Über den Dießener Mühlbach führt jetzt eine Brücke der Nationalen Volksarmee der ehemaligen DDR

Dießen –  Was sich anhört wie ein Aprilscherz, ist ein ganz normaler Vorgang. Die Firma Hans Bauer aus Friedberg bei Augsburg ist seit Wochen an der Uferbefestigung in den Dießener Seeanlagen tätig. Für diese Arbeiten braucht sie eine Brücke, mittels derer ihre Baustellenfahrzeuge den Mühlbach überqueren können, erklärt Bauleiter Miladen Babovic von dem Friedberger Betonbauer. Die so genannte Rialto-Brücke ist nur für Fußgänger und Radfahrer ausgelegt und die Bahnbrücke darf aus statischen Gründen nicht befahren werden. Ein Provisorium über den Bach, der in den  Ammersee fließt, war daher nötig.  

Die Stahlbetonbaufirma Lothar Beeck aus Mönchengladbach hatte tatsächlich Behelfsbrücken aus den Beständen der Nationalen Volksarmee der ehemaligen DDR vor Jahrzehnten aufgekauft und verleiht sie für solche Zwecke. Sie können in unterschiedlichen Breiten und Länge gemietet werden. Ein Schwertransport mit Autokran lieferte die Brücke in Einzelteilen am Donnerstagmorgen an. Die Männer aus dem Norden sind in der Nacht angereist und waren pünktlich zur Stelle. Ab 8 Uhr begannen Frank Mertens von der Firma Beeck und seine Kollegen mit dem Aufbau. Seit etwa 12.30 Uhr steht sie westlich der "Rialto-Brücke". Mißtrauisch beäugt vom Wrgl Nr. II, der in stoischer Ruhe neben dem neuen Nachbarn im Bächlein thront. 

Nur noch die Rampen auf der nördlichen und auf der südlichen Seite mussten angebaut werden. Mertens erklärt mit unüberhörbarem rheinischem Zungenschlag, dass der Zusammenbau der Ausweichbrücke eigentlich ganz einfach sei. Er spricht aus Erfahrung, denn er hat, wie er sagt die gleiche Brücke in Essen vor zwei Tagen aufgebaut. "Wir haben davon sogar noch einige auf Lager. Es könnten so vier bis fünf Stück sein", lächelt der Mann aus dem Ruhrgebiet. Für Dießen reicht dieser Behelf.

"Wie lange genau die Brücke allerdings stehen wird, wissen wir nicht", stellt Babovic fest. "Aber es wird wohl noch ein ganzes Jahr dauern".