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"Der ganz normale Alltag". Nachrichten aus dem Gemeindebau mit Tipps gegen die Langeweile. Von Edmund Epple gen. Discy

Interessante Tipps bietet Edmund Epple gen. Discy. Foto: Peter Wilson

Landsberg – So, die Inventurschlacht ist nun endlich geschlagen. Jetzt kann man sich wieder voll auf den ganz normalen Alltag konzentrieren. Was das sein soll, der ganz normale Alltag, ist allerdings nach wie vor unklar. Ich bedanke mich bei allen, die mir letzte Woche mit vielen guten Ratschlägen zur Seite standen, um mir bei meiner Alltagsbewältigung zu helfen. Z.b. einfach mehr Masken in die Jackentaschen stopfen. Das funktioniert aber leider bei mir nicht, weil meine Jackentaschen voll sind mit Handy, Schlüssel, Taschentüchern und Hustenbonbons von vor'm Krieg. Apropos Husten: ich möchte an dieser Stelle nochmal klarstellen, dass ich kein Maskengegner im querdenkerischen Sinn bin. Ich mag die Dinger nicht, bezweifel aber nicht deren Nützlichkeit in bestimmten Situationen. Ein "normales" Weihnachts- und Wintergeschäft hat für mich nicht selten den Nebeneffekt gehabt, mich über die Feiertage flachlegen zu müssen, weil von Viren und/oder Bakterien niedergestreckt. Oder zumindest hieß es für eine(n) von uns, sich mit zwar harmlosen, aber trotzdem sehr lästigen Erkältungen herumzuschlagen. Dank Maskenpflicht im Laden und dank der Tatsache, dass sich die allermeisten daran hielten, gab es bei uns im letzten Jahr nicht mal ein leises Hüsteln zu vermelden. Außer der Phantomgrippe, die mich gelegentlich morgens beim Aufwachen ereilt, wenn ich ein Halskratzen verspüre verbunden mit der Gewissheit, dass das Ende nah ist. Sobald ich von der Gattin dann aber den Satz höre: "Hast wieder mal ganz schön geschnarcht heut Nacht" verfliegt die Panik. Den Rest erledigt dann eine Tasse Tee.

Dass ein Mann keine zwei Dinge gleichzeitig erledigen kann, also zb über die Rettung der Welt nachdenken und eine Maske aufsetzen, leuchtet mir ebenso ein wie die Diagnose "multifaktorielles Problem mit psychobiosozialen Auslösefaktoren". Die trockenste Analyse kam aus Wien, the home of Freud (danke, Frau Magister), mit der schlichten Ansage: "Verdrängung!" - Ja, auch da kann ich mit, denn ich bin ein großer Fan der Verdrängung und jederzeit bereit, die schöne Illusion einer schnöden Realität vorzuziehen.

Man muss sich ja immer an den positiven Dingen entlang hangeln. So heisst die Lockdownverlängerung ja auch, dass wir nicht von früh bis spät in die Maske atmen müssen, sondern uns so organisieren können, dass es immer ausreichend Sauerstoff gibt. Ich ertappe mich sogar manchmal beim Gedanken, dass mir das lieber sein könnte wie ein geöffnetes Ladengeschäft mit Maskenpflicht, Zugangsbeschränkung, Plexiglasscheibe und allerhand anderer unkomoder Dinge, die einen in jeder Sekunde daran erinnern, das das Leben einer verschissenen Hühnerleiter gleicht. Also irgendwann muss man sich schon auch wieder vollständig locker machen können. Nur leider kann man das, auch wenn viele das nicht einsehen wollen, von niemandem wirklich einfordern. Die Hühnerleiter macht niemand sauber. Das muss man selber erledigen oder damit klarkommen. Die Zeit "nach Corona" wird sicher nicht unspannender als die Gegenwart. Es bleibt uns wohl allen nichts anderes übrig als sich zusammenzureissen und das Beste draus zu machen.

Die Trauermeldungen vom Sterben der Innenstädte werte ich überwiegend als Krokodilstränen. Denn nicht Corona oder die damit verbundenen Maßnahmen haben die Innenstädte auf dem Gewissen, sondern wir alle. Die Immobilienbesitzer, die Konzerne, die Politik, das Publikum. Alle! Einige mehr, andere etwas weniger. Im Gegensatz zum Eindruck, den ich wahrscheinlich oftmals erwecke, halte ich das Internet und auch das Kaufen "im Internet" nicht für eine Todsünde. Es geht nicht ums entweder-oder. Es geht aber sehr wohl um Fairness statt um's Aussaugen, Disruption und Kaputtschlagen. Die "The Winner takes it all" Mentalität, die in erster Linie mit der New Economy eingezogen ist, ist ein Problem. Das Grundübel ist in den Folgen von Reagan, Thatcher und geistig moralischer Kohl-Wende zu finden: das Fördern von privatem Trash TV, die Kommerzialisierung und damit Hysterisierung von Nachrichten, das Durchkommerzialisieren des Gesundheitswesens, Investionen in Verblödung statt in Bildung. Selbst jetzt in einer Pandemie folgen wir marktradikalen Ideen, als gute Gläubige! "Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht!" Und das absurde ist zudem, dass es ausgerechnet die Marktradikalen sind, die Monopolen Vorschub leisten. Das Volk schaut dabei Jahrzehnte lang nur auf den Preis und wundert sich am Schluss, dass die Rechnung doch nicht aufgeht. Die Hotline in Bangalore hilft auch nicht weiter. Man bleibt in der Warteschleife stecken... Das Internet "gehört" höchstens drei Firmen, Onlinehandel heisst Amazon, Suchmaschine heisst Google, Musik heisst Spotify, Video heisst YouTube und ganze Innenstädte gehören nur sehr wenigen Eigentümern...

usw.... Aber mit Verurteilungen sollte man sich zurückhalten. Viele haben es nie anders gekannt und sehen die Lösung jetzt ausgerechnet im Tribalismus/Nationalismus. Holy Shit! Aber so ist das mit den Religionen und anderen Glaubensrichtungen. Spätestens in der dritten Generation werden sie brandgefährlich oder man schafft es, sie wieder loszuwerden. Es ist also noch Hoffnung.

So, nun bin ich wieder abgeschwoffen aus dem Alltag. Der Alltag schaut eigentlich ganz gut aus, wenn ich mir's genau überlege. Zumal mit folgenden Produkten:

Zum Lesen (zur Vertiefung meiner super-schlauen Ausführungen)

Frank Bösch - Zeitenwende 1979

Wer die Gegenwart verstehen will, muß zu allererst in die Vergangenheit blicken. Das ist keine Binsenweisheit, wie dieses Buch beweist. Frank Bösch analysiert die Quellen, die zu unserer Gegenwart geführt haben. Das Jahr 1979 war in vielerlei Hinsicht wegweisend. Leider nicht immer im Positiven...2019 erschienen und mittlerweile in der 6.Auflage verfügbar (CH Beck Verlag)

Zum Hören

Es gibt eine neue Scheibe (Vinyl only) von Embryo. "Live Behind The Green Door" ist im Eigenverlag erschienen. Wir haben wenige Exemplare. Leider haben die aber alle leicht eingeknickte Cover. Preis ist EUR 25,00. Wer ordert, bekommt als Entschädigung für die kleine Unschönheit von uns einen Eisgutschein von der Schokoladenmanufaktur Dillinger (am Hauptplatz, gleich ums Eck bei uns) mitgeliefert. Quasi die Downloadcard für bessere Zeiten...

und heute endlich da:

Jeff Tweedy - Love is the King

Neues Album als CD und Vinyl, immer wieder verschoben. Nun (12.02.) endlich erhältlich

oder wie wär's damit?

Celeste - Not Your Muse

Der Rising Star aus England mit markanter Soulstimme. CD und Vinyl (bereits in der Nachpressung)

David Ramirez - My Love Is a Hurricane

Ich bitte um Beachtung für diesen tollen Singer-Songwriter aus Austin, Texas. CD und Vinyl

Dan Penn - Living On Mercy

Eine Legende des Memphis Sounds, bald 80 Jahre alt und Autor vieler bekannter Soulhits wie zb Cry Like a Baby. Sein Soloalbum vom letzten Jahr wurde hier noch nicht genügend gewürdigt. CD und Vinyl

Mogwai - As the Love continues

Das mittlerweile 10.Studioalbum. Als CD, ltd DoCD, LP Boxset Ltd. (rote 3erLP +CD), gelbe oder schwarze DoLP

Weezer - Ok Human

Neues Album ab 12.02. Als CD und Vinyl. und limitierte farbige Vinyl...

Steiner & Madlaina - Wünsch mir Glück

Norah Steiner und Madlaina Pollina (Pippo's Tochter) sind ein hörenswertes schweizer Singer-Songwriter Duo. CD und Vinyl ab 12.02.

Edie Brickell & the New Bohemians - Hunter And The Dog Star

Neues Album auf CD und Vinyl

Goat Girl - On All Fours

CD und Vinyl. Vier Damen, die in bester Indierock Tradition an die Pixies, Breeders, Elastica oder PJ Harvey erinnern. Wilde Energie eben...

Tommy Flanagan - In His Own Sweet Time

Live Mitschnitt seines Solokonzerts im Birdland, Neuburg aus 1994. Jazz History! CD only

Keith Jarrett - Budapest Concert

Solokonzert aus der 2016er Tour, aus der auch "Munich 2016" stammt. Die CD gibt's seit Herbst. Vinyl nun endlich ab 12.Februar erhältlich

Bob Dylan - 1970

Vor Weihnachten bekamen wir wenige Exemplare der 3-fach CD "1970" von Bob Dylan aus der 50th Anniversary Collection Serie in Miniauflage (man munkelt von 300 Stück weltweit). Daher wird dieses Kleinod nun bereits auch für stattliche dreistellige Summen gehandelt. Erstmals wird ein Album dieser Serie nun aber doch auch regulär aufgelegt. "1970" erscheint nun offiziell und in höherer Stückzahl nochmal am 26.02. Wer also leer ausging, hier ist die neue Chance. Zwar nicht mit dem Ursprungscover, aber immerhin... Wir nehmen ab sofort Vorordern entgegen. Preis ca. EUR 25,00. Das sollte diejenigen, die im Dezember zu den Glücklichen gezählt haben nun aber hoffentlich nicht allzu sehr ärgern, ....

Peterlicht - Beton und Ibuprofen

Ab 05.03. CD und farbiges Vinyl (limitiert)

Die Konzertsaison 2021 wird auch größtenteils ausfallen. Das muss man so zur Kenntnis nehmen. Ob wir im Oktober wieder Stoppok & Artgenossen in Landsberg zu Gast haben werden, steht ebenfalls noch in den Sternen. Herr Stoppok wird am 21. Februar 65 Jahre alt und hat keine Lust nicht zu feiern. Anlässlich des Runden gibt er ein Onlinekonzert für das man sich hier anmelden kann.

Vor ein paar Tagen hat mich auch Stacey Kent angeschrieben und gebeten, Grüße ans Landsberger Publikum auszurichten (ja, so sind sie, unsere Künstler). Als zusätzlichen kleinen Gruß aus der Diaspora schickt sie dieses Video: "Lovely Day" 

Täglich neue Tipps und Anregungen gibt es im Discy Gemeindebau

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