Oderding (Landkreis Weilheim-Schongau) – Die ehemalige Gaststätte "Zum alten Spiegel" in Oderding (Landkreis Weilheim-Schongau) haben Zwillingsbrüder zu einer ungewöhnlichen Werkstatt umgestaltet. Alexander von Wolffersdorff und Christian Lindtner statten Film-, Musik- und Theaterproduktionen sowie Rollenspieler mit echten Helmen, Masken und kompletten Rüstungen aus.
Dass die beiden mit viel Fantasie und Humor arbeiten, zeigen schon die Namensschilder auf dem Parkplatz. Denn Peter Parker, Tony Stark und Bruce Wayne sind fiktive Helden aus bekannten Action- und Fantasy-Filme. Dagegen heißt der 45 Jahre alte Alexander von Wolffersdorff wirklich so, weil er den Namen seiner Frau angenommen hat - er paßt ja auch gut zum Werkstattmeister von Carapax, wie die eineiigen Zwillinge ihr Unternehmen genannt haben.
"Carapax nennt man eine bei verschiedenen Tiergruppen unabhängig voneinander entstandene harte Bedeckung der Körperoberseite", erzählt er, "und wir produzieren ja quasi Panzer für Menschen." Bereits 1995 hat der gelernte Zimmermann und Immobilienkaufmann seine ersten Metallrüstungen für die Rollenspielszene geschaffen, damals noch mit einfachen Mitteln in einer kleinen Garage. Später wurde er aufgrund seines Talents viele Jahre hauptberuflich als Plattner (Rüstungsschmied) beim Unternehmen Hammerkunst verpflichtet und leitete die Rüstungswerkstatt.
"Schon als Buben waren wir im Paterzeller Eibenwald unterwegs und haben mit den Pfadfindern Lager gebaut!" Damals mussten sie ihre Ausrüstung noch selbst basteln, heute haben die Brüder ihr Hobby zum Beruf gemacht und verschmelzen Kunst und Handwerk zu einzigartigen Objekten. "Als Metallbildner sind wir ein eingetragener Handwerks- und Ausbildungsbetrieb in der Handwerkskammer für München und Oberbayern", sagt Alexander nicht ohne Stolz, denn er verschickt seine Unikate weltweit an Sammler und Rollenspieler.
Letztere treffen sich mit Geichgesinnten auf grossen Veranstaltungen zum "Live Action Role Playing" (LARP), bei dem die Teilnehmer ihre Spielfigur physisch selbst darstellen. Die Bezeichnung Cosplay steht für "costume play" und meint gleichfalls das Verkleiden und Posieren als fiktive Figur aus Comics, Filmen oder Videos. "Da begegnet man Hexen und Hobbits, Superhelden und Sciene Fiction-Gestalten", erzählt Alexander, der mit seinen Produkten häufig auf Messen unterwegs ist. Ob Star Wars oder Herr der Ringe - Carapax erfüllt individuelle Kundenwünsche.
Sein Qualitätsanspruch ist enorm: Für eine komplette Rüstung hämmert, schweißt, schleift und lackiert er in seiner Werkstatt bis zu hundert Stunden. "Entsprechend teuer ist eine maßgefertigte Ausstattung - mehrere tausend Euro!" Wenn man die Ausstellungsstücke in Odering sieht, möchte man kaum glauben, dass man sich in einem solchen Metallkleid samt Helm sehr gut bewegen und sogar kämpfen kann. Als Material dient ein bis einhalb Millimeter dicker Schwarzstahl. "Der läßt sich geschmeidig bearbeiten, ist extrem robust und langlebig, aber trotzdem relativ leicht." Reich werde er mit Carapax nicht, räumt er ein, aber für ihn gibt es nichts Schöneres als mit Amboss, Hammer und Treibinstrumenten zu arbeiten.
Wer selbst einmal bei einem Live-Action-Rollenspiel mitmachen möchte: Das größte der Welt ist "ConQuest of Mythodea" auf der 60 Hektar großen Fläche des Ritterguts Brokeloh in Niedersachsen. Das Festival mit bis zu 10.000 Besuchern findet dieses Jahr vom 2. bis 6. August statt. Während der gesamten fünftägigen Dauer spielen die Teilnehmer ihre Rolle ohne Unterbrechungen und die Handlung geht pausenlos weiter, auch nachts.
"Während meine Rüstungen echt sind, wird in Brokeloh ausschließlich mit Polsterwaffen gekämpft", betont Alexander. Diese Waffen sind mit Schaumstoff gepolstert, mit Latex überzogen und so bemalt, dass sie fast echt aussehen.
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