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Weltumsegler Paul Piendl aus Schondorf: Die Karibik ist erreicht. Von THOMAS ERNSTBERGER

V.l.: Paul Piendl, Leon Heinrich und Moritz Nick Foto: Paul Piendl

Schondorf/Grenada – Der Anruf kam exakt fünf Tage, nachdem die „Wasa", der 43 Jahre alte Einmaster, in Französisch-Guayana abgelegt hatte. „Servus! Wir ankern jetzt vor der Südwestseite von Grenada in der Marina von Port Louis. Und wir haben sehr gutes W-LAN." Der Anrufer aus der Karibik, der gerade auf den Corona-Test für die Einreise wartete, ist der Schondorfer Bootsbauer Paul Piendl (22), der mit seinen beiden Freunden Leon Heinrich und Moritz Nick, beide ebenfalls aus Schondorf, an Silvester 2020 von Lagos in Portugal aus aufgebrochen ist, um sich seinen großen Traum zu erfüllen: Eine Weltumsegelung mit dem 9.15 Meter langen und 3,20 Meter breiten Boot.

Die ersten Etappen, insgesamt schon rund 4100 Seemeilen (7600 Kilometer)hat das bayerische Trio inzwischen zurückgelegt. Von Lagos ging's nach Lanzarote, dann weiter nach La Palma und El Hierro, die westlichste der kanarischen Inseln. Nachdem dort der defekte, elektrische Autopilot ausgetauscht werden konnte, verließen die drei Schondorfer Europa und nahmen die erste große Etappe, die Überquerung des Atlantiks, in Angriff. Es klppte alles bestens, „Wir haben die 2526 Seemeilen, das sind 4678 Kilometer, von El Hierro bis hierher in genau 19 Tagen und zwei Stunden zurückgelegt. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 5,82 Knoten. Wir hatten lediglich mit fünf bis 5,5 Knoten gerechnet", berichtete Piendl nach der Ankunft in Franztösisch-Guyana, nahe des Weltraumbahnhofs Kourou. Später ging's zu den drei kleinen, unbewohnten „Iles du Salut" (auf Deutsch „Inseln des Heils"), 13 Kilometer vor der Küste und 45 Kilometer von der Hauptstadt Cayenne entfernt. Hier spielt der weltberühmte Film „Papillon" mit. Steve McQueen und Dustin Hoffmann. Bis 1951 unterhielt Frankreich auf den Inseln ein Gefängnis für bis zu 2000 Strafgefangene. Die Ruinen können heute noch besichtigt werden – Pflichtprogramm für Piendl und Co., Ausspannen nach der großen Reise.

Nach einem Monat verließen die Drei vom Ammersee das französische Übersee-Departement und stachen in Richtung Karibik in See. Es wurde die bislang schwierigste Etappe. Grund: Ein Sturm mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 50 Knoten, der zwei Tage lang anhielt. „Das Wasser ist genauso wie am Ammersee bei Königs-Segelwetter. Grün, leicht krabbelig, mit einzelnen Schaumkronen durchsetzt. Und die Sonne brennt uns auf den Rücken", schrieb Paul am ersten Tag noch in sein Tagebuch. Aber am Abend wurde aus dem leichten Wind ein ausgewachsener Sturm. „Unsere Mägen spielten verrückt", erzählt Paul. „Es ging uns allen nicht gut und ich musste mich mehrfach übergeben. Mittlereweile sind wir uns sicher, dass es wohl eine Kombination aus Seekrankheit und Lebensmittelvergiftung war, die uns lahmgelegt hatte. Das Wasser aus dem Backbordtank schmeckte irgendwie komisch und wir hatten auch noch einen nicht mehr so frischen Salat gegessen."

Nach zwei Tagen Übelkeit und einem Tag Erholung verliefen die restlichen 150 Seemeilen des 650-Meilen-Trips dank Zwieback, Nudeln und mit viel Schlaf ohne weitere Probleme: „Als wäre nie etwas gewesen..."

Nachdem sie die Oster-Feiertage in Quarantäne verbringen mussten, wollen die drei Freunde nun ein paar Wochen auf Grenada bleiben. Piendl: „Die Insel erkunden, das Boot komplett tiefenreinigen, kleinere Reparaturen durchführeen, arbeiten, wenn sich die Gelegenheit ergibt – und ein wenig Karibikstimmung aufkommen lassen." Noch vor der nächsten Etappe werden sich dann - wie geplant – ihre Wege trennen. „Leon will nach Ecuador, Moritz überlegt noch, was sein nächstes Reiseziel sein wird." Paul wird seine Weltumsegelung fortsetzen. Dazu muss er sich jetzt eine neue Crerw suchen. 

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