Landsberg – Innovativ, integrativ, interaktiv: Der Kulturverein „dieKunstBauStelle" erarbeitet seit einem Jahr ein neues Medien- und Geschichtsprojekt. Eine digitale und ortsbasierte Smartphone-App für einen multimedialen Zugang zur regionalen Geschichte. Eine Plattform, auf der Historiker, Künstler, Autoren und Journalisten gemeinsam mit Jugendlichen, Zeitzeugen und kommunalen Partnern den Zugang zur Geschichte Landsbergs und des Landkreises gestalten. Eine Möglichkeit zur digitalen Teilhabe an unserem kulturellen und geschichtlichen Erbe. Das Beste daran: Alles kostenfrei und jederzeit für die Nutzer zugänglich. Das startet unter dem Namen „LandsbergHistoryApp".

2022 wird das Pilotprojekt in Kooperation mit dem Verein berlinHistory e.V., Ideengeber und Softwareentwickler, thematisch und konzeptionell realisiert werden. Dazu haben sich bereits interdisziplinäre Redaktionsgruppen in Dießen, Schondorf, Prittriching und Fuchstal gebildet. Weitere Teams werden nun in Kaufering, Greifenberg, Egling und Geltendorf folgen. Die Bandbreite ist sehr groß und ebenso, wie unterschiedlichen die Präsentationen in den Gemeinden den Einstieg bilden werden. Einmal sind es vorhandene Ausstellungen, die gemeinsam überarbeitet und mit neuen Medieninhalten ergänzt werden. Dazu gehören auch Audiotouren oder 360 Grad-Rundgänge. Dadurch können die Online-Angebote der Region unter künstlerischen, historischen und medialen Aspekten an zentraler Stelle gebündelt werden und von der Funktion der Navigationsapp direkt profitieren.

„Es ist eine Überraschung", so Wolfgang Hauck, Vorsitzender des Vereins dieKunstBauStelle, der das Format in Berlin entdeckt und die Kooperation initiiert hat, „wie viel Geschichte man unmittelbar vor Ort entdecken kann." Die App werde damit zu einem Erkundungs- und Navigationswerkzeug. Statt nur vor dem Computer zu Hause kann man jederzeit direkt vor Ort mit Smartphone auf eine Entdeckungsreise im Alltag gehen. Man kann als Tourist eine Tour durch den Landkreis Landsberg vor der Reise planen oder einfach vor Ort spontan loslegen. Gerade darin liegt der besondere Vorteil.Der spielerische Zugang zu Geschichte, der für verschiedene Altersgruppen und Sprachen eingerichtet wird.Unsere Heimat verwandelt sich zu einem offenen und lebendigen Buch, in dem Geschichte mehr als eine Aneinanderreihung von Ereignissen und Epochen ist. Mit diesem Orientierungswerkzeug macht es Spaß, sich jederzeit auf den Weg zu machen: durch die Stadt und den Landkreis. Es wird eine Ergänzung für die Verlinkungen zu den Angeboten der Museen und Archiven sein, aber auch ein ideales Werkzeug für unsere Stadtführer, die damit neue Formate der Stadtführungen gestalten und begleiten können. Deswegen sind neben Historiker, auch Mediendesigner, Experten aus der Didaktik und Kulturvermittlung eingebunden.

Ein „Who is Who" der Geschichte Landsbergs

„In der ersten Phase Juli bis Dezember 2021 wurden biografische Text- und Bildeinträge vor allem zu Diessen in die erste Demoversion der App eingearbeitet", sagt Hauck. Nun folgen neben den Örtlichkeiten auch Personen. Dazu gehören Personen der letzten Jahrhunderte mit ihren lokalen Bezügen, ebenso wie Orte der Frühgeschichte. Es besteht bereits ein großes Interesse, auch Architektur- und Naturdenkmäler einzubinden. Für die Geschichte der Flößer oder des Salzhandels sind Themenbereiche vorgesehen

Aber es gehe nicht nur um bis zu 1.000 Jahre alte Geschichte. Es gibt auch ein Fachgremium, dass die Einarbeitung der neueren Geschichte mit vorhandenen Informationsangeboten und Initiativen kombiniert.

Landsberg ist als historischer Lernort für das Vorhaben prädestiniert. Der Landsberger Jonas Echterbruch studiert an der Universität in Augsburg. Nun arbeitet er im Rahmen einer Zulassungsarbeit an einem Audiowalk durch die Stadt Landsberg, der den Fokus auf die Geschichte des Nationalsozialismus und dessen Aufarbeitung legt. So kann er Theorie und Praxis verbinden und seine Arbeit mit der HistoryApp auch präsentieren und zugänglich machen.

Geschichtswerkstatt mit Modellcharakter

Vom Projekt können alle Bevölkerungsgruppen profitieren, vor allem aber die Besucher des Landkreises. Zudem soll damit ein zusätzliches Angebot für außerschulische Jugendbildungsprojekte geschaffen werden, so Hauck. In Absprache mit den Lehrern könnten dabei gezielt Unterrichtsinhalte aufgegriffen werden, so dass sich wertvolle Synergieeffekte ergeben. Schulungen sollen interessierte Bürger ermutigen und befähigen, Inhalte und Beiträge in Form einer „partizipativen Geschichtswerkstatt" einzubringen. Für dieses Format und Umsetzung der Partizipation hat der Verein den Preis als „EngagementGewinner 2021" erhalten.

Das „App-Projekt" hat Modellcharakter: „Eine Übergabe oder Ausweitung an andere Einrichtungen in Bayern nach der Pilotphase ist bereits in der Planung", sagt Hauck. Damit könne die LandsbergHistoryApp auch zur BayernHistoryApp werden. Ein vergleichbares Vorhaben laufe gerade mit dem Land Brandenburg und mehr als 50 hochrangige Partner, Gedenkstätten, Museen und Archive der BerlinHistoryApp sind bereits Teil der App. Über neun Jahre stecken an Entwicklungsarbeit in der App und Technologie. Die Nachhaltigkeit zahlt sich aus. Die App ist heute „die" App für Berlin. Dieses offene Format wird nun erstmals im Landkreis Landsberg den Funktionsumfang nutzen.

Das Projekt wird von acht Gemeinden, dem Landkreis Landsberg, dem Fonds Soziokultur, dem Kulturfonds Bayern und der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt gefördert.

Weitere Infos zum Projekt unter: https://diekunstbaustelle.de/project/landsberghistoryapp/

berlinHistory e. V.

Der Verein berlinHistory e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, historische Spuren sichtbar und erlebbar zu machen und zugleich nachhaltig zu bewahren. Dafür wurde mit der berlinHistory App eine offene digitale Platt­form geschaffen, für kulturelle Institutionen, Museen, Archive und gleichwohl für private Initiativen, Heimat­forscher- und Bürger*innen. Alle Arten historischer Dokumente – Texte, Fotos, Audios, Videos und historische Karten können hier nach redaktioneller Prüfung veröffentlicht werden. Dafür entwickelt das Team aus Historikern, Kulturmanagern und Webentwicklern fortlaufend neue digitale Werkzeuge und garantiert den dauerhaften Bestand einer stetig wachsenden Plattform. Und da alle Inhalte gestreamt werden, belegt die berlinHistory App mit nur 40MB sehr wenig Speicherplatz!

www.BerlinHistory.App