Denklingen – Seine Begeisterung für die römische Geschichte geht bis in die Denklinger Grundschulzeit zurück. Damals hatte Michael Schwaiger eine Lehrerin, die sein Intereesse für die Vergangenheit geweckt hat. Es war ein Ausflug, den seine Klasse nach Abodiacum gemacht hat. Daran erinnert er sich noch genau. Abodiacaum? Für Viele im Landkreis Landsberg ist der Name kein Rätsel. So hieß in der Zeit des ersten Jahrhunderts n. Chr. die frisch gegründete Siedlung um das römische Kastell auf dem späteren Lorenzberg in Epfach. Aus dem lateinischen Namen "Abodiacum" wurde im Laufe vieler Jahrhunderte "Epfach". Das war seine erste Begegnung mit Römern, so der 42-Jährige. Seit vielen Jahren prägt die Leidenschaft für die Überreste römischer Besiedelung im Landkreis das Leben des Justizvollzugsbeamten. Michael Schwaiger ist, wann immer es sein Beruf und Familie erlauben, mit einem Metalldetektor unterwegs und das ist meistens vormittags, wenn seine zwei Kinder in der Schule sind, seine Frau arbeitet und er Spätschicht hat. Er ist ein so genannter Sondengänger. Die Sonde sieht aus wie ein Suppenteller an einem Spazierstock. Vor einigen Monaten ist er vom Landkreis für seine erfolgreiche Schatzsuche geehrt worden. Er fand zwei seltene keltische Goldmünzen in einem Acker südlich von Denklingen.
Dort traf ich den Familienvater Ende Oktober bei einer archäologischen Grabung an. Er hatte seinen Metalldetektor dabei, mit ihm auf dem abgeernteten Maisfeld südlich von Denklingen Dr. Bernd Steidl von der Archäologischen Staatssammlung in München. Der Archäologe kennt sich in der Gegend aus, er wohnt in Reisch und ist auch Kreisheimatpfleger des Landkreises Landsberg am Lech. Anja Pütz, seine Kollegin von der Staatssammlung hat ein kleines tragbares GPS-Gerät dabei. Auf dem sind die bisherigen Funde auf diesem Feld mit Koordinaten gespeichert. Wo was war, ist vielleicht noch mehr. Das ist der leitende Gedanke des Termins an diesem regnerischen Vormittag. Das Gerät geht auf den Zentimeter genau. Dr. Steidl hat kleine Holzstecken in der Hand, die er genau dort in den Boden gräbt, wo die bisherigen Münzfunde waren. Assistiert werden die Forscher von einem Minibagger, den eine Denklinger Firma samt Arbeiter zur Verfügung gestellt hat. Der hebt ein Quadrat von etwa zweieinhalb auf zweieinhalb Meter aus. Sozusagen ein Fenster in die Vergangenheit. Während der Bagger noch schaufelt geht Michael Schwaiger das ausgehobene Stück Erde ab. Keine fünf Minuten vergehen und der Detektor gibt ein akustisches Signal. Im Erdreich befindet sich also Metall. Der Hobbyarchäologe lokalisiert die Stelle genauer, holt einen Spaten und beginnt zu graben. Er nimmt einen Klumpen Erde in die Hand, so groß wie ein Semmelknödel, der Detektor fängt wieder an, Signale zu geben. Schwaiger zerkleinert den Knödel und hält wenige Sekunden später eine Münze in der Hand. Kein Zweifel ein historisches Geldstück. Wahrscheinlich eine Kaiserin, die auf dem Metallstück abgebildet ist. Schnell ist Dr. Bernd Steidl zur Stelle, der den Fund als Prägung Kaiser Trajans bestimmt. Trajan war von Januar 98 bis 117 römischer Kaiser. Kaum eine Stunde ist vergangen und schon wird Michael Schwaiger fündig. Das Glück des Tüchtigen eben.
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