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LechStadtMärkte: Veitsmarkt mit buntem Familienprogramm

Jahrmarkt Symbolbild: aloys.news

Landsberg am Lech – Die Landsberger Altstadt steht zwischen Freitag, 26. Mai und Sonntag, 28. Mai wieder ganz im Zeichen der Krämer und Händler: Der traditionelle Veitsmarkt findet jeweils von 10 Uhr bis 18 Uhr in der Landsberger Innenstadt statt.

In guter Tradition eines typischen Jahrmarktes wird auf dem Veitsmarkt ein breites und buntes Sortiment an Waren angeboten. Dabei ist alles, was das Herz begehrt: Mode, Leder, Strumpfwaren, Dachfenster, medizinische und kosmetische Instrumente, Hausmodernisierungs- und Haussanierungsartikel, Schmuck, Haushaltsartikel, Uhren, allerlei Süßwaren und vieles mehr. Auch kulinarisch kommt auf dem Veitsmarkt keiner zu kurz: Viele Leckereien – ob süß oder salzig – stillen jeden Hunger. An allen Tagen gibt es ein musikalisches Rahmenprogramm.

Für Kinder gibt es auf dem Georg-Hellmair-Platz ein buntes Programm mit Dosen werfen, Taschen bemalen, Kinderschminken, Torwandschießen und die Freiwillige Feuerwehr stellt ihr neues Löschfahrzeug vor. Auf dem Hauptplatz wartet ein Kinderkarussell.

Der Landsberger Wochenmarkt mit frischem Obst, Gemüse und weiteren Spezialitäten wird wegen des Veitsmarktes am Samstag, 27.05.2023 von 7:30 Uhr bis 13:00 Uhr auf den Infanterieplatz verlegt.

Über die Geschichte der Landsberger Märkte: Von der Brautschau bis zur Viehzucht

Jahrmärkte sind heute Teil eines großen Veranstaltungs- und Freizeitangebotes. Früher stellten sie wichtige wirtschaftliche und gesellschaftliche Ereignisse für Stadt und Umland dar. Nach der Zerstörung des Dorfes Sandau 1372 wurde der dort abgehaltene Jahrmarkt nach Landsberg verlegt. Diesen Markt (damals in der Fastenzeit) nannte man deshalb Sandauer Markt oder Fastenmarkt. Der Nachfolger ist der heutige Kreuzmarkt. Im Jahr 1373 erlaubte Herzog Stephan den zweiten zollfreien Jahrmarkt, den Veitsmarkt am 15. Juni, benannt nach dem Nebenpatron der Stadtpfarrkirche, dem hl. Vitus. Eine Reliquie des hl. Vitus in der Pfarrkirche zog in dieser Zeit übrigens viele Wallfahrer nach Landsberg.

Auf den Jahrmärkten traf man sich nicht nur, um zu kaufen oder zu tauschen. Ehevermittler bestellten Partnersuchende nach Landsberg, damit sie sich „beschnuppern" konnten. Fand der künftige Bräutigam Gefallen an der Braut (und umgekehrt), gab es kleine Geschenke wie ein Tuch oder einen Ring, und der „Verspruch" wurde sogleich festgemacht.

Die Stadt wachte über die Sicherheit rund um den Markt. Im Haus Nr. 1 am Hauptplatz zog eine Marktwache ein und stellte bei Streitigkeiten und Raufhändeln die Ordnung wieder her. Am Spitalplatz (heute Büro Stadttheater) war eine Feuerwache für die Markttage eingerichtet, über der Schlossergasse hingen unzählige Feuereimer in langen Reihen für den Ernstfall bereit. Der Stadttürmer und seine Gehilfen bliesen Fanfaren vom Schmalzturm und nach dem Mittagsläuten der Kirchenglocken war der Markt offiziell eröffnet. Die Jahrmärkte dauerten drei Tage und umfassten Krämer-, Pferde-, Vieh-, Schweine- und Taubenmarkt auf den jeweils dafür vorgesehenen Plätzen und die Schranne mit Getreidehandel.

Der Krämermarkt rund um den Hauptplatz, in der Ludwigstraße und auf dem Georg-Hellmair- Platz bot so ziemlich alles für das tägliche Leben: Leinwand- und andere Tuchwaren, Strümpfe, Hüte, Lederhosen, Schuhe, Geldbeutel, Seife, Geschirr, Werkzeuge, Eisenwaren, Gießkannen, Messer, Gabeln, Rechen, Sensen, Metzsterne, Seile, aber auch Heiligenbildchen, (Gebet-) Bücher und vieles mehr. Fürs leibliche Wohl war bestens gesorgt. Lebzelter verkauften süßen Metwein und Lebkuchen in Herzform. Steckerlfisch, Käsestände und kleine Garküchen - Angebote für den eiligen Gast, oder für diejenigen, die in den Wirtschaften keinen Platz mehr gefunden hatten. Und was noch schlimmer war: zeitweise gingen wegen des großen Andrangs die Maßkrüge aus. Am Veitsmarkt war der Stand von Frau Bürgle ein beliebtes Ziel. Dort gab es frischen Kopfsalat – die Portion zu einem Kreuzer. Dieser bescheidene Preis schloss freilich nur das Entgelt für den Salat ein. Die Essigmarinade hatte der Kunde im Teller zu lassen – sie wurde wiederverwendet. Auch die Unterhaltung hatte ihren Platz: Ringewerfen, Würfelspielen, ein Karussell auf dem Holzmarkt oder ein Naturalienkabinett mit Riesenschlangen bot Abwechslung.

Das Ende der beiden Krämermärkte Sandauer Markt und Veitsmarkt kam mit dem Jahr 1874. Unzufriedenheit über das Warenangebot war der Grund. Die Kaufleute waren nach und nach ausgeblieben, stattdessen reduzierten sich die Marktfieranten auf die „kleinen Jakobs" und Hausierer, die die „Gegend unsicher machten" und „als wahre Landplage sich qualifizierten". Nur der mit dem Veitsmarkt verbundene Viehmarkt wurde noch beibehalten. Die einheimischen Händler und Gewerbetreibenden waren froh, die lästige Konkurrenz los zu sein, während Taglöhner und Arbeiter auf einen Gulden Verdienst pro Markttag und den durchaus üblichen „kompletten Rausch" verzichten mussten.

Vor 80 Jahren wurden die Jahrmärkte dann wiedereingeführt: Der Veitsmarkt als Vieh- und Krämermarkt fand ab 1930 wieder jedes Jahr vor dem 15. Juni statt und der Kreuzmarkt als reiner Krämermarkt vor Kreuzerhöhung, dem 14. September.

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