Landsberg/Grenada – Als Segler ist man nie allein - nicht mal auf der fernen Karibik-Insel Grenada. Diese erfreuliche Erfahrung durfte jetzt auch Paul Piendl, der 22-jährige Weltumsegler aus Schondorf, machen. Nachdem sich seine beiden Freunde Leon Heinrich und Moritz Nick, die ihn auf den ersten 4000 Seemeilen über den Atlantik begleitet hatten, nach der Ankunft auf Grenada wie geplant verabschiedet hatten, um eigene Wege zu gehen, blieb Paul erst mal alleine zurück. Er nutzte die Zeit um seine „Wasa" auf Vordermann zu bringen und das Schiff ordentlich herauszuputzen. Eineinhalb Woche lag das Segelboot im Trockendock. Dort wurde die Ruderanlage komplett überholt. „Sie meckerte schon lange in Form eines mal lauten mal leisen Knarzens, das ich nicht zuordnen konnte", erzählt der Bootsbauer vom Ammersee. Paul überarbeitete das Ruder, reinigte es und baute ein neues Metall-Lager ein – Problem behoben. Zweites Projekt: Piendl lackierte das Cockpit neu. Es war dank gründlichen Abschleifens eine staubiger Arbeit von mehreren Tagen. Gut, dass die neuen Landsberger Freunde Martin und Riki Finkbeiner, die er beim Start des Abenteuers in Portugal kennengelernt hatte, in der Nähe waren: Paul durfte in der Gästekoje ihres neuen Katamarans übernachten und er konnte so am nächsten Tag frisch geduscht und gestärkt zurück zur Werft fahren, „um dort das Boot von Müll und Dreck zu befreien, Werkzeug aufzuräumen, zu saugen und Wäsche zu waschen. Sprich: Mein Leben wieder auf die Reihe zu bringen." Paul erzählt: „Die letzte Woche ist unglaublich schnell verflogen. Langeweile kam bisher noch nicht auf."

Der nächste Plan stand schon fest: Zusammen mit den Finkbeiners wollte der Schondorfer auf die idyllische Insel Carriacou segeln. Sie gehört zu Grenada, liegt rund 50 Kilometer nördlich von der Mutterinsel im Karibischen Meer. „Martin und Riki wollten ihr neues Zuhause auf die Segelprobe stellen und ich das Einhandsegeln ein bisschen üben. Außerdem waren wir lange genug auf Hog Island und hatten Lust, mehr von der phantastischen Landschaft zu erleben. Wir überlegten, die Westküste hinauf zu segeln und unterwegs mehrere Buchten zu besuchen. Dann wollten wir einige Zeit auf Carriacou verbringen und entlang der Ostküste wieder in den Süden Grenadas zurückkehren."

Doch es kam ganz plötzlich alles ganz anders. Gerade, als Paul die Wasa segelfertig machen wollte, kam Judd, den er auf der Werft in Clarks Court kennengelernt hatte, vorbei und verriet, dass er noch ein Crew-Mitglied für die „Windward 500 Regatta" sucht – mit der Galatea, einem 120 Jahre alten und 67 Fuß langem Schiff mit neuem Deck aus Teakholz. Es ist ein Zweimaster, den die Jungs mit nur einem Mast segeln wollen. Piendl sagte natürlich sofort zu: „Ich habe mich wahnsinnig über das Angebot gefreut und bin schon super gespannt, weil ich zum ersten Mal auf einem so großen, so alten und so schönen Boot so lange und noch dazu auf einer Regatta segle. Echt ein riesiges Ereignis für mich. Und ich lasse zum ersten Mal mein Boot so lange alleine vor Anker. Ein komisches Gefühl, mein ganzes Hab und Gut, mein Zuhause, hier so lange an der Kette hängen zu lassen."

Paul erklärt: „Die Regatta geht von Grenada aus nach Norden, durch verschiedene Gates hindurch bis nach Martinique. Von dort aus geht der Kurs nach Barbados und zurück nach Grenada. So kommen rund 500 Seemeilen Segelstrecke durch die ‚Windward-Islands' zusammen."

Es wäre eine schöne Herausforderung für die Segler gewesen, aber es gab Komplikationen mit dem Zoll und sie konnten nicht ausklarieren. Das sagen die Seeleute für das Verzollen von Schiff und Gütern vor dem Auslaufen. „Stattdessen haben wir einen Funtrip über drei Tage in grenadischen Gewässern gemacht", erklärt Paul Piendl.

Jetzt will der Weltumsegler vom Ammersee dann kurzfristig zugunsten des Wettbewerbs, an dem er nicht teilgenommen hatte, Abgesagtes nachholen: Auf nach Carriacou, um dort Martin und Riki Finkbeiner und ihr Töchterchen Kira (16 Monate) zu treffen, die mit ihrer Aracanga bereits vorausgesegelt sind.