Dießen – Anfang Mai 2022 fand eine Sitzung des Zweckverbandes der VHS Ammersee West statt. Ein Verbandsrat, Mitglied der Bayernpartei und des Dießener Gemeinderates, stellte einen Antrag gegen gendergerechte Sprache im Programmheft der VHS und dieser Antrag wurde mehrheitlich angenommen. Zu diesem Vorfall finden Sie im Anhang die Presseerklärung der Mittwochsdisko, die an aloys.news gesendet wurde:
"Was mittlerweile als Mainstream in unserer Gesellschaft angekommen ist scheint dem Mitglied der Rechtsaußen-Bayernpartei, Michael Hoffmann, seines Zeichens auch Gemeinderat in Dießen, ein Stern oder besser gesagt ein Dorn im Auge zu sein.
Der Sachverhalt:
Vom Gemeinderat Dießen für befähigt gesehen, in der Erwachsenenbildung mitzureden, missfiel Hoffmann der sogenannte Genderstern. In seiner Funktion als Verbandsrat des Zweckverbandes der Volkshochschule Ammersee West (VHS) maßregelte er die Leiterin der Einrichtung, weil diese im Programmheft der VHS den Genderstern – auch Asterisk genannt – verwendet. Dies sei „falsches Deutsch" und es handele sich um „eine sehr umstrittene Ideologie", behauptete er. Das entspricht AfD-Propaganda. Dazu brachte Hoffmann im Dezember 2021 einen Unterlassungs-Antrag ein.
Man sollte meinen, Hoffmann hätte sich damit der Lächerlichkeit preisgegeben. Leider weit gefehlt.
Sein Antrag wurde nun mit sieben gegen vier Stimmen angenommen. Dem frauenfeindlichen Antrag des rechten Gemeinderates aus Dießen stimmten die Bürgermeister Florian Hoffmann (Ländliche Wählergemeinschaft) aus Utting, Siegfried Luge (CSU) aus Eching und Richard Michl (FW) aus Windach, die Bürgermeisterin Patricia Müller (Lebenswertes Dorf) aus Greifenberg, der zweite Bürgermeister Martin Wagner (CSU) aus Schondorf sowie Gemeinderat Rudi Hoffmann (Grüne) aus Schondorf zu.
Lediglich Sandra Perzul (parteifrei), Bürgermeisterin in Dießen, Hanni Baur (SPD) und Miriam Anton (Grüne), Gemeinderätinnen in Dießen, und Peter Noll (Grüne), Gemeinderat in Utting, stimmten dagegen.
Offensichtlich sind manche Kommunalpolitiker und -politikerinnen auch jenseits der Vertreter und Vertreterinnen tumber Rechtsparteien in einer Weise abgehängt vom erreichten Niveau der Gleichstellung von Männern und Frauen, dass es beschämt. Müssen sie wirklich daran erinnert werden,
- dass Frauen vielleicht beim Sprechen mit gemeint, aber nicht automatisch mitgedacht werden? Zahlreiche Studien belegen, dass beim Verwenden einer männlichen Personenbezeichnung die Testpersonen einen Mann vor ihrem geistigen Auge sehen.
- dass nach Art 3 Abs 3 Grundgesetz niemand wegen des Geschlechts benachteiligt werden darf, übrigens auch Menschen, die sich diesen beiden Kategorien in ihrer geschlechtlichen Identität nicht zuordnen,
- dass der Rat für deutsche Rechtschreibung in seiner Sitzung am 26. März 2021 die Auffassung bekräftigt hat, dass allen Menschen mit geschlechtergerechter Sprache begegnet werden soll und sie sensibel angesprochen werden sollen,
- dass schließlich über 80 Prozent der Kunden und Kundinnen der VHS Frauen sind?
Sprache verändert sich stets, ist immer wandelbar und hat sich den Epochen angeglichen. Ein deutscher Text braucht mehr Schriftzeichen als im Vergleich ein englischer. Ob wir uns also mehr Raum für Text geben im Sinne einer gendergerechten Sprache oder ob ein Genderstern platzsparend wirkt, mag offen entschieden werden.
Der anachronistische und rein patriarchal motivierte Antrag eines Mitglieds der Bayernpartei verdient es nicht, sich damit zu befassen.
Die breite Zustimmung der gewählten kommunalen Vertreter und Vertreterinnen ist zurückzuweisen. Wir fordern, dass das Thema erneut im Verbandsrat behandelt und der Genderstern wieder zugelassen wird. Wir fordern, dass Hoffmann vom Dießener Gemeinderat gerügt und aus dem Gremium abberufen wird. Er hat sich als politisch Verantwortlicher für Erwachsenenbildung disqualifiziert.
Für die Mittwochsdisko Diessen Liane Bissinger"
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