Dießen – Es war ein sehr interessantes Gespräch mit Brigitte Bührlen am Freitag im Denkerhaus. Hannes Sander Vorstand des Coworking-Spaces hatte die Vorsitzende der Stiftung "Wir! Stiftung pflegender Angehöriger" nach Dießen geladen. Dabei ging es unter anderem um die Möglichkeiten, wie Coworking-Spaces für pflegende Angehörige nutzbar gemacht werden könnten, um eine bessere Balance zwischen Pflegeverpflichtungen und Beruf zu ermöglichen.
Bührlen erklärte, dass sie ihre Stiftung ins Leben gerufen hat, um pflegende Angehörige, die in Deutschland einen Großteil der Pflegearbeit leisten, zu unterstützen. Die Stiftung "Wir! Stiftung" setzt sich dafür ein, die Interessen pflegender Angehöriger zu vertreten und deren Stimme in der Öffentlichkeit sowie gegenüber der Politik hörbar zu machen. In einem Bericht von 2016 wurde festgestellt, dass pflegende Angehörige eine enorme Wertschöpfung von rund 37 Milliarden Euro jährlich erbringen. Trotz dieser beachtlichen Summe wird ihre Arbeit oft nicht entsprechend gewürdigt, und die finanzielle Belastung bleibt weiterhin auf den Schultern der Bürger und Privatpersonen, während das Pflegesystem diese Leistuniggen unzureichend kompensiert.
Ein zentraler Punkt des Gesprächs war die Problematik der Pflegeversicherung. Diese ist laut Brigitte Bührlen lediglich darauf ausgelegt, den körperlichen Zustand der Pflegebedürftigen zu erhalten, während psychische und emotionale Bedürfnisse vernachlässigt werden. Es gibt keine Kostenträger, die für den seelischen Zustand der Pflegebedürftigen aufkommen, was eine erhebliche Lücke im System darstellt. Pflegekräfte, sowohl professionelle als auch pflegende Angehörige, stehen damit vor enormen Herausforderungen, da ihre Arbeit nur unzureichend unterstützt wird.
Brigitte Bührlen machte deutlich, dass pflegende Angehörige praktisch keine Rechte haben und dass das gesamte Pflegesystem dringend reformiert werden muss. Die Pflegekassen sind oft primär daran interessiert, möglichst wenig Geld auszugeben, was in vielen Fällen zu einer Verschlechterung der Pflegequalität führt. Dieses Ungleichgewicht im System wirkt sich stark negativ auf die Situation der Pflegenden aus, die ohnehin eine der größten Stützen des Gesundheitswesens darstellen.
Es wurde auch intensiv darüber nachgedacht, wie eine unabhängige und neutrale Beratung für pflegende Angehörige besser organisiert werden könnte. Oft haben sie keinen Zugang zu objektiven Informationen und Hilfestellungen, was ihre Situation zusätzlich erschwert. In der Stiftung „Wir! Stiftung" engagiert sich ein starkes Netzwerk von Betroffenen und Unterstützern, um genau diese Lücken zu schließen und pflegende Angehörige zu entlasten.
Im Verlauf der Diskussion über mögliche Zukunftskonzepte kam die Idee auf, Coworking-Spaces für pflegende Angehörige zugänglich zu machen. Diese könnten nicht nur als Ort für die berufliche Arbeit dienen, sondern auch als Raum des Austauschs und der gegenseitigen Unterstützung fungieren. Besonders für Menschen, die Pflege und Beruf unter einen Hut bringen müssen, könnte dies eine wichtige Entlastung darstellen und ihnen die notwendige Flexibilität und Rückhalt bieten.
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