Von Alois Kramer auf Dienstag, 01. Dezember 2020
Kategorie: Kultur

Back to the Future – Der Schondorfer Physikprofessor Hans-Dieter Betz hat seinen ersten Roman geschrieben. Der spannende Thriller ist erst seit etwa vier Wochen auf dem Markt.

Schondorf – „Wissen Sie", erklärt Hans-Dieter Betz beim Gespräch in seinem Schondorfer Haus, „ich lese eigentlich nur Fachliteratur". Das glaubt man dem Atom- und Experimentalphysiker gerne, aber dieses Wörtchen „eigentlich" ist gefährlich. Dahinter verbirgt sich oft etwas Anderes. Er liest noch was – nämlich Krimis. Zur Entspannung, im Urlaub. Auch von Agatha Christie. Aber „die sind im Grund genommen zwar spannend, aber ein bisschen oberflächlich". Immer die selben Charaktere, immer die selben Motive. Der Experimentalphysiker, der in München eine Spin-Off Wetterfirma mit weltweiter Aktivität gegründet hatte, beschloss vor nicht allzu langer Zeit selbst einen Krimi zu schreiben. Herausgekommen ist ein über 400 Seiten dickes Werk mit dem Titel „Blitzschlag. Spuren der Zukunft". Der Name des Buches erinnert zunächst an die „Back to the Future"-Reihe aus Hollywood. Aber das ist nicht unbedingt eine inhaltliche Ähnlichkeit. Zwei Jahre hat Betz daran gearbeitet. Eine Menge Bücher dazu gewälzt. „Als ich mir so Gedanken über das, was ich erzählen wollte, machte, stellte ich fest, dass es kein Krimi wird, sondern ein richtiger Thriller". Wenn man im Internet nachschaut, um den Unterschied zwischen Krimi und Thriller zu verstehen, bekommt man eine recht plausible Erklärung: „Charakteristisch für Thriller ist das Erzeugen eines Thrills, einer Spannung, die nicht nur in kurzen Passagen, sondern während des gesamten Handlungsverlaufs präsent ist, ein beständiges Spiel zwischen Anspannung und Erleichterung". So steht's im Wikipedia-Eintrag zum Begriff „Thriller".

Ob ihm das wohl seine Studenten oder Kollegen zugetraut hätten, dieser Hang zu einem Thriller? Eine müßige Frage. Was würden wir dadurch mehr wissen?

Der gebürtige Mannheimer forschte als junger Wissenschaftler bis 1972 am renommierten Massachusettes Institut of Technology (MIT) in Cambridge in den USA und wurde danach Professor für Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

Der mittlerweile 80-jährige ist schon längst von seinen Vorlesungen entpflichtet, wie man an der Uni sagt. Aber so ganz ohne Arbeit geht es für den „Blitze-Papst", wie er wegen seiner umfassenden Kenntnisse über dieses merkwürdige atmosphärische Phänomen genannt werden könnte, nicht. Das Schreiben, Kreativ-Sein, Lösungen-Finden, Weltprobleme, sind die wichtigsten Motive für „Blitzschlag". Wie es sich für einen Wissenschaftler gehört, hat der Professor alles gut durchdacht. „Ich stellte unterschiedlichste Charaktere auf und recherchierte intensiv, zum Beispiel im Bereich der Evolutionslehre, um zu sehen, ob vielleicht real werden könnte, was ich mir da ausgedacht habe". 

Hauptfigur ist die 28 Jahre alte Laura. Betz beschreibt sie als hübsch intelligent, zielstrebig und strukturiert. Sie forciert die Ermittlungen zum Tode ihres Vaters Peter. Er wurde ermordet, glaubt sie. Peter ist es nämlich gelungen eine Mutation von Weizen so intelligent zu erzeugen, dass der Anbau selbst bei durch den Klimawandel erschwerten Bedingungen gelingt. Zur Personage gehören zudem Giovanni als egozentrischer Neuromediziner mit ungewöhnlich futuristischen Ideen beim „Brain-Hacking". „Es durften nicht zu viele Personen dabei sein, denn sonst verliert der Leser den Überblick". Wie ihm später nach Abgabe des Typoskripts Lektoren bestätigten, hat Betz intuitiv alles richtig gemacht beim Schreiben: Spannungsbogen, Realitätsnähe, sprachliche Abwechslung, gute Bilder.

Ebenso vertiefte sich der Professor in Bereiche wie Autonomes Fahren und Künstliche Intelligenz. Der Roman spielt in der Zukunft. Aber nicht in einer fernen Zukunft, sondern in einer Zeit, die vielleicht 40 bis 50 Jahre von uns entfernt liegt. Das Buch thematisiert aktuelle Errungenschaften und Probleme der modernen Gesellschaft, wie Klimawandel, Ernährungskrise und Gedankenmanipulation. In dieser Zukunft werden fortschrittlichste Errungenschaften, die wegen segensreicher Wirkungen entwickelt wurden, bis zum äußersten missbraucht. Ein besonderes Element entsteht dadurch, dass modernste Techniken visionär in die nahe Zukunft fortgeschrieben werden und Erweiterungen der Handlungsmöglichkeiten bieten. „Überraschende Effekte erscheinen dem Leser auf den ersten Blick ,unmöglich' zu sein, obwohl sie trotz Tangierens von Grenzgebieten den Rahmen der Naturgesetze beachten, das ist ein entscheidendes Kriterium beim Schreiben gewesen", versichert Betz. Der Physiker hat nichts gegen Science-Fiction oder sogar gegen Fantasy-Filme wie „Star-Treck". Er sieht das als eine Erweiterung der Möglichkeiten des menschlichen Denkens an. 

Da hat der Vater dreier Kinder noch vieles in seinen Roman hineingepackt, was wirklich gut in der nahen Zukunft möglich sein könnte wie Methoden zur Gedankenübertragung und Gehirnmanipulation. Schließlich ist sein Erfindungsreichtum so groß, dass er Gags wie künstliche Blitze, Ionen-Feuerwerke statt Chemie-Feuerwerk, Kompakt-Quantenrechner und zum Beispiel Echtzeit Viren-Scanner in seinen Thriller einbaute.

„Ich habe den Thriller für ein sehr breites Publikum geschrieben. Dazu gehören vor allem die Gruppe derjenigen, die hauptsächlich eine spannende Handlung verfolgen möchten, und die Menschen, die sich der Vorteile, aber auch der Gefahren moderner Techniken bewusst sind. Schließlich auch informierte Leser, welche die dargestellten Visionen einordnen können", freut sich der junge Krimi-Autor und lächelt.

Im Gegensatz zum Standardwerk über Blitze, „Lightning", das Professor Betz mit U. Schumann und P. Laroche 2009 im renommierten Springer-Verlag herausgegeben hat und das für 444,93 Euro als gebundenes Buch zu haben ist, bekommt der Leser „Blitzschlag. Spuren der Zukunft"  in Deutschland bereits für 21.30 Euro.

Hans-Dieter Betz, Blitzschlag. Spuren der Zukunft. Im Novum-Premium-Verlag, ISBN 978390327195-1, 21.30 Euro in Deutschland (21,90 Euro in Österreich). 

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