" am 26. August 1956 erstmals erschien, ahnte niemand, wie sehr sie die sexuelle Revolution und gesellschaftliche Veränderungen befeuern würde. Die Dokumentation zeichnet die Geschichte des Jugendblatts nach, das nach vielen Jahren Kultstatus mittlerweile ums Überleben kämpft. Legendär der Berater Dr. Sommer, der Fragen beantworten musste wie: "Kann man vom Küssen schwanger werden". Damit hatte die Illustrierte einen großen Anteil an der sexuellen Aufklärung von jungen Menschen. 

"Bravo" erzielte jahrzehntelang in der Zielgruppe der 10- bis 15-Jährigen eine große Reichweite. Für viele Eltern gefürchteter Schund und in der DDR gar verboten, war sie doch für Teenies in Ost und West ein unersetzlicher Wegbegleiter. Doch welche Bedeutung hatte die "Bravo" wirklich? Mit welchen Tricks hat sie die Leserschaft an sich gebunden?

Ehemalige "Bravo"-Fans und Promis wie Schauspielerin Uschi Glas, BAP-Sänger Wolfgang Niedecken, Moderatorin Enie van de Meiklokjes oder Jessica und Nadja von den No Angels erinnern sich an ihre Zeit als "Bravo"-Leserinnen und Lesersowie als "Bravo"-Stars. Einige von ihnen erlebten, wie das Jugendmagazin im konservativen Nachkriegsdeutschland die Köpfe und Herzen der jungen Leserschaft eroberte.

Ein Blick in die Geschichte der "Bravo" zeigt, wie das Jugendmagazin umstrittene Bands wie die Rolling Stones schon mal als nette Schwiegersöhne präsentierte, um sie schließlich auf Exklusivtournee nach Deutschland zu holen. Welchen Einfluss das Jugendmagazin auf die Musikbranche hatte und wie geschmuggelte "Bravo"-Poster in der DDR zur harten Währung auf dem Schulhof wurden, ist ebenfalls Thema der Doku.

Durch gezielte Marketingstrategien wie Starschnitte, Foto-Love-Stories und vor allem Dr. Sommer und Co. entwickelte sich die "Bravo" für die Jugendlichen nicht nur zum Exklusivkontakt zu den Promis, sondern zum zentralen Aufklärungsratgeber. Auch wenn die "Bravo" stets unpolitisch war und selbst bei der Elterngeneration nicht anecken wollte, blieb sie bis zur Jahrtausendwende das Zentralorgan der deutschen Jugend.

Nach der Wiedervereinigung war das Blatt entscheidend an der Schaffung eines der ersten gesamtdeutschen Pop-Phänomene beteiligt: Die Band Tokio Hotel verdankt ihren Erfolg zu einem großen Teil der Förderung durch die Zeitschrift. Und die erfolgreichste deutsche Girlband No Angels wurde von der "Bravo" ganz essenziell in ihrer Karriere unterstützt. Doch im Zeitalter von Instagram, Spotify, YouTube und dergleichen kann die Jugendzeitschrift heute nicht mehr Schritt halten.