Landkreis Starnberg – Die meisten Gründungen kommen aus dem Landkreis Starnberg, stellt das Handelsblatt vom 25. April 2022 auf Seite 1 fest. Der Jahresbericht von Startupdetector verzeichnet 20,5 Gründungen pro 100.000 Einwohner – damit schlägt der Landkreis bisherige Start-up-Hochburgen wie Berlin und München. Insgesamt gab es im letzten Jahr deutschlandweit 3.348 neue Start-ups, das sind 11 % mehr als im Vorjahr. Führend sind die Branchen Software, Medizin und Onlinehandel – und vor allem Umwelttechnologie. 

Mit dem ersten Platz für den Landkreis Starnberg in Sachen Neugründungen werden Klischees vom jungen Start-up- Hipster aus Berlin klar widerlegt. Sowohl die Bundes- als auch die Landeshauptstadt (Berlin 20,2 und München 17,2 Gründungen pro 100.000 Einwohner) wurden auf die Plätze 2 und 3 verwiesen. Laut den Analysen der Firma Startupdetector ist auch die Vorstellung von Studentengründer:innen nicht ganz richtig: Wer über 40 Jahre alt ist, gründet in der Regel erfolgreicher als sehr junge Unternehmer:innen. Die Gruppe der 40-49-Jährigen stieg im vergangenen Jahr deutlich an. Bereits seit einigen Jahren liegt der Freistaat Bayern insgesamt bei der Gründungsquote ziemlich weit vorne im Vergleich zu Bundesländern wie Baden-Württemberg oder Hessen.

Das Handelsblatt sieht das hohe Durchschnittseinkommen in der Region als einen wichtigen Pluspunkt. Laut gwt- Geschäftsführer & Wirtschaftsförderer Christoph Winkelkötter spielen aber die idealen Bedingungen des Standorts doch eine weitaus größere Rolle: „Wir haben hier einen einzigartigen Mix an Unternehmen aus verschiedenen Zukunftsbranchen und Forschungseinrichtungen. Zusammen mit dem hohen Bildungs- und Qualifikationsniveau ergibt das eine optimale Grundlage für innovative Ideen und Neugründungen." Der Standort rund um den Sonderflughafen Oberpfaffenhofen kommt beim Thema Start-up ganz groß raus: Das Anwendungszentrum Oberpfaffenhofen (AZO) sowie das business incubation centre (ESAbic) ermöglichen jungen Firmen die ideale Atmosphäre, hinzu kommen viele Ausgründungen aus dem Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum DLR, die weiter am Standort betreut werden. „Wir tun, was wir können, um hier den Austausch untereinander zu fördern und ein Netzwerk zu bilden, damit die Unternehmen hier erfolgreich arbeiten können", betont Christoph Winkelkötter.

Für den Starnberger Landrat Stefan Frey ist das Ergebnis die Bestätigung der kontinuierlichen Arbeit der Wirtschafts- förderung der gwt (Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung) Starnberg: „Wir sehen mit der Platzierung sowohl die Zukunftsfähigkeit unseres Standortes bestätigt als auch die Bemühungen um die kontinuierliche, strukturelle und durchdachte Entwicklung gewerblich genutzter Flächen. Es war klug und richtungsweisend, schon vor über 20 Jahren mit der Gründung der damaligen gfw Starnberg als landkreis- weite Wirtschaftsförderung die richtigen Weichen für die zukünftige positive Entwicklung unseres Standortes getroffen zu haben."

Bereits 2019 hatte die gwt Starnberg den jährlichen Wirtschaftspreis unter dem Motto „Zukunftsgestalter" an innovative Neugründungen verliehen. Sieger wurde damals die Laserkommunikations-Firma Mynaric. Aber auch das Unternehmen Quantum Systems, deren Überwachungsdrohnen sowohl Bundeswehr als auch US-Militär verwenden und die derzeit für ukrainische Streitkräfte im Einsatz sind, und das Flugtaxi-Unternehmen Lilium, seit September 2021 an der US- Technologiebörse Nasdaq gelistet, zählen zu den erfolgreichen Start-ups des Landkreises.

Das Handelsblatt erwähnt in seinem Artikel zu den Neugründungen 2021 in der Region den Frischekurier Regioluzzer, die Firma Servail, die mittels Roboter Bahngleise warten, und The Exploration Company, deren Gründerin Hélène Ruby ein Raumschiff bauen will.

Bislang sind nur rund ein Fünftel der Gründungen von Frauen, daher freut sich Christoph Winkelkötter, dass bei Regioluzzer und The Exploration Company jeweils eine Frau an der Spitze steht: „Noch ein Klischee, das man widerlegen kann." Beide Gründerinnen kommen allerdings gebürtig nicht aus Bayern, sondern aus Frankreich.

Vielleicht hat auch Handelsblatt-Autor Hans-Jürgen Jakobs ein bisschen recht, der in seinem Kommentar den Spitzenplatz Starnbergs so begründet: „Der Blick auf See und Berge kann offenbar ungemein produktiv sein."