Schriftgröße: +
3 Minuten Lesezeit (695 Worte)

Kein Rentnerjob. Bürgermeister Rudolf Sonnleitner im Interview. Peter Stöbich

Bürgermeister Rudolf Sonnleiter vor dem mit Millionenaufwand sanierten Rathaus. Foto: Stöbich
Oberhausen – Seit Rudolf Sonnleitner als neuer Bürgermeister der Gemeinde Oberhausen vereidigt wurde, sind rund 100 Tage vergangen. Wir sprachen mit ihm über ein erstes Fazit und die wichtigsten Projekte in nächster Zeit


Ihr Start im Frühjahr war zwiespältig: Auf der einen Seite grosse Freude über das modernisierte Rathaus mit ihrem neuen Büro, andererseits gab es nach dem Rücktritt ihres Amtsvorgängers und dessen Stellvertreterin eine Menge Ärger.

Sonnleitner: Zwei Lager im Gemeinderat kann man nur schwer miteinander versöhnen, aber ich habe mich bemüht, die Situation möglichst zu beruhigen. Ob mit dem kürzlich geschlossenen Vergleich der zerstrittenen Parteien vor Gericht (wir berichteten) die Sache erledigt ist, wird sich zeigen. Im Rathaus habe ich mich rasch eingewöhnt, denn ich bin ja keineswegs ein Neuling, sondern war bereits eine Periode lang stellvertretender Bürgermeister mit sehr guten Kontakten überall im Landkreis.


Mit Fertigstellung der Außenanlagen wird die 2,6 Millionen teure Rathaus-Sanierung gerade endgültig abgeschlossen. Auf Oberhausen warten aber noch etliche größere Aufgaben - welches sind die wichtigsten?

Sonnleitner: Priorität hat für mich auf jeden Fall die Wasserversorgung, für die seit Anfang des Jahres nicht mehr der Wasserbeschaffungsverband, sondern die Gemeinde zuständig ist. Inwieweit der Bestand saniert oder ein Hochbehälter gebaut werden soll, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht klar; da müssen wir uns auch mit dem Wasserwirtschaftsamt abstimmen.

Ein weiteres wichtiges Thema ist der Breitbandausbau, da geht es um sehr viel Geld. 800.000 Euro dafür sind bereits ausgegeben, ein Viertel dieser Summe entfällt auf Oberhausen. Ausgaben in Höhe von 4,2 Millionen stehen noch an, von denen müssen wir zehn Prozent selbst bezahlen. Wie das künftige Betreiberkonzept aussehen wird, steht noch nicht fest, da sind wir gerade am Überlegen. Diese beiden Punkte werden auch bei der nächsten Bürgerversammlung zur Sprache kommen.


Wie kann Oberhausen diese und andere Aufgaben finanziell stemmen?

Sonnleitner: Über unser Rücklagenpolster von 3,5 Millionen sind wir schon recht froh, außerdem ist die Gemeinde schuldenfrei. Heuer können wir der allgemeinen Rücklage rund 430.00 Euro zuführen - aber dieses Geld ist auch ganz schnell wieder weg, wenn man schaut, wie teuer ein neuer Traktor für den Bauhof ist. 175.000 Euro sind zum Beispiel nur für die Bauarbeiten am Rathaus-Parkplatz fällig.


Auch in Oberhausen haben es vor allem junge Familien nicht leicht, eine erschwingliche Wohnung zu finden. Was hat die Gemeinde an der Waldstrasse vor?

Sonnleitner: Was da später einmal gebaut werden kann, läßt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Das hängt von den hydrogeologischen und dem Baugrund-Gutachten ab. Und auch die Details einer Fließrichtungs- und Risikoanalyse müssen wir abwarten. Beim ehemaligen Westenrieder-Anwesen an der Dorfstraße hat sich der Gemeinderat für ein Mehrgenerationenhaus ausgesprochen, das heißt, es sollen Wohnungen für Familien und Singles quer durch alle Altersschichten entstehen. Dabei möchte der Architekt den historischen Charakter des Ensembles bewahren.


Wie sieht es mit dem Hochwasserschutz aus?

Sonnleitner: Es gibt ja ein interkommunales Schutzkonzept für die drei Gemeinden Eglfing, Huglfing und Oberhausen; derzeit läuft die Planung für die Ausschreibung. Das ist ein langwieriges Thema und wird uns sicher noch einige Zeit beschäftigen.


Also jede Menge Arbeit für Gemeinderat und Verwaltung. Was ist sonst noch geplant?

Sonnleitner: Es gibt ja das ganze Jahr über eine Fülle kleinerer Aufgaben, von denen der Bürger relativ wenig mitkriegt. So bauen wir diesen Sommer im Kinderhaus am Storchennest eine zweite Spielebene ein, das Gemeindearchiv muss sortiert werden, bei der Aussegnungshalle an der Pfarrkiche ist eine öffentliche Toilette geplant, der Radweg nach Polling soll realisiert werden, mittelfristig brauchen wir ein neues Feuerwehrhaus - an Arbeit fehlt es bis zum Ende der Wahlperiode also sicher nicht.


Das hört sich nicht so an, als könne ein ehrenamtlicher Bürgermeister das alles quasi im Nebenjob bewältigen?

Sonnleitner: Die Ehre ist das Eine, die Amtsgeschäfte etwas anderes. Im Ernst: Mit weniger als 40 Wochenstunden bin ich in den ersten hundert Tagen kaum hingekommen. Aber mir war durchaus klar, dass das kein beschaulicher Rentnerjob wird und mir macht es ja auch viel Freude zu sehen, wie in unserem Dorf gemeinsam etwas vorangeht.

Dazu kommen wunderbare Erlebnisse wie meine erste Trauung als Standesbeamter. Unser neuer Flügel im Rathaus wurde gespielt, die Brautleute weinten und ich war kaum weniger nervös als die beiden. Das sind schöne und bewegende Momente, die man nicht so schnell vergißt!

0
×
Stay Informed

When you subscribe to the blog, we will send you an e-mail when there are new updates on the site so you wouldn't miss them.

Wahnsinn: Radfahrer auf der A 95
Küche brennt – 15.000 Euro Schaden

Ähnliche Beiträge

 

Kommentare

Derzeit gibt es keine Kommentare. Schreibe den ersten Kommentar!
Bereits registriert? Hier einloggen
Freitag, 26. April 2024

By accepting you will be accessing a service provided by a third-party external to https://aloys.news/

Anzeige
Anzeigen
Werben bei aloys.news
Gärtnerei Niedermeier

Beliebteste Artikel

21. September 2023
Aktuelles
Ammersee West – Heute ist der letzte Tag des kalendarischen Sommers. Die Seen sind noch warm. Daher informieren wir Sie weiterhin täglich auf aloys.news wie warm oder auch wie kalt aktuell die Seen si...
30741 Aufrufe
23. Juni 2021
Aktuelles
Starnberg/Herrsching – Folgende Pressemitteilung bekam aloys.news gestern von der Gemeinde Herrsching: Liebe Bürger*innen, derzeit häufen sich wieder die Hinweise auf Zerkarienbefall bei Badenden. Vor...
13987 Aufrufe
15. August 2021
Meinung
In eigener Sache – Es wird keinen Lockdown mehr geben, versprechen uns die Politiker. Statt dessen kommt 3G. Gekauft, gekühlt, getrunken? Schön wär's. Geimpft, genesen, getestet. Ich als Eure Gastgebe...
11340 Aufrufe
09. April 2021
Aktuelles
Landkreis Landsberg am Lech – Antigen-Schnelltests haben ihren Namen daher, weil das Ergebnis schnell vorliegt. Sie können nur durch geschultes Personal durchgeführt werden – dafür wird ähnlich w...
10662 Aufrufe
01. Juli 2020
Aktuelles
aloys.news ist die regionale, kostenfreie Online-Zeitung für aktuelle Nachrichten, Meldungen und Beiträge aus den Landkreisen Landsberg am Lech, Starnberg, Fürstenfeldbruck und Weilheim...
9059 Aufrufe