Ihr Start im Frühjahr war zwiespältig: Auf der einen Seite grosse Freude über das modernisierte Rathaus mit ihrem neuen Büro, andererseits gab es nach dem Rücktritt ihres Amtsvorgängers und dessen Stellvertreterin eine Menge Ärger.
Sonnleitner: Zwei Lager im Gemeinderat kann man nur schwer miteinander versöhnen, aber ich habe mich bemüht, die Situation möglichst zu beruhigen. Ob mit dem kürzlich geschlossenen Vergleich der zerstrittenen Parteien vor Gericht (wir berichteten) die Sache erledigt ist, wird sich zeigen. Im Rathaus habe ich mich rasch eingewöhnt, denn ich bin ja keineswegs ein Neuling, sondern war bereits eine Periode lang stellvertretender Bürgermeister mit sehr guten Kontakten überall im Landkreis.
Mit Fertigstellung der Außenanlagen wird die 2,6 Millionen teure Rathaus-Sanierung gerade endgültig abgeschlossen. Auf Oberhausen warten aber noch etliche größere Aufgaben - welches sind die wichtigsten?
Sonnleitner: Priorität hat für mich auf jeden Fall die Wasserversorgung, für die seit Anfang des Jahres nicht mehr der Wasserbeschaffungsverband, sondern die Gemeinde zuständig ist. Inwieweit der Bestand saniert oder ein Hochbehälter gebaut werden soll, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht klar; da müssen wir uns auch mit dem Wasserwirtschaftsamt abstimmen.
Ein weiteres wichtiges Thema ist der Breitbandausbau, da geht es um sehr viel Geld. 800.000 Euro dafür sind bereits ausgegeben, ein Viertel dieser Summe entfällt auf Oberhausen. Ausgaben in Höhe von 4,2 Millionen stehen noch an, von denen müssen wir zehn Prozent selbst bezahlen. Wie das künftige Betreiberkonzept aussehen wird, steht noch nicht fest, da sind wir gerade am Überlegen. Diese beiden Punkte werden auch bei der nächsten Bürgerversammlung zur Sprache kommen.
Wie kann Oberhausen diese und andere Aufgaben finanziell stemmen?
Sonnleitner: Über unser Rücklagenpolster von 3,5 Millionen sind wir schon recht froh, außerdem ist die Gemeinde schuldenfrei. Heuer können wir der allgemeinen Rücklage rund 430.00 Euro zuführen - aber dieses Geld ist auch ganz schnell wieder weg, wenn man schaut, wie teuer ein neuer Traktor für den Bauhof ist. 175.000 Euro sind zum Beispiel nur für die Bauarbeiten am Rathaus-Parkplatz fällig.
Auch in Oberhausen haben es vor allem junge Familien nicht leicht, eine erschwingliche Wohnung zu finden. Was hat die Gemeinde an der Waldstrasse vor?
Sonnleitner: Was da später einmal gebaut werden kann, läßt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Das hängt von den hydrogeologischen und dem Baugrund-Gutachten ab. Und auch die Details einer Fließrichtungs- und Risikoanalyse müssen wir abwarten. Beim ehemaligen Westenrieder-Anwesen an der Dorfstraße hat sich der Gemeinderat für ein Mehrgenerationenhaus ausgesprochen, das heißt, es sollen Wohnungen für Familien und Singles quer durch alle Altersschichten entstehen. Dabei möchte der Architekt den historischen Charakter des Ensembles bewahren.
Wie sieht es mit dem Hochwasserschutz aus?
Sonnleitner: Es gibt ja ein interkommunales Schutzkonzept für die drei Gemeinden Eglfing, Huglfing und Oberhausen; derzeit läuft die Planung für die Ausschreibung. Das ist ein langwieriges Thema und wird uns sicher noch einige Zeit beschäftigen.
Also jede Menge Arbeit für Gemeinderat und Verwaltung. Was ist sonst noch geplant?
Sonnleitner: Es gibt ja das ganze Jahr über eine Fülle kleinerer Aufgaben, von denen der Bürger relativ wenig mitkriegt. So bauen wir diesen Sommer im Kinderhaus am Storchennest eine zweite Spielebene ein, das Gemeindearchiv muss sortiert werden, bei der Aussegnungshalle an der Pfarrkiche ist eine öffentliche Toilette geplant, der Radweg nach Polling soll realisiert werden, mittelfristig brauchen wir ein neues Feuerwehrhaus - an Arbeit fehlt es bis zum Ende der Wahlperiode also sicher nicht.
Das hört sich nicht so an, als könne ein ehrenamtlicher Bürgermeister das alles quasi im Nebenjob bewältigen?
Sonnleitner: Die Ehre ist das Eine, die Amtsgeschäfte etwas anderes. Im Ernst: Mit weniger als 40 Wochenstunden bin ich in den ersten hundert Tagen kaum hingekommen. Aber mir war durchaus klar, dass das kein beschaulicher Rentnerjob wird und mir macht es ja auch viel Freude zu sehen, wie in unserem Dorf gemeinsam etwas vorangeht.
Dazu kommen wunderbare Erlebnisse wie meine erste Trauung als Standesbeamter. Unser neuer Flügel im Rathaus wurde gespielt, die Brautleute weinten und ich war kaum weniger nervös als die beiden. Das sind schöne und bewegende Momente, die man nicht so schnell vergißt!
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