Schondorf/Panama – Eigentlich wollten der Schondorfer Weltumsegler Paul Piendl und sein Freund Sofien mit ihrer „Wasa" in diesen Tagen die zweitägige 82-Kilometer-Fahrt durch den Panama-Kanal in Angriff nehmen. Doch jetzt kam alles ganz anders: „Wir haben die Pläne komplett geändert", erzählt der 23-jährige Bootsbauer im Telefonat mit „Aloys News". Und er verrät dabei vorab: „Panama ist phanastich. Tatsächlich wunderschön" - da hatten die Janosch-Figuren kleiner Tiger und kleiner Bär ganz offenbar Recht...

„Wir hatten uns eigentlich in Panama getroffen mit dem Plan, den Kanal zu durchqueren und dann die Küste von Costa Rica bis nach Puntarernas hochzusegeln, wo wir beide am phantastischen Sailcargo-Projekt mitarbeiten wollten", so der Schondorfer. Das ursprünlich kanadische Netzwerk Sailcargo baut gerade mitten im Urwald von Costa Rica einen dreimastigen, 45 Meter langen, emissionsfreien Frachtsegler aus Tropenholz. Costa Rico als Werftstandort wurde von den Initiatoren bewusst gewählt, da die Regierung auf dem besten Weg ist, das gesamte Land bis 2022 klimaneutral zu machen. Die Ceiba – so heißt das Schiff – soll auch als alternativen Antrieb einen Elektromotor erhalten, der ausschließlich über an Bord befindliche Solarkollektoren, Windräder und Wellenenergie-Generatoren geladen wird. Damit wäre das Elektro-Segelschiff vollkommen autark. Paul: „Das ist ein cooles Projekt", für das er sich schon vor ewigen Zeiten angemeldet hatte. Doch daraus wird nichts: Die nächsten drei Monate wird nur Sofien in Costa Rica arbeiten. Ende vergangener Woche trennten sich nach sechs gemeinsamen Wochen auf den San Blas-Inseln, in Colon, Panama City und Boccas del Torro die Wege der beiden Freunde. Vorerst einmal. Während Piendl auf der Wasa bleibt, um diverse dringend notwendige Reparaturen vorzunehmen und später versuchen will, auf einer Werft auf der Atlantik-Seite Geld zu verdienen, ist Sofien mit derm Bus nach Costa Rica aufgebrochen, um sich beim Sailcargo-Projekt einzubringen. „Wenigstens er wird dem großen Boot ein paar riesige Planken setzen", sagt Paul, der jetzt mehrere große Baustellen beackern muss. „Mehr oder weniger unerwartete, zeit- und geldaufwendige Bootsarbeiten auf der Wasa haben meine ursprünglichen Reisepläne leider durchkreuzt." Im Gespräch mit Aloys News erzählt er, welche Arbeiten in den nächsten Wochen für ihn anstehen: Da ist zuerst einmal ein permanentes Quietschen des Ruders, das dringend beseitigt werden muss. Paul: „Ich hab da dauernd ein nerviges Knacken im Ohr." Dann hat die Genau schon wieder ein Loch. „Ich hab' sie unterwegs schon zum dritten Mal genäht. Doch beim Hissen des Segels bemerkte ich ein neues Loch. „Das Material ist spröde und ohne eine professionelle Reparatur beim Segelmacher sieht es schlecht aus für das rote Tuch."

Dazu kommt: „Das Beiboot leckt schon wieder. Und die Wasa braucht dringend einen neuen Anti-Fouling-Anstrich benötigt." Der verhindert, dass sich Muscheln und Algen am Boot festsetzen. Außerdem benötigt das Hauptschott neues Laminat im Rumpf. „Eine super-staubige Angelegenheit, da das alte Laminat komplett abgeschliffen werden muss. Da wird mir nichts anderes übrig bleiben, als ein, zwei Tage im Hostal zu übernachten", fürchtet Paul. „Ich werde die Dinge nach und nach in Ordnung bringen, damit die Wasa bis zum Pazifik wieder in Schuss ist." Dafür hat er rund drei Wochen Arbeitszeit eingeplant.

Piendls neue Planung: Wenn die Arbeiten beendet sind, bekommt er für zwei Wochen Besuch von Lelo, einer Freundin aus Windach. Im Januar will er dann die verschobene Kanal-Passage in Angriff nehmen und anschließend die Nordküste von Costa Rica hochsegeln. „Vielleicht schaffe ich es ja bis zur Werft von Sailcargo und kann ein paar Tage mit reinschnuppern." Im Februar wird Paul dann Sofien wieder „einsammeln" – und die Pazifik-Überquerung vorbereiten. Auch das ist neu: Sofien hat sich entschlossen, auf dem Pazifik mit an Bord zu sein. Paul happy: „Eine bessere Begleitung kann ich mir kaum vorstellen."

Im März wollen die beiden Richtung Polynesien aufbrechen, das Ziel heißt später Australien. Die Ankunft ist im September geplant. Wenn sich die Pläne nicht wieder ändern… 

Paul Piendl. Foto: Paul Piendl