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Nachrichten aus dem Keller: No. 1 – Maitre Georges sagt: Die deutschen Winzer können auch Rosé.

Weinberg-Herbst im Weingut Dr. Heger. Foto: -Baschi-Bender Von der Sonne verwöhnt, sagen die Badener. Das stimmt. Das Bild zeigt den Weinberg von Dr. Heger in Ihringen

Dießen – Kaum zu glauben – rund ein Drittel der Weinproduktion in Frankreich ist Rosé. Vor allem in Südfrankreich sind die Rosés hipp! Und bei uns?? Der Marktanteil von Rosé liegt hierzulande bei etwa 10 Prozent. Das ist kein Anreiz für den Winzer, gute Anbauflächen „zu opfern". Außerdem ist Rosé bei uns ein reines Sommergetränk, eher ein Aperitif, eine flüssige Einladungskarte, die sagt: „komm doch mal vorbei auf ein Glas Rosé". Sowas wie ein Essensbegleiter wie in Frankreich oder Italien ist Rosé bei uns selten.

Woran liegt das? Unser Weingenuss folgt eingespielten Mustern – grob gesagt: Weißwein zu Fisch, Salaten, Gemüsen und hellem Fleisch – Rotwein zu Gerichten mit rotem Fleisch (gebraten, gegrillt, mit Soßen). Rosé hat in diesen Genussmustern keinen Platz! Aber: Reisen macht bildet – in der südfranzösischen Küche ist Rosé nicht nur ein Aperitif, sondern auch Essensbegleiter! In dieser Funktion in einer spezifischen Cuvée mit mehr Balance zwischen Fruchtigkeit und Säure. Der Wein soll das Essen untermalen, das Mundgefühl anheben! Und siehe da: Rosé ist in Frankreich nicht nur gleichwertig mit Weißen und Roten, sondern auch für die Winzer eine Herausforderung in der Architektur vom Rebstock bis in die Flasche!

Doch auch wir in Deutschland haben mittlerweile einige Winzer, die ihr Können auch in Rosés investieren! Sie machen Rosé nicht mehr nur nebenher, sondern nehmen wertige Trauben aus guten Lagen. Manche Winzer zögern und glätten ihren Rosé im Edelstahltank, andere geben ihm mehr „Wumms" durch die sorgfältige Lese von gesundem Traubengut, durch Frucht und balancierter Säure, geben ihm durch kurzes Reifen im Holzfass mehr Tiefe und durch Kurzkontakt mit den Schalen eine ansprechende Farbe! Sie gestalten ihren Rosé als würden sie Weißwein aus roten Trauben herstellen!

Klasse Rosé ein „Start up" in Deutschland! Nach authentischen, hervorragenden Weißweinen, aufstrebenden Roten, jetzt auch der Rosé in einer Qualität für die Championsleague, somit auf Augenhöhe mit den besten Tropfen aus Frankreich und Italien!

Doch langsam liebe Weinfreunde! Ein hochwertiger Rosé hat, wie zuvor kurz beschrieben, dieselben Anforderungen an den Winzer, wie jeder klasse Weiß- oder Rotwein. Dann sind wir aber nicht mehr mit 4,50 Euro dabei!

Zwischen 9 Euro und 15 Euro finden Sie gut gemachte und ausgewogene Rosés, die man sowohl „solo" als Aperitif genießen kann aber auch schon zu leichtem Essen wie bspw. Schweinemedaillons mit Spargel, Zitronenhähnchen mit Rosmarinkartoffeln, Salaten mit gebackenem Ziegenkäse. Am besten Sie probieren selbst. Auf den Spuren zu guten Rosés dieser Preiskategorie finden sie „Zungenschnalzer" wie man in meiner badischen Heimat sagt, beim

Weingut Hammel (Kirchheim, Pfalz) www.weinhammel.de z.B. „Für mich soll's rote Rosen regnen" Weingut Dr. Heger (Ihringen, Baden) www.heger-weine.de z.B. „Rosé Fumé" Weingut Braunewell (Selztal, Rheinhessen) www.braunewell-wein.de/braunewell-dinter z.B. „Im Namen des Rosé" Weingut Schloss Eberstein (Gernsbach, Baden) www.weingut-schloss-eberstein.de z.B. „Spätburgunder Rosé** "

Der absolute Top Rosé aus Deutschland, der Nachweis, dass wir Rosé können, ist „Der Rosé" vom Weingut Braunewell-Dinter! Eine Cuvée aus 80 Prozent Spätburgunder, 15 Prozent St. Laurent, 5 Prozent Merlot. Nichts seifiges, Charakter pur. Kraft, Finesse, Zungenschmeichler, ob Fleischgerichte aus der Pfanne, ob Geräuchertes, ob Fisch, ob Spargel mit Sauce Béarnaise – dieser Wein behält kühlen Kopf, ein Begleiter, der einfach passt!

Gekeltert aus hochwertigen Rotweintrauben, handgelesen im Oktober und selektiert. Dann Saftabzug, Maischestandzeit, schonende Pressung und Spontan-Vergärung im Barrique. Vollhefelager für sieben Monate im Barrique und Flaschenabzug im Juni des Folgejahres! Also kein Leichtgewicht. Das zeigen auch die Auszeichnungen, die „Der Rosé" seit 2016 am laufenden Band kassiert, zum Beispiel 90 Punkte bei Gault & Milau 2020. Dazu eine Lagerfähigkeit von mindestens acht Jahren, was zeigt: dieser Rosé kann mehr!

Bin gespannt, ob er Animation für andere gute Winzer ist, die Hochklasse zu bereichern. Der Ehrlichkeit halber sei gesagt: ohne Fleiß kein Preis – und der liegt bei 25 Euro. Kein Rosé zum Durst löschen – aber zum Genuss beim guten Essen – an einem schönen Abend! Der Sonnenuntergang kann kaum schöner sein!

Ihr Maitre George

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Kommentare 2

Gäste - Marie-Christine Huber am Freitag, 16. Oktober 2020 10:37

Spannender Artikel, hab viel über Rosé erfahren, das ich bis zum Lesen der Zeilen noch nicht kannte.
Toll, dass ich jetzt so viel über eine Rebsorte weiß, die in Deutschland deutlich unterrepräsentiert ist!
Cool

Spannender Artikel, hab viel über Rosé erfahren, das ich bis zum Lesen der Zeilen noch nicht kannte. Toll, dass ich jetzt so viel über eine Rebsorte weiß, die in Deutschland deutlich unterrepräsentiert ist! Cool
Gäste - Stephan am Donnerstag, 25. Februar 2021 14:13

Da läuft einem ja wirklich das Wasser im Mund zusammen!

Da läuft einem ja wirklich das Wasser im Mund zusammen!
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