Landsberg – Kurzfristig sei er eingesprungen, sagte Organist Johannes Skudlik vor dem Konzert am Samstag in der Stadtpfarrkirche gegenüber aloys.news. Eigentlich hätte ein anderer Künstler den 36. Landsberger Orgelsommer eröffnen sollen. Es kam etwas dazwischen. So was passiert. Ein Schaden war das auch nicht. Der Künstlerische Leiter dieser seit Jahrzehnten erfolgreichen Reihe hat nämlich die etwa 120 Zuhörer mit seinen Interpretationen der Werke von Johann Sebastian Bach, César Franck und Félix Alexandre Guilmant vollständig überzeugt. Dafür bedankte sich das Publikum mit begeistertem Applaus. Es saß mit gebührendem Abstand ganz corona-konform verteilt auf den Kirchenbänken. Auch im 36. Jahr ihres Bestehens haben die samstäglichen Orgelmatineen in Mariä Himmelfahrt nichts von ihrem Reiz verloren, selbst wenn sie im neuen Gewande erscheinen. Im Jahr 2021 wird das Konzert als eine liturgische Veranstaltung abgehalten. Daher wird auch kein Eintritt verlangt sondern um einen Spende gebeten. Das wurde schnell deutlich als Stadtpfarrer und Hausherr Michael Zeitler zu Beginn seine Gedanken zu „Bach & Bibel", dem neuen Motto der Konzertreihe, äußerte. Der größte Orgelkomponist aller Zeiten sei ein tiefgläubiger Mensch gewesen. „Soli Deo Gloria", alles „Gott zum Ruhme" sei das Motto des Barockkomponisten gewesen, so der katholische Geistliche über den herausragendsten Musiker des Protestantismus. Musik gehört eben allen.
So begann Skudlik die Matinee mit einem Choral aus der Hand von César Franck (1822 - 1890). Man spürt bei dieser Komposition den Geist des barocken Genres aber auch die sinfonische Kraft der französischen Orgeltradition des 19. Jahrhunderts. Was zunächst schlicht daher schreitet, entfaltet eine ungemeine Pracht. Bachs folgende Sinfonia aus der Kantate „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit" aus Bachwerkeverzeichnis (BWV) 106 in der Transkription von Guilmant führte direkt in den Kosmos einer Gott gewidmeten Musik. Wie sehr Bach das Leben liebte, obwohl er ein Prosastück wie „Komm süßer Tod", BWV 478, vertonte, erläuterte Michaela Ringler. Bach habe stets eine „Balance" zwischen Lebensfreude und Endlichkeit" eingehalten. Die Schondorfer Grundschullehrerin explizierte den Text aus der Tradition des Pietismus, in dem sie ihn auf die heutige Zeit anwandte. Sie illustrierte damit zudem das neue Konzept. Bei jeder Matinee wird eine andere Person ihre Gedanken zu Bach und Bibel vortragen. Gerade jetzt, betonte Ringler, wo wir beginnen bei einem fast absehbaren Ende der Pandemie, das Leben wieder in den Blick zu bekommen, sei eine „Sehnsucht" nach dem Tode bedenkenswert. Aber, so Ringler „wir haben gelernt, dass der Tod mitten unter uns weilt". Mit einer kraftvollen 1. Symphonie in d-moll aus opus 42 von Félix Alexandre Guilmant beendete Skudlik diese Andacht. Besonders reizvoll gelang ihm das Hirtenmotiv im „Pastorale" und vor allem zeigte er welch gewaltige Orgel in dieser spätgotischen Kirche im Zentrum von Landsberg steht und welchen Klangreichtum sie hat. Skudlik demonstrierte damit vor allem, welche Freude es macht, Orgelmusik auf einer der besten Orgeln in Europa zu hören.
Nächste Woche:
Samstag, 26. Juni 2021
11.15 Uhr
Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt
Giulio Mercati aus Mailand
Werke von J.S. Bach, Krebs, Karg-Elert, Reger und Vierne
Eintritt frei gegen Spende.
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